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Die Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2009

Bild DJLP 2009Jetzt ist es amtlich – heute um 17.30 Uhr begann auf der Buchmesse die Veranstaltung, auf der die Preisträger des diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreises bekannt gegeben wurden. Um 19.00 Uhr war dann alles vorbei und so mancher hat sich vielleicht gewundert, welche Bücher aus den Nominierungen diesmal das Rennen gemacht haben. Falls ihr es noch nicht wisst: Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird jährlich auf der Frankfurter Buchmesse verliehen – und zwar in vier Sparten: Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch.

Verantwortlich für die Auswahl der Bücher ist die so genannte Kritikerjury, die aus neun Leuten besteht. Außerdem wird noch von einer Jugendjury, bestehend aus mehreren Leseclubs, ein fünfter Preis verliehen. Schließlich wurde dieses Jahr noch der Sonderpreis für das Gesamtwerk im Bereich Illustration vergeben.

Cover TanFangen wir mit dem Bilderbuch an. Den Preis bekam in diesem Jahr der Australier Shaun Tan für „Geschichten aus der Vorstadt des Universums“ (Carlsen-Verlag, Übersetzung: Eike Schönfeld) verliehen. Mit der Mischung aus innovativen und künstlerisch wertvollen Illustrationen und philosophischen Geschichten überzeugte das Buch die Kritikerjury. Dass „Geschichten aus der Vorstadt des Universums“ wirklich ein ganz besonderes Buch ist, könnt ihr in der Rezension bei Jugendbuchtipps.de nachlesen. Sehr empfehlenswert!

Cover SteinhöfelWeiter geht es mit dem Kinderbuch. Für „Rico, Oscar und die Tieferschatten“ (Carlsen-Verlag) hat Andreas Steinhöfel schon einige Preise bekommen – auch die Kritikerjury zeichnete Steinhöfels Buch als bestes Kinderbuch des Jahres 2008 aus. Die Geschichte um den „tiefbegabten“ Rico, der den hochbegabten Oskar als Freund gewinnt, ist sowohl sprachlich als auch von der Geschichte her ein besonderes Kinderbuch, das Jung wie Alt gerne lesen. Auch zu „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ gibt es eine Buchbesprechung bei Jugendbuchtipps.de.

Cover BrooksIn der Sparte Jugendbuch wurde aus den sechs nominierten Titeln von Kevin BrooksThe Road of the Dead“ (dtv, Übersetzung: Uwe-Michael Gutzschhahn) ausgewählt. Kevin Brooks ist schon mehrmals für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert worden, hat bisher aber nur einmal für „Lucas“ den Preis der Jugendjury bekommen. In „The Road of the Dead“ wird Ruben, ein sensibler Junge, mitten in eine gewalthaltige Welt geschubst, und Kevin Brooks lotet genau aus, wie Ruben damit zurechtzukommen versucht. Das Buch ist – wie ihr der Buchbesprechung bei Jugendbuchtipps.de entnehmen könnt – atmosphärisch äußerst dicht. Ein bisschen Bedenken hatte ich beim ersten Lesen in Bezug auf die Gewaltdarstellungen, die schon sehr heftig sind. Doch inzwischen habe ich das Buch noch einmal gelesen und muss mein Urteil diesbezüglich revidieren.

Cover KornAls bestes Sachbuch wurde schließlich Wolfgang Korns Buch „Das Rätsel der Varusschlacht“ (Fackelträger-Verlag) ausgezeichnet. Das Buch überzeugte die Kritikerjury dadurch, dass es aufzeigt, wie man in den Bereichen Archäologie und Geschichte wissenschaftlich arbeitet. Der Leser wird dabei mit auf eine Entdeckungsreise genommen, bei der Theorien über den Ort der Varusschlacht, der bis heute nicht 100 %-ig bekannt ist, vorgestellt und überprüft werden. Geschichte und Archäologie – hier am Beispiel der Varusschlacht, bei der vor 2000 Jahren die Römer gegen die Germanen unterlegen waren – wird so für Jugendliche zu einem Erlebnis, die genialen Illustrationen von Klaus Ensikat unterstützen das.

So viel zu den Preisträgern der Kritikerjury …

Update 17.10.2009:
Cover ZusakAuch der Preis der Jugendjury sowie der Sonderpreis für das Illustrationsgesamtwerk seien nun endlich nachgereicht. Die Jugendjury hat als bestes Buch des Jahres 2008 Markus ZusaksDie Bücherdiebin“ ausgewählt. Das Buch des australischen Autors handelt von einem Mädchen, das im Dritten Reich zu Pflegeeltern nach Bayern kommt und die schlimme Zeit u. a. aushält, indem es Bücher stiehlt und liest. Die Buchbesprechung zu „Die Bücherdiebin“ bei Jugendbuchtipps.de findet ihr hier.

Als Illustratorin wurde schließlich von einer Sonderjury Jutta Bauer für ihr Lebenswerk prämiert. Jutta Bauer ist u. a. mit den Zeichnungen der „Juli“-Kinderbücher bekannt geworden und hat besonders häufig mit Christine Nöstlinger und Kirsten Boie zusammengearbeitet.

Fotos von der Frankfurter Buchmesse 2009 (darunter auch von der Preisverleihung zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2009) gibt es hier.

Kommentare (0)

  1. Christoph Enzinger

    Die Prämierungen hätte ich durchwegs voraussagen können, bis auf „The Road of the Dead“. Denn eine Prämierung ist ja auch eine Empfehlung. Und uneingeschränkt empfehlen würde ich dieses Buch – aufgrund der unreflektiert und brutal dargestellten Gewalt – nicht.

    Seltsam, dass „Geschichten aus der Vorstadt des Universums“ als Bilderbuch nominiert und prämiert wurde. Es ist unbestreitbar gut, aber ein illustriertes Kinderbuch, kein Bilderbuch. Da wäre „Ein neues Land“ des gleichen Autors mein Favorit gewesen.

    Antworten
    1. Ulf Cronenberg

      Hallo Christoph,

      hm, eine Prämierung ist nicht eine uneingeschränkte Empfehlung für alle, sondern heißt auch, dass mit dem Buch Diskussionen angeregt werden sollen, dass da jemand etwas Besonderes / Innovatives geschrieben hat. Und so unreflektiert sehe ich die Gewalt in „The Road of the Dead“ dann doch nicht. Manches davon merkt man erst, wenn man das Buch ein zweites oder gar drittes Mal liest. Es geht ja in Kevin Brooks Buch genau darum, wie sich ein Junge, der feinfühlig ist, mit der Gewalt, die auf ihn einbricht, umzugehen versucht. Die Gewalt ist nur ein Vehikel. Näheres findet man in der ausführlichen Begründung der Kritikerjury: http://www.djlp.jugendliteratur.org/preistraeger_jugendbuch-16.html

      Was das Bilderbuch angeht, so gibt es eine konservative Auslegung des Begriffs (Bücher fürs Vorlesealter) und eben eine umfassendere: Bücher, die den Text mit Bildern illustrieren und mit Bildern über den Text hinausweisen. Wenn man Shaun Tans „Geschichten aus der Vorstadt des Universums“ liest und anschaut, so merkt man, dass die Texte oft nicht ohne die Bilder zu verstehen sind, dass die Bilder Sachen weitererzählen, den Text fortführen und erweitern. Und damit könnte man das in einem umfassenderen Sinn durchaus als Bilderbuch ansehen. Stell dir Shaun Tans Buch mal ohne Bilder vor: Es würde vieles fehlen – die Geschichten allein wären nicht halb so gut. Damit sind die Bilder ein zentraler Bestandteil des Buches.

      Viele Grüße, Ulf

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  2. Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Buchbesprechung: Kevin Brooks “Black Rabbit Summer”

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