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Buchbesprechung: Catherine Gilbert Murdock “Keine Zeit für Kühe”

Cover MurdockLesealter 12+(Carlsen-Verlag 2009, 285 Seiten)

Nachdem ich vor ein paar Tagen schon den zweiten Band von Andreas Steinhöfels „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ gelesen habe, kommt nun schon der nächste zweite Band zu einem Buch (erfolgreiche Geschichten werden wohl gerne fortgesetzt …). Catherine Gilbert Murdock hat vor fast drei Jahren „Wir Kühe„, ein erfrischendes Buch über ein Mädchen, das auf einer Farm lebt, geschrieben und nun nachgelegt. Die Geschichte um DJ, die in einem Jungenteam Football spielt, geht weiter und heißt „Keine Zeit für Kühe“.

Inhalt:

Von allen wird Darlene Joyce nur DJ genannt, und das Mädchen lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Curtis auf einer Farm. Ihre beiden großen Brüder gehen bereits auf die Universität, wo sie als begnadete Footballspieler viel Erfolg haben. DJ ist für ihr Alter sehr groß und spielt leidenschaftlich gerne Football, und im letzten Sommer hat sie Brian, einen etwas verwöhnten Jungen, trainiert. Inzwischen sind die beiden gute Freunde und treffen sich regelmäßig. Aus der Freundschaft wird bald mehr und DJ und Brian gehen miteinander.

Doch das ist alles nicht so ganz einfach, denn Brian scheint sich seinen Freunden gegenüber, die wie er selbst aus besseren Verhältnissen kommen, DJs wegen zu schämen. Und außerdem spielt DJ im Football-Team, das der größte Konkurrent von Brians Team ist. Ansonsten kommen die beiden jedoch gut miteinander zurecht, denn DJ schätzt an Brian seine Art, zuzuhören und einfühlsam zu sein. Außerdem hilft er DJ, die häufig die Kühe melken und anderes erledigen muss, immer wieder auf der Farm beim Arbeiten.

Eines Tages passiert jedoch etwas Schlimmes. Die Familie von DJ schaut im Fernsehen ein Football-Match an, bei dem ihr großer Bruder Win stark verletzt wird. Die Sanitäter tragen Win, der zwar noch atmet, sich aber sonst nicht rührt, mit einer Bahre vom Spielfeld und kurz darauf kommt ein Anruf, dass Win seine Familie braucht. DJs großer Bruder hat eine schlimme Wirbelsäulenverletzung, und es ist nicht klar, ob er sich jemals wieder bewegen können wird …

Bewertung:

Um es gleich vorwegzunehmen: So angetan wie von „Wir Kühe“ war ich von „Keine Zeit für Kühe“ nicht. Und das lag vor allem daran, dass dem Buch insbesondere in der ersten Hälfte nicht gerade eine große Story zugrunde liegt. Sehr ausführlich wird der zögerliche Beginn von Brians und DJs Freundschaft geschildert – und irgendwie tritt hier das Buch etwas zu sehr auf der Stelle. Für eine spannende Liebesgeschichte, auch wenn das alles gut, aber nicht aufsehenerregend erzählt wird, tut sich hier einfach zu wenig.

Erst als DJs Bruder Win bei dem Football-Match schwer verletzt wird (wovon übrigens auf dem Buchrücken nichts erwähnt wird – dort wird hauptsächlich die Liebesgeschichte vorgestellt), ändert sich die Geschichte – für meinen Geschmack etwas zu spät. Als dann DJ in die Klinik ihres Bruders fährt und sich um diesen zu kümmern versucht, wird es psychologisch endlich spannender. Denn Win wehrt alle Hilfeversuche ab, zieht sich total zurück und will überhaupt nichts mehr mit der Welt zu tun haben.

Wie es DJ dann mit Unterstützung anderer gelingt, ihren Bruder aus diesem tiefen Loch herauszuholen – das ist dann doch wesentlich interessanter als die eher zahme Liebesgeschichte sowie die Milieuschilderung, die man ja schon aus dem ersten Band kennt, zu Beginn des Buches. Am Ende habe ich dann „Keine Zeit für Kühe“ doch noch einigermaßen zufrieden aus der Hand gelegt, jedoch mit der Erkenntnis, dass die Grundaussage auch eine Wiederholung der Botschaft aus Band 1 ist: Man muss sein Leben in die Hand nehmen und aus Schicksalsschlägen das Beste machen.

Fazit:

3-einhalb von 5 Punkten. „Keine Zeit für Kühe“ ist eine Fortsetzung des Vorgängerbandes – und zwar sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf dessen Botschaft. Und deswegen hat Band 2 im Vergleich zu „Wir Kühe“ ein bisschen an Reiz verloren. Nichts wirklich Neues tut sich da.

Dennoch: Wer „Wir Kühe“ gerne gelesen hat, wird sich freuen, dass die Geschichte um DJ und ihre Familie eine Fortsetzung findet, und kann beherzt auch zum zweiten „Kühe“-Band greifen. Ohne die Erwartung, dass bahnbrechend Neues geschieht, kann man mit Catherine Gilbert Murdocks Folgeroman sicher auch zufrieden sein. Für eine dicke Leseempfehlung reicht es wegen der genannten Punkte aber trotzdem nicht.

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(Ulf Cronenberg, 27.04.2009)

Kommentare (0)

  1. Louisa

    Hallo, ich lese gerade das Buch „Wir Kühe“ und finde es voll interessant!

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  2. Julia

    Ich fand den 1. Teil wesentlich besser: wegen der Spannung und dem Happy End. In „Keine Zeit für Kühe“ wird mir Bryan ziemlich unsympathisch, und das Ende ist auch nicht wirklich „happy“. Aber ich finde die Zeit, die DJ im Krankenhaus verbringt, sowie ihre Angst und Sorgen ziemlich gut beschrieben, da es wirklich nicht kindlich wirkt, sondern sehr ernst. Wer „Wir Kühe“ gelesen hat, wird davon nicht ganz so begeistert sein, aber ich empfehle das Buch trotzdem weiter.

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  3. Mira

    Ich fand den zweiten Teil mindestens genauso gut, wieder mit total viel Humor geschrieben. Außerdem lernt man die Personen drumherum mal besser kennen, und schließlich gibt es ja noch den dritten Teil, der das Ende dann happy machen kann … 🙂

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