(Carlsen-Verlag 2006, 270 Seiten)
Was für ein witziges Buchcover – das lachende Mädchen mit dem gescheckten Kuh-T-Shirt und dazu der Titel „Wir Kühe“… Allerdings fragt man sich ein bisschen, was sich hinter diesem Buchumschlag verbirgt – aber neugierig macht das Cover einen zumindest.
„Wir Kühe“ ist Catherine Gilbert Murdocks erstes Jugendbuch – und man erfährt, dass die amerikanische Autorin nicht auf einem Bauernhof umringt von Kühen aufgewachsen ist (eine wichtige Information :-)). Ich war gespannt, was mich da erwartet. Immerhin hatte ich gehört, dass das Buch gut und witzig sein soll…
Inhalt:
Darlene Joyce, benannt nach ihren Großmüttern, wird von allen nur DJ genannt und wächst in einer Football-Familie, die auf einer Farm in dem kleinen Ort Red Lake lebt, auf. Weil ihre beiden großen Brüder, die als hervorragende Footballspieler beide ein College-Stipendien bekommen haben, sich mit ihrem Vater verkracht haben, ihr Vater sich wiederum vor einiger Zeit die Hüfte gebrochen hat, bliebt all die Farm-Arbeit an DJ hängen. Sie ist alles andere als begeistert davon, zumal ihre Schulnoten aufgrund der vielen Arbeit auf der Farm die letzten Jahre deutlich gelitten haben. Aber es hilft nichts – die Arbeit auf der Farm muss getan werden. Ihr jüngerer Brüder Curtis hilft zwar auch mit, ist aber wegen des häufigen Football-Trainings und der Spiele oft nicht da.
Eines Tages kommt völlig unerwartet Brian mit seinem Cherokee auf den Hof gefahren. Ausgerechnet Brian, der eingebildet ist und aus reichem Elternhaus – noch dazu aus dem verfeindeten Nachbarort Hawley – stammt. Er wurde von seinem Footballtrainer geschickt, um endlich mal zu lernen, was es heißt, sich abzurackern. DJ soll sich um Brian kümmern, ihn mit zum Heumachen nehmen – sie ist davon überhaupt nicht angetan. Doch Brian soll nur weiter in der Footballmannschaft spielen dürfen, wenn er sich auf der Farm bewährt.
Brians erster Tag ist alles andere als erfolgreich, nach einigen Stunden schmeißt er die Arbeit völlig entnervt hin. Vorher jedoch, beschimpft er DJ noch, weil diese nicht besser als eine Kuh sei und alles ohne jeglichen Protest mache, was man ihr aufträgt. Doch trotzdem kommt Brian einen Tag später wieder zurück und hilft wieder auf der Farm mit – und langsam freunden sich DJ und Brian an.
Und dann schlägt Brians Trainer etwas Unerwartetes vor: DJ soll Brian in Football trainieren – sie wüsste schließlich von ihren Brüdern, wie das geht…
Bewertung:
„Wir Kühe“ ist wirklich ein witziger Jugendroman, der jedoch einen ernsten Hintergrund. DJ beschreibt aus ihrer Sicht, wie sich durch die Begegnung mit Brian ihr Leben verändert. Das Motiv der Kühe ist immer wieder die Metapher dafür. Die wüste Beschimpfung Brians, dass sie auch nur wie eine Kuh sei, setzt bei DJ etwas in Gang. Auch wenn sie es nicht zugeben will, so erkennt sie, dass Brian durchaus Recht hat. Und das passt ihr gar nicht. So kommt DJ zum Nachdenken und erkennt, dass sie etwas an ihrem Leben verändern muss.
Brian ist es auch, der sie in eine andere Welt führt, in eine Welt, in der die Leute miteinander reden. Denn in DJs Familie spricht eigentlich niemand mit dem anderen, schon gar nicht über wichtige Dinge, geschweige denn, wenn es um Konflikte geht. Alles wird nur heruntergeschluckt. Und so ist es Brian, in dem DJ endlich einen Gesprächspartner findet und der DJs Veränderung möglich macht.
Die Geschichte um DJ ist ein toller Roman – immer wieder humorvoll -, in dem gezeigt wird, wie ein 16-jähriges Mädchen ihr Leben nach und nach selbst in die Hand nimmt – trotz aller Hindernisse, die ihr wie Steine im Weg liegen.
Fazit:
5 von 5 Punkten. „Wir Kühe“ ist ein Mutmachbuch. Ein Buch, das einem vermittelt, etwas aus dem Leben zu machen, es so zu gestalten, wie man es sich wünscht. Natürlich ist es eher ein Buch für Mädchen (ab 12/13 Jahren) – aber mir hat es trotzdem Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Catherine Gilbert Murdocks Jugendroman hat genau die richtige Portion Witz und Humor, um eine eigentlich ernste Geschichte lesenswert und unterhaltsam zu machen. Vor allem die Metapher der Kühe, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, hat es mir dabei angetan. Das ist eine tolle Idee…
Interessant ist außerdem das Aufeinanderprallen der zwei Welten: der behüteten von Brian, in der jedoch auch nicht alles so toll ist, wie es scheint, und der schwierigen von DJ, die mit all der Farmarbeit nichts zu lachen hat.
Kurz zusammengefasst: ein tolles Buch!
(Ulf Cronenberg, 17.01.2007)
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Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Buchbesprechung: Catherine Gilbert Murdock “Keine Zeit für Kühe”
Ich bin ein Riesenfan von ‚Wir Kühe‘ und ‚Keine Zeit für Kühe‘ und freue mich deshalb schon so auf das dritte Buch. Das ist bis jetzt aber nur auf Englisch unter dem Titel ‚Front and center‘ erschienen. Wann wird es auf Deutsch übersetzt?