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Buchbesprechung: Timothée de Fombelle „Vango – Prinz ohne Königreich“

Cover de FombelleLesealter 12+(Gerstenberg-Verlag 2012, 412 Seiten)

Da ist er nun, der zweite Band von Timothée de Fombelles „Vango“. Für den ersten Band seines Abenteuerromans mit dem Untertitel „Zwischen Himmel und Erde“ hat der französische Autor viele positive Kritiken bekommen: Nicht nur dass das Buch in Zeitungen und Zeitschriften lobend besprochen wurde, der Jugendroman wurde außerdem in der Sparte Jugendbuch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Geschichte um Vango findet nun in Band 2 ihr Ende – also mal keine Trilogie, wie das sonst viele Autoren machen …

Inhalt:

Vango weiß nach wie vor nichts über seine Herkunft – und um darüber mehr zu erfahren, sucht er den Mörder seiner Eltern. Eine heiße Spur führt ihn im Jahr 1936 nach New York. Dort begegnet er auch einem alten Freund: dem Mönch Zefiro, der ebenfalls jemandem hinterher ist: dem Großkriminellen Voloi Viktor, durch den das Kloster auf einer geheimen Insel vor Italien, dem Zafiro vorsteht, bedroht ist.

Doch die Suche nach dem Mörder seiner Eltern ist schwieriger als erwartet. Als er Cafarello, wie der vermeintliche Mörder heißt, zu finden geglaubt hat, erfährt Vango, dass dieser gerade in einem Gefängnis erhängt wurde. Welch Katastrophe: Vango kommt einen Tag zu spät. Allerdings gibt es Zweifel, ob der Getötete überhaupt Cafarello war; und so ist Vango am Ende genauso schlau wie zuvor.

Weil es für ihn in New York nach diesem Fehlschlag nichts mehr zu tun gibt, beschließt Vango, wieder nach Europa zu reisen … Doch das bringt Vango in neue Nöte: Die Stimmung in Europa ist – der Zweite Weltkrieg bahnt sich an – nicht gerade friedlich, und so recht weiß er auch nicht, was er nun machen soll. Vango macht sich darüber hinaus Sorgen, weil er sich verfolgt und gejagt fühlt – nicht ganz zu unrecht …

Bewertung:

Band 2 von „Vango“ (Übersetzung: Tobias Scheffel und Sabine Grebing) zusammenzufassen, ist äußerst schwer – von daher habe ich es auch nur in aller Kürze getan. Timothée de Fombelle zeigt sich nämlich auch im Folgeband als Meister zahlloser, nebeneinander herlaufender Erzählstränge. Genau das hat ja schon Band 1 so reizvoll gemacht, und im selben Tempo erzählt Timothée de Fombelle seine Geschichte in „Prinz ohne Königreich“ weiter.

Der Untertitel von Band 2 – hm … Ich finde ja, dass er schon ein bisschen zu viel über die Herkunft von Vango verrät. Aber wer in Band 1 aufgepasst hat, hat natürlich längst geahnt, dass Vango ein Zarensohn sein könnte. Welche Geschichte genau Vango jedoch hinter sich hat, erfährt man erst relativ spät im Buch, und das ist der Spannung wegen auch gut so.

Timothée de Fombelle baut seine Geschichte wieder höchst temporeich auf, und das fordert den Leser mitunter ganz schön. Zeit- und Ortswechsel sind an der Tagesordnung – manchmal hab ich mich gefragt, ob das wirklich alles akkurat geplant und korrekt ist. Aufgefallen sind mir aber keine Unstimmigkeiten. Hatte ich eigentlich angesichts der komplexen Story erwartet, dass ich nach fast einem Jahr Anschlussschwierigkeiten haben könnte, so war das nicht der Fall. Recht schnell habe ich mich an alle Figuren erinnert und konnte ohne Probleme wieder in die Geschichte eintauchen.

Die Erzählweise von „Vango – Prinz ohne Königreich“ ist opulent, und das nicht nur in Bezug auf die vielschichtige Erzählkonstruktion. Es ist schichtweg eine Freude, dieses Buch zu lesen. Es sind die vielen kleinen Ideen und die Art, wie Timothée de Fombelle Personen beschreibt, die einen für dieses Buch einnehmen.

Figuren wie der kauzige Kommissar Boulard, der irgendwann aus Angst vor Verfolgern im Polizeigebäude übernachtet, sind einfach grandios. Wenn Boulard z. B. nach einer Nacht im Präsidum am Morgen sofort einer plötzlichen Eingebung nachgehen will und in Unterwäsche durchs Präsidium marschiert, so kann man sich lebhaft vorstellen, wie seine Kollegen irritiert darauf reagieren. Die draufgängerische Ethel, vor der man sich allein wegen ihres Fahrstils schon in Acht nehmen sollte, darf natürlich auch nicht fehlen. Fast alle Figuren kennt man bereits aus Band 1 – diesen muss man deswegen vorher auch unbedingt gelesen haben. „Vango – Prinz ohne Königreich“ ist kein Buch, das für sich allein steht.

Am Ende habe ich Band 2 von „Vango“ hochzufrieden aus der Hand gelegt. Das Buch hat mich hervorragend unterhalten, mich zum Schmunzeln gebracht – es hat jedoch immer wieder auch tragische Moment, die von Timothée de Fombelle jedoch augenzwinkernd erzählt werden.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Timothée de Fombelle hat seine Geschichte bravourös zu Ende gebracht. Wer eine intelligente und zeitlose Abenteuergeschichte mit überraschenden Wendungen und Humor lesen möchte, dem seinen die beiden Vango-Bände wärmstens empfohlen. Die Bücher sind nicht nur für Leser ab 12 Jahren eine Empfehlung wert, sondern an ihnen dürften auch erwachsene Leser ihre Freude haben.

Es gibt nicht gerade viele französische Jugendbuchautoren, die ins Deutsche übersetzt werden (übrigens etwas, das mich wundert). Marie-Aude Murail wäre da seit vielen Jahren zu nennen – doch ansonsten? Timothée de Fombelle ist ein Name, den man sich merken sollte, denn der Autor ist ein großartiger Erzähler – mit Sinn für Witz, Tempo, Dramatik und außerdem einer großen Portion Esprit. Lassen wir uns überraschen, was auf „Vango“ folgen mag.

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(Ulf Cronenberg, 08.07.2012)

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