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Buchbesprechung: Rachel Ward „Numbers – Den Tod vor Augen“

Cover Rachel WardLesealter 14+(Chicken-House-Verlag 2011, 429 Seiten)

Band 1 von „Numbers“ mit dem Untertitel „Den Tod im Blick“, der Debütroman der Engländerin Rachel Ward, war ein voller Erfolg. In England hat die Autorin dafür Preise eingeheimst, in Deutschland steht sie auf der Nominierungsliste der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 – nicht zu Unrecht, auch wenn das Buch, wie ich fand, kleinere Schwächen hat. Aber die Grundidee war schlichtweg faszinierend. Vor ein paar Wochen ist Band 2 „Numbers – Den Tod vor Augen“ erschienen, und ich war gespannt, ob Rachel Ward nicht nur ein pflichtmäßiges Sequel geschrieben hat, sondern ob die Geschichte genauso packend weitergeht …

Inhalt:

Adam ist der Sohn von Jem und Spinne, den Hauptfiguren von Band 1. Beide sind inzwischen tot: Spinne starb schon vor Adams Geburt, seine Mutter einige Jahre später an Krebs. Aus diesem Grund lebt Adam bei Spinnes Mutter, die ihn großzieht. Von seiner Mutter hat Adam vieles geerbt, insbesondere ihre Gabe bzw. ihren Fluch, dass er, wenn er anderen Menschen in die Augen schaut, in Zahlen ihr Todesdatum sieht. Adam bekommt folglich mit, dass in London eine schlimme Katastrophe bevorstehen muss, denn er macht Hunderte von Menschen aus, deren Todesdatum der 01.01.2028 ist.

In der Schule trifft Adam einen Mädchen namens Sarah, das ungewöhnlich heftig reagiert, als es ihn erblickt: Sarah schreit ihn an, er solle verschwinden und sie in Ruhe lassen. Adam versteht das nicht. Wenn er ihr in die Augen schaut, spürt er, dass er bei ihrem Tod, der in der fernen Zukunft liegt, dabei sein wird. Er hat das Gefühl, in Sarah den Menschen gefunden zu haben, den er lieben wird.

Was er zunächst nicht weiß und erst sehr viel später erfährt, ist, dass Sarah seit langem ein ständig wiederkehrender Albtraum plagt. In diesem Albtraum nimmt ein Junge, der Adam zu sein scheint, Sarah ihr Baby weg, und sie weiß, dass es kurze Zeit darauf sterben wird. Aus diesem Grund will sie mit Adam nichts zu tun haben.

Ansonsten ist Sarahs Leben gerade völlig aus den Fugen geraten: Sie erwartet ein Kind von ihrem Vater, der sie missbraucht hat, und flüchtet von zu Hause, ohne zu wissen, wo sie als schwangere Frau unterkommen und wie sie zurechtkommen soll. Doch Sarah empfindet Adam gegenüber nicht nur Abscheu, sie fühlt sich gleichzeitig zu ihm hingezogen.

Bewertung:

„Numbers – Den Tod vor Augen“ – die Übersetzung ist wieder von Uwe-Michael Gutzschhahn – ist kein schmales Bändchen, sondern hat über 400 Seiten. Trotzdem habe ich das Buch innerhalb von 24 Stunden ausgelesen – eine Zugfahrt kam mir da gerade recht. Um nicht groß um den heißen Brei zu reden: Band 2 von „Numbers“ ist mehr als packend und toppt den Vorgänger um einiges. Hatte „Den Tod im Blick“ noch einige kleinere Schwachpunkte, so kann man das von „Den Tod vor Augen“ nicht behaupten. Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

Das geht schon damit los, dass die Geschichte von Adam und Sarah konsequent abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptpersonen erzählt wird – alle zwei bis ca. zehn Seiten wechselt der Erzähler. Zu Beginn, als die beiden sich noch nicht kennen, werden die zwei Erzählstränge getrennt aufgebaut, doch schon bald sind sie zusammengeführt. Diese Konstruktion entpuppt sich schnell als ein geschickt arrangiertes Ineinandergreifen zweier Sichtweisen und ist für eine ordentliche Portion erzählerisches Tempo verantwortlich. Das ist mehr als solide gemacht und wirkt an keiner Stelle aufgesetzt.

Außerdem lebt das Buch von seinen Figuren. Neben Sarah und Adam spielt vor allem Adams Großmutter eine tragende Rolle in dem Roman, und so geheimnisvoll und leicht mystisch die beiden Jugendlichen angelegt sind, ist es auch Adams Oma. Trotz der Ecken und Kanten, trotz einer gewissen Schrulligkeit bei allen drei Hauptpersonen kommt man nicht umhin, mit ihnen mitzufühlen und mitzufiebern – vor allem die Albträume von Sarah und Adam (denn er leidet massiv unter seiner Gabe) lassen einen als Leser einfach nicht los. Hinter all dem steht ein großes psychologisches Gespür, mit dem Rachel Ward ihre Figuren beschreibt.

Die Geschichte an sich klingt von der Grundanlage her – der 01.01.2028 rückt im Buch Tag für Tag näher – schon spannend, aber was Rachel Ward im Laufe des Romans noch draufpackt, ist beeindruckend und entfaltet eine große Dramatik. Da erfährt man nach und nach die Todesdaten von Sarah, Adams Großmutter sowie Sarahs Baby (ich werde einen Teufel tun und sie hier verraten), und alles wird dadurch immer verwickelter und … – ja, irgendwie auch unheimlicher. Wie eine Spinne das Netz um ihre Beute zuzieht, wird die Geschichte von Seite zu Seite fesselnder, bis am Ende der große Showdown kommt.

Seltsamerweise fand ich das große Finale am schlechtesten an dem Buch, auch wenn es vorher Stück für Stück aufgebaut wurde und man ja wissen will, wie die Geschichte ausgeht. Warum? Weil hier die psychologische Spannung, die aus den Konflikten zwischen den Personen resultiert und die auf den 350 Seiten vorher raffiniert angelegt wurde, etwas in den Hintergrund rückt. Dem Buch ankreiden kann man das jedoch beim besten Willen nicht, denn der Showdown ist folgerichtig und muss am Ende ja kommen …

Fazit:

5 von 5 Punkten. Ich muss schon sagen: Dass Rachel Ward Band 1 von „Numbers“ mit dem Nachfolger noch einmal deutlich übertrumpfen kann, hätte ich nicht gedacht. Ich bin bei Folgebänden immer etwas skeptisch – zu oft bin ich davon schon enttäuscht worden –, und deswegen lag „Numbers – Den Tod vor Augen“ auch erst einmal ein paar Wochen auf meinem Lesestapel. Ich hatte erwartet, dass die Idee mit den Todeszahlen in Band 2 an Reiz verliert. Weit gefehlt. Rachel Ward hat einiges dazugelernt. Der Spannungsbogen ist diesmal besser gespannt – vor allem auch, weil die Autorin gekonnt zweiperspektivisch erzählt –, und die Figuren sind psychologisch dichter beschrieben.

„Numbers – Den Tod vor Augen“ ist ein Buch, mit dem man Lesemuffel ködern können sollte. Wer bei diesem Buch nicht für mehrere Stunden Computer und Fernseher in der Ecke stehen lässt, dem kann nicht geholfen werden. Rachel Ward ist ein toller Thriller mit einem geheimnisvoll-mystischen Touch gelungen, der auf der psychologischen wie auf der Handlungsebene gleichermaßen hervorragend funktioniert. Wow!

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(Ulf Cronenberg, 30.06.2011)

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Kommentare (0)

  1. Christoph Enzinger

    Nach den ersten Seiten dachte ich mir: Mmh, eine Fortsetzung. Wird mir das gefallen? Die Idee mit den Sterbedaten ist ja schon bekannt …
    Aber dann … entwickelt sich da ein hochinteressanter, spannender, bedrückender Krimi, verknüpft mit der wohl schwierigsten Liebesgeschichte, die ich in einem Jugendbuch je gelesen habe, und einer sehr berührenden Schilderung der Gefühle einer jungen Mutter. Hervorragend konstruiert. Da stören auch die mehrfachen Unwahrscheinlichkeiten, dass Adam immer zur rechten Zeit am rechten Ort ist, nicht. Ein tolles Buch.
    Ja, der Schluss ist etwas schwach. Aber eigentlich sehr realistisch. Dennoch lässt er in seiner Offenheit den Schluss zu, dass die Autorin hier noch an eine weitere Fortsetzung gedacht hat.
    Dieses Buch ist sehr zu empfehlen. Man kann es getrost auch ohne die Kenntnis von “Numbers. Den Tod im Blick” lesen. Es ist zwar eine Fortsetzung, aber eine komplett eigenständige Geschichte.

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  2. Linda Neureiter

    Ich finde dieses Buch schon toll, aber das erste hat mir besser gefallen.

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  3. Tamika

    Ich liebe alle drei Bände davon. Ich habe mit dem zweiten angefangen, weil ich die Farbe schöner finde. Danach habe ich das dritte Buch gelesen und dann das erste. Ich liebe es. I LOVE IT!

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  4. Anna

    Ich liebe diese Bücher

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