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Buchbesprechung: Roddy Doyle “Wildnis”

Cover DoyleLesealter 14+(cbj-Verlag 2010, 206 Seiten)

Erst vor kurzem hat „Wildnis“ vom irischen Schriftsteller Roddy Doyle den Luchs der Wochenzeitung Die Zeit und von Radio Bremen bekommen (den Artikel dazu findet ihr hier). Entsprechend gespannt war ich auf das Buch. Dass der Jugendroman von Andreas Steinhöfel übersetzt wurde, kann man ja durchaus auch schon vorab als ein gewisses Qualitätsmerkmal ansehen.

Der Titel „Wildnis“ und das Buchcover zeigen auch gleich, worum es in dem Buch hauptsächlich geht: Roddy Doyle hat einen Abenteuerroman geschrieben, der jedoch noch einiges mehr beinhaltet …

Inhalt:

Tom und Johnny, die beiden Brüder, leben mit ihren Eltern Frank und Sandra in einem Haus – doch zur Familie gehört noch die 18-jährige Gráinne, die aus einer früheren Ehe von Frank stammt. Gráinnes Mutter Rosemary hatte sich, als Gráinne noch ein Kind war, recht plötzlich aus dem Staub gemacht und war nach New York gezogen. Zu Gráinne hat sie all die Jahre keinen Kontakt gehabt und nichts von sich hören lassen.

Gráinne ist unausstehlich zum Rest der Familie, und so beschließen Frank und Sandra, dass Sandra mit den beiden Jungen für eine Woche nach Finnland fahren soll, um die schwierige Familiensituation zu entspannen. Während der Ferienwoche kommt Rosemary nach Irland, und Gráinne, die sich den Besuch ihrer Mutter im Kopf positiv vorgestellt hat, wird alsbald enttäuscht …

Tom, Johnny und Sandra genießen dagegen die Zeit im winterlichen Finnland. Besonders begeistert sind die beiden Jungen von den Huskys, mit denen sie die nächsten Tage zu mehreren Schlittentour aufbrechen sollen. Doch bei der zweiten Schlittentour mit Übernachtung geht etwas schief: Sandra kommt nicht in der Hütte an – niemand hat bemerkt, dass sie unterwegs verloren gegangen ist. Da die Erwachsenen sich nur halbherzig auf die Suche machen, beschließen Tom und Johnny auf eigene Faust, nach ihrer Mutter zu suchen, und schnappen sich hierfür zwei Schlitten mit Hunden.

Bewertung:

Auch wenn cbj eher in Bezug auf die Abenteuergeschichte für dieses Buch wirbt: „Wildnis“ ist einiges mehr als das, obwohl die Rettung von Sandra durch Tom und Johnny den meisten Raum im Buch einnimmt. Der zweite Erzählstrang in Roddy Doyles erstem Jugendroman berichtet davon, wie Gráinne ihre Mutter wiedertrifft. Das Mädchen, das etwas aus der Bahn geworfen scheint, hat in ihren Träumen ihre Mutter idealisiert – doch die Wirklichkeit, als die beiden aufeinandertreffen, ist dann ganz anders. „Wildnis“ ist also nicht nur ein Abenteuerroman, sondern thematisiert auch die Probleme einer Patchwork-Familie.

Die Abenteuergeschichte in dem Buch ist letztendlich spannend erzählt, obwohl ich mir nicht so ganz sicher bin, ob sich all das wirklich so abspielen könnte, wie es dargestellt wird. Ich habe so meine Zweifel daran, dass ein 9- und ein 11-jähriger Junge auf eigene Faust in der „Wildnis“ nach ihrer Mutter suchen können – und auch dass sie dann mit ihrer Mutter eine lange und eiskalte Nacht im Freien überleben, scheint mir doch etwas weit hergeholt. Hat da jemand, der den Winter in Finnland nicht so richtig kennt, vielleicht etwas übertrieben?

Aber auch auf anderen Ebenen war ich von dem Buch nur mäßig begeistert. Roddy Doyle schreibt meist im Stakkato-Stil (danke für dieses Wort, Frau Kollmann!), in dem sich Kurzsatz an Kurzsatz reiht. Ein solcher Stil mag an bestimmten Stellen die Spannung steigern und angebracht sein – in dieser Häufigkeit fand ich ihn jedoch eher anstrengend. Es schien mir fast so, als würde ein Autor, der sonst vor allem für Erwachsene schreibt, meinen, dass man jugendlichen Lesern nicht so lange Sätze zumuten kann. Auf mich hat das jedenfalls eher eintönig und gekünstelt gewirkt. Auch dass Tom und Johnny zu fast allem „Cool“ bzw. „Coo-hool!“ sagen, fand ich in dieser Häufigkeit nicht unbedingt virtuos.

Und zu guter Letzt habe ich ein wenig Probleme damit, wem man dieses Buch eigentlich empfehlen soll. Zwischen den zwei Erzählsträngen klafft meiner Meinung nach eine deutliche Lücke. Der Abenteueranteil mag für 12-jährige Jungen passend sein (für diese Altersgruppe empfiehlt cbj das Buch auch), doch sie dürften mit der Schilderung der Familiendynamik überfordert sein. Mein 12-jähriger Sohn jedenfalls – da bin ich mir sicher – würde diese Buchteile überblättern … Das Familienportrait dagegen ist eher etwas für ältere Leser (daher auch meine Einschätzung, das Buch ab 14 Jahren zu empfehlen), die wiederum jedoch von den Abenteuerelementen etwas gelangweilt sein könnten.

Fazit:

2 von 5 Punkten. „Wildnis“ ist nicht eines der Bücher, die mich begeistert haben – und es fällt mir schwer, das Lob, das Die Zeit in dem oben erwähnten Artikel geäußert hat, nachzuvollziehen. Für meine Begriffe stimmt an diesem Buch so einiges nicht. Ich finde „Wildnis“ sprachlich eher etwas nervig, für mich gibt es zwischen den beiden Erzählsträngen eine deutliche Kluft, was die Zielgruppenadressierung angeht, und schließlich halte ich die Abenteuergeschichte eher für eine „Schreibtischtat“, als für ein wirklich packendes und stimmiges Szenario.

Dass das Buch auch einige interessante Aspekte hat, die jedoch eher in der Begegnung Gráinnes mit ihrer Mutter als in dem Abenteuerteil liegen, sei nicht verschwiegen. Auch greifen die beiden Erzählstränge manchmal geschickt ineinander. Aber für ein wirklich gutes Buch ist mir das angesichts der oben genannten Bedenken doch zu wenig. Seltsam, dass ansonsten so viel Lobendes über das Buch zu lesen ist …

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(Ulf Cronenberg, 23.02.2010)

Kommentare (7)

  1. Jan

    Also ich fand das Buch sehr schlecht gemacht und schlecht geschrieben. Ich musste es lesen – von der Schule aus! 🙁 Aber ich würde es keinem weiterempfehlen! :))

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  2. Denys

    Hab’s gelesen und finde es in Ordnung. 3 von 5 Punkten.

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  3. Liiiiiliiiii

    Hab’s gelesen und fand’s auch einigermaßen. Ich habe schon viel Besseres gelesen, aber für ein Ferien-Buch hat’s gereicht … 🙂

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  4. patrick

    Also eigentlich ist das Buch für Jugendliche sehr aufregend, weil sie sich besser mit den Gedanken der beiden Jungen in Verbindung bringen können …

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  5. Alena

    Ich finde das Buch echt klasse! Es war total spannend! Ich habe es von meiner Tante bekommen und habe mich echt gefreut, denn ich liebe Hunde!
    Echt weiterzuempfehlen!

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  6. marc

    Ich find’s super. 5 von 5 Punkten!

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  7. Theo

    Ich finde das Buch sehr spannend, und es ist 100%-ig weiterzuempfehlen. Leute, das Buch ist echt klasse. Kauft es euch. Ihr werdet es nicht bereuen!

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