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Buchbesprechung: Bali Rai: "Rani & Sukh. Eine verbotene Liebe"

Cover RaiLesealter 12+(Sauerländer-Verlag 2006, 292 Seiten)

Ein weiteres Buch des aus Indien stammenden, aber in England aufgewachsenen und lebenden Schriftstellers Bali Rai – mit farbenfrohem Buchumschlag… Gut eineinhalb Jahre ist es her, dass ich „Die Crew„, Rais zweites ins Deutsche übersetzte Buch gelesen habe. Ein Buch, das mit Charme und Witz die Situation von jugendlichen Indern in England beschrieben hat. Auch in „Rani & Sukh“ geht es um dieses Thema – diesmal allerdings um die schwierige Liebesgeschichte zweier Jugendlicher aus indischen Familien…

Inhalt:

Die 15-jährige Rani lebt mit ihren Eltern, die aus Indien stammen und in den 60-er Jahren nach England ausgewandert sind, in Leicester. Doch auch wenn die Eltern Indien schon vor längerer Zeit verlassen haben, so halten sie noch immer die indischen Traditionen sehr hoch, insbesondere, dass ihre Tochter möglichst keinen Kontakt zu englischen Jugendlichen, insbesondere Jungen, haben darf. Immer wieder wird betont, dass es die Tradition verbiete, dass man sich vor der Ehe verliebt – schon gar nicht in einen Engländer -, und entsprechend streng wird Rani erzogen. Ihre älteren Brüder sind dabei fast noch schlimmer als die Eltern und überwachen Rani ständig.
Dennoch hat sich Rani hat in Sukh verliebt – einen Jungen, dessen Eltern ebenfalls aus dem Indischen Pandschab (dem indischen Fünfstromland im Nordwesten Vorderindiens) stammen. Doch Sukhs Eltern haben sich mehr an die englischen Lebensweisen angenähert und sind bei weitem nicht so streng wie Ranis Eltern.
Die Liebe zwischen Rani und Sukh ist dementsprechend alles andere als einfach. Nur im Geheimen dürfen die beiden sich treffen, und niemand darf davon wissen. Zum Glück hat Sukhs erwachsene Schwester eine Wohnung in der Stadt, wo die beiden sich verabreden können und ungestört sind. Doch immer gibt es die Sorge, dass ihnen jemand aus der Familie auf die Schliche kommen könnte.
Als Rani Sukhs Schwester Parvy vorgestellt wird, erfahren die beiden, dass zwischen ihnen mehr als die strengen Eltern Ranis steht. Sukhs und Ranis Eltern kommen – aber das wurde vor den beiden bisher immer geheim gehalten – aus dem gleichen Dorf im Pandschab, jedoch sind die beiden Familien aufgrund eines schlimmen Vorfalls von früher tief verfeindet. Ihrer Liebe steht also noch mehr im Weg als Rani und Sukh ursprünglich vermutet hatten…

Bewertung:

„Rani & Sukh“ ist ein Buch mit viel ernsterem Ton als „Die Crew“, Bali Rais letztem Buch – es erzählt eine tragische Liebesgeschichte. Was sich da alles zuträgt, verschlägt einem ab und zu den Atem, weil man fast nicht glauben kann, wie engstirnig Ranis Eltern und Brüder immer wieder sind, welch überholten Begriff von familiärer Ehre sie haben und welch schlimme Folgen das hat. Das Buch steht damit in der Tradition vieler anderer Bücher und Filme, in denen aufgezeigt wird, wie schwer es Kinder und Jugendliche von Einwanderern in zweiter Generation in einem Land haben.
Dennoch ist „Rani & Sukh“ zugleich immer wieder auch ein hoffnungsvolles Buch, auch wenn die Probleme und Schwierigkeiten meist die Oberhand behalten. Denn es wird umfassend erklärt, warum die Familien Ranis und Sukhs miteinander verfeindet sind – ein Teil des Buches spielt sich deswegen Anfang der 60-er Jahre im Pandschab ab, wo der Grund für die Familienfeindschaft liegt.
Im Kampf gegen die engstirnigen Erziehungsvorstellungen sind die beiden Hauptfiguren kleine sympathische Helden, die immer wieder an dem Verbotensein ihrer Liebe verzweifeln, aber dennoch zueinander halten. Das ist vielleicht auch der einzige kleine Kritikpunkt, den ich persönlich an dem Buch habe: dass die Liebe zwischen Rani und Sukh fast etwas zu sehr mystifiziert wird. Sie wird beschrieben wie in einem großen Hollywood-Film.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Rani & Sukh“ ist ein sympathisches Buch, das man gerne liest und das einem auf kurzweilige Art und Weise die Welt indischer Einwanderer in England vermittelt. Wer Bücher über die Vorstellungen und Lebenswelt anderer Kulturen mag, ist mit diesem Jugendroman gut beraten – vor allem, weil die fremde Kultur in keinster Weise mit einem „Hier gibt es was zu lernen“, sondern ganz selbstverständlich beschrieben wird.
Nein, für diese moderne Romeo-und-Julia-Geschichte mit Familien indischer Einwanderer kann man insgesamt nur eine große Leseempfehlung aussprechen – auch wegen des Schlusses (für mich ja immer einer derSchlüsselstellen eines Buches), der nicht nullachtfünfzehn ist. Aufmerksame Leser von Jugendbuchtipps.de ahnen nun vielleicht schon, wie das Buch enden könnte… Mehr wird aber nicht verraten. (ab 12 Jahren)

blau.giflila.gifrot.gifgelb.gifgruen.gif

(Ulf Cronenberg, 26.03.2006)

Kommentare (0)

  1. Jiyo

    Das Buch ist witzig, cool und genau was für mich!

    Antworten

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