(ro ro ro rotfuchs 2005, 120 Seiten)
Petra Oelker ist hauptsächlich durch ihre historischen Kriminalromane für erwachsene Leser bekannt geworden, die meist – wie „Nebelmond“ – in Hamburg spielen, wo die Autorin und Journalistin auch lebt… Mit „Nebelmond“ hat sich Petra Oelker in den Kinder- und Jugendbuch-Bereich gewagt…
Einen stilvollen Buchumschlag hat sich der Rowohlt-Verlag da ausgesucht – allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ihn Jugendlichen, für die das Buch ja erschienen ist, genau ansprechend finden wie ich…
Inhalt:
Der 14-jährige David lebt alleine bei seiner Mutter – sein Vater ist vor mehreren Jahren nach Australien ausgewandert und hat seinen Sohn und seine Frau zurückgelassen.
Ulla, Davids Mutter, arbeitet in einer Immobilienfirma, und in den Stoßzeiten, wo es viel zu tun gibt, schafft sie es meist nicht, schon am Nachmittag nach Hause zu kommen. So sitzt David oft lang alleine zu Hause, spielt am Computer oder vertreibt sich seine Zeit anderweitig.
Als gerade Ferien sind, geht es in Ullas Firma besonders stressig zu – und so ruft sie bei David an, um ihm zu sagen, dass sie an diesem Abend erst gegen 22 Uhr zu Hause sein wird. David stört das nicht weiter, sitzt er doch gerade an einem spannenden Computerspiel. Als ihm das zu langweilig wird, beschließt er – entgegen den Anweisungen seiner Mutter – im Dunkeln noch rauszugehen, um am Kanal ein wenig spazieren zu gehen.
Dort wird er Zeuge eines seltsamen Gesprächs, das zwei Männer in der Dunkelheit führen und in dem mehrere Drohungen ausgesprochen werden. Als einer der beiden Männer weggeht, wundert sich David, dass der zurückgebliebene Mann so seltsam auf einer Bank sitzt. Weil David befürchtet, dass es dem Mann nicht gut gehen könnte, geht er auf ihn zu und stellt schließlich voller Entsetzen fest, dass der Mann auf der Bank tot ist.
David flüchtet so schnell es geht, er wird aber von einem anderen Mann in einer hellen Jacke verfolgt. Doch es gelingt ihm, diesen Mann abzuhängen und zur Polizeiwache zu kommen. Die Polizisten dort jedoch glauben ihm kein Wort und meinen, dass mit David die Fantasie durchgegangen sein dürfte. Auch Davids Mutter, die ihren Sohn schließlich auf der Polizei abholt, ist skeptisch, ob Davids Erzählungen wahr sind. Doch als es David am nächsten Tag so vorkommt, als würde er von jemandem beschattet, bekommt der Junge Angst…
Bewertung:
„Nebelmond“ ist eine nette Kriminalgeschichte für Kinder und Jugendliche – mehr aber auch nicht. Man mag dem Buch zugute halten, dass es in unserer gegenwärtigen Zeit spielt, eine Hauptperson hat, die einem Jungen heute sehr nahe kommt, dass Davids Mutter mit den vielen Problemen von arbeitenden, allein erziehenden Mütter von heute zu kämpfen hat – aber das ändert nichts daran, dass „Nebelmond“ einfach nicht so richtig in Fahrt kommt. Dazu ist das Buch einfach zu harmlos erzählt.
Was „Nebelmond“ eindeutig fehlt, ist Tiefe – sowohl in der äußeren als auch in der inneren Handlung – hier passiert leider fast gar nichts. Wo sind die Empfindungen und Gefühle, die ein gutes Jugendbuch ausmachen? Wo ist das Besondere an der Geschichte? Ja, selbst der Plot (also der Handlungsverlauf) dieses Kinderkrimis kann nicht gerade als sehr gelungen bezeichnet werden – alles ist dafür viel zu geradlinig erzählt.
Fazit:
2 von 5 Punkten. Nein, „Nebelmond“ ist wirklich kein Buch, das man gelesen haben muss, sondern ein harmloser Kinderkrimi, dem es deutlich an Handlungstiefe fehlt. Mit dieser oberflächlichen Geschichte kann man keine Kinder und Jugendlichen zum Lesen verführen – und ein solches Urteil spreche ich nicht leichtfertig aus. Da gibt es bessere und spannendere Kriminalgeschichten für Kinder und Jugendliche… Schade, denn andere Autoren von Erwachsenenkrimis (z.B. Håkan Nesser) haben schon gezeigt, dass Krimiautoren durchaus gute Kinder- und Jugendbücher schreiben können. (ab 10 Jahren)
(Ulf Cronenberg, 09.04.2006)
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