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Buchbesprechung: “Klick! Zehn Autoren erzählen einen Roman”

Cover KlickLesealter 14+(Hanser-Verlag 2009, 213 Seiten)

Ein interessantes Projekt ist das … Zehn Autorinnen und Autoren haben sich zusammengetan und zusammen ein Buch geschrieben. Darunter sind einige namhafte Schriftsteller, die man aus der Kinder- und Jugendbuchszene kennt: Eoin Colfer, Tim Wynne-Jones oder David Almond – Nick Hornby, der eher Erwachsenenbücher schreibt, dürften ebenfalls viele kennen.

Auch wenn es auf dem Buchrücken heißt, dass dabei ein Roman entstanden sei – so ganz richtig ist das meiner Meinung nach nicht. Es handelt sich bei „Klick!“ eher um zehn Kurzgeschichten, die thematisch zusammenhängen.

Inhalt:

George Keane, von allen immer nur „Gee“ (die englische Aussprache des Anfangsbuchstabens seines Vornamens) genannt, war ein berühmter Fotograf, der viel in der Welt herumgekommen ist. Als er an einem Herzinfarkt stirbt, hinterlässt er seinen Enkelkindern Jason und Maggie jeweils Geschenke: Jason erbt einen Stapel Fotografien berühmter Sportler mit Autogrammen, während Maggie ein Päckchen bekommt, das sie jedoch zunächst einmal gar nicht öffnen will. Sie trauert sehr um ihren Großvater, der immer so tolle Geschichten erzählt und ihr so gut wie niemand sonst in der Familie zugehört hat.

Als Maggie das Paket dann doch aufmacht, findet sie darin ein schmuckvolles Kästchen, das sieben verschiedene Fächer hat. Und in jedem der Fächer, die jeweils mit einem oder zwei Großbuchstaben beschriftet sind, ist eine Muschel, eine schöner als die andere, enthalten. Auf einer Karte hat ihr Großvater ihr außerdem die Nachricht hinterlassen, dass sie die Muscheln alle zurückwerfen solle.

Es dauert ein bisschen, bis Maggie das genaue Rätsel des Kästchens mit den Buchstaben und der Karte entschlüsselt – doch als ihr das gelungen ist, ist sie fasziniert von dem Geschenk ihres Großvaters. Denn auf diese Art und Weise wird er sie weiter in ihrem Leben begleiten und sie immer wieder an ihn denken.

Bewertung:

Was hier zusammengefasst wurde, ist lediglich die Einleitungsgeschichte des Buches von Linda Sue Park, die den Rahmen für die weiteren Geschichten setzt. Die Autoren haben ihre Geschichte sowie die schon vorhandenen jeweils an den nächsten Autor weitergereicht, der dann jeweils seine Geschichte ergänzt hat. Einige der Autoren haben eine Geschichte aus Gees Leben erzählt (z. B. von der Begegnung des Fotografen mit Muhammed Ali, dem Boxer), während andere sich andere Figuren vorgenommen haben: Da wird u. a. geschildert, wie Jason ein Mädchen kennenlernt und selbst erste Gehversuche mit dem Fotoapparat macht. Die letzten beiden Geschichten spielen in der Zukunft, in der Maggie bereits eine alte Frau ist.

Was dadurch entsteht, ist ein kleines literarisches Kaleidoskop, das im Wesentlichen durch die Hauptfiguren Maggie sowie ihren Großvater Gee zusammengehalten wird. Erstaunlich ist, dass eigentlich keine der Geschichten durch ihren Schreibstil irgendwie aus dem Rahmen fällt – alles fügt sich am Ende doch zu einem großen Ganzen.

Die schillernde Figur des Buches ist dabei eindeutig Maggies Großvater Gee, der berühmte Fotograf. In vielen der Geschichten wird er als herzensguter Mensch beschrieben, der neugierig und ein guter Zuhörer ist, sich um andere Menschen kümmert und ihnen hilft, wo es geht. Das war mir bald schon zu viel des Guten – aber genau in diesem Moment kam dann die Geschichte Nick Hornbys, in der erzählt wird, dass Gee ein Parallelleben führte und nicht nur der war, für den ihn alle gehalten haben. Das ist genau die richtige Wendung zum richtigen Zeitpunkt …

Davon abgesehen werden aber ja auch andere Figuren in den Blick genommen – und die anfängliche Fixierung auf Gee als heimliche Hauptperson wird dadurch, Gott sei Dank, nach und nach verringert. Genau das ist auch die Stärke dieses ungewöhnlichen Projektes: Es ist nicht voraussehbar, was am Ende herauskommt – das Lesen bleibt also bis zum Schluss spannend und anregend.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Klick!“ ist ein faszinierendes Buch, das nicht unbedingt nur als Jugendbuch funktioniert. Vielleicht ist es sogar eher ein Buch für Erwachsene, das man bedenkenlos auch Jugendlichen empfehlen kann. Was mich für den Geschichtenband jedenfalls eingenommen hat, waren die vielen Facetten, mit denen sich die zehn Autoren dem Leben von Gee, Maggie und ihren Verwandten genähert haben. Herausgekommen sind zehn lebendige Geschichten, unter denen jeder Leser wohl ein oder zwei eigene Favoriten finden wird. Schwächelnde Kapitel sind jedoch gar nicht darunter …

Interessant ist das Buch vor allem, weil Gee als eine der Hauptfiguren eine faszinierende Persönlichkeit ist: Gerade das ereignisreiche Leben eines bekannten Fotografen, der viel herumkommt, öffnet sehr viele Räume für ungewöhnliche Begegnungen und Erlebnisse. Ein kluger Schachzug, eine solche Person als Schreibanlass zu wählen …

Ehrlich gesagt, war ich am Anfang, als ich von dem Projekt gehört habe, ja etwas skeptisch, ob da etwas Interessantes herausgekommen ist. In der Musik gab es ja schon öfter erfolgreiche Gemeinschaftsaktionen (z. B. „We are the World“ – You-Tube-Link) – aber ob das auch in der Literatur funktionieren würde? Nun, am Ende bin ich eines Besseren belehrt und kann nur sagen: „Klick!“ ist ein gelungenes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe, immer in kleinen Dosen (Geschichte für Geschichte), und das in seiner Vielfalt etwas ganz Besonderes darstellt.

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(Ulf Cronenberg, 15.04.2009)

Kommentare (4)

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  2. Christine

    Der Junge heißt Jason, hier scheint mir der Roman nicht besonders genau gelesen worden zu sein …

    Antworten
    1. Ulf Cronenberg

      Danke für den Tipp. Ich habe es ausgebessert!

      Antworten
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