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Kurzrezension: Christian Linker "Blitzlichtgewitter"

Cover LinkerLesealter 13+(dtv-Verlag 2008, 219 Seiten)

Christian Linker hat Theologie studiert und arbeitet in der außerschulischen Jugendbildung – ein Job, der ihn zumindest nah an Jugendthemen sein lassen sollte. Das Buchcover deutet auch schon an, worum es geht: Um das, was Jugendliche alles mit ihren Handys anstellen. Ein heißes Thema, werden damit doch oft pornographische und gewalthaltige Videoclips oder Bilder verbreitet. Und genau darum geht es in „Blitzlichtgewitter“.

Fabian ist schon seit einem halben Jahr mit Becca zusammen, als diese ihm vor der Schule mitteilt, dass sie sich von ihm trennen möchte. So ganz versteht Fabian nicht, was los ist – er hat die Beendigung seiner ersten richtigen Beziehung nicht erwartet. Und Beccas „Wir können doch Freunde bleiben …“ empfindet er als Hohn.

Ein paar Tage später steigt bei einer Klassenkameradin eine Party, und sowohl Becca als auch Fabian sind eingeladen. Doch beide gehen sich auf der Fete aus dem Weg, auch wenn Fabian genau beobachtet, was Becca macht. Becca trinkt viel zu viel (Fabian allerdings nicht bedeutend weniger), und als ihre Freundinnen Becca ins Haus bringen, folgt Fabian ihnen. Er bekommt mit, dass Becca sich übergibt und findet sie schließlich später alleine in einem Zimmer auf einem Bett liegend. Seine Ex-Freundin schläft tief und fest. Und ohne genau zu wissen, was er da tut, macht er von Becca, der er vorher die Decke und das T-Shirt vom Körper zieht, mit seinem Handy Fotos.

Doch es kommt noch schlimmer: Er schreibt mit einem Filzstift nicht nur „Doofe Schlampe“ auf Beccas nackten Körper und schießt auch davon Fotos, sondern versendet diese anschließend auch noch per MMS an ein paar Freunde. Erst nüchtern am nächsten Tag wird Fabian bewusst, was er da gemacht hat, und er weiß nicht, was er tun soll. Und dann taucht auch noch die Polizei in der Schule auf und holt ihn aus dem Unterricht …

Ein brisantes Thema greift Christian Linker da auf … Was an Videos und Fotos zum Teil unter Jugendlichen auf den Handys kursiert, ist oft nicht ganz ohne und bewegt sich in der Grauzone zwischen Legalität und Illegalität. Von daher hat Christian Linker ein spannendes Thema gewählt, das er zudem interessant in seinem Buch behandelt. Die Geschichte um Fabian ist kurzweilig erzählt, und gut gefallen hat mir, dass sie im letzten Drittel eine ganz unerwartete Wendung nimmt. Zwischendrin hatte ich schon gedacht zu wissen, was noch passieren wird. Aber dem war nicht so …

Allerdings ist „Blitzlichtgewitter“ kein Buch, das es so ganz mit den besten Jugendbücher aufnehmen kann. Dafür ist das Buch insgesamt zu solide und zu brav geschrieben, und die Figuren werden insgesamt ein wenig zu oberflächlich charakterisiert. Christian Linkers Jugendroman fehlt ein wenig die sprachliche Finesse herausragender Jugendliteratur.

Fazit:

3-einhalb von 5 Punkten. „Blitzlichtgewitter“ behandelt ein wichtiges Thema, doch schimmert mir ein klein wenig zu deutlich dessen pädagogische Absicht hindurch. Auch wenn das Buch das Thema politisch absolut korrekt behandelt, Fabian trotz seines großen Fehlers ein sympathischer Junge ist – die Botschaft, die Christian Linker mit dem Buch vermitteln will, kommt zu deutlich rüber. Als wollte der Autor dem Leser nicht zutrauen, dass dieser selbst zu den richtigen Schlüssen kommt.

Doch davon abgesehen liest sich „Blitzlichtgewitter“ angenehm schnell und unterhaltsam, und die Geschichte ist nicht voraussehbar, auch wenn es in der Mitte des Buches zunächst ein wenig danach aussieht. Alles in allem kein Buch für die Best-of-Liste, aber eines, das man mal so eben als Jugendbuch-Vielleser verschlingen kann.

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(Ulf Cronenberg, 02.10.2008)

Kommentare (2)

  1. hans wurst

    „Seine Ex-Freundin schläft tief und fest. Und ohne genau zu wissen, was er da tut, macht er von Becca, der er vorher die Decke und das T-Shirt vom Körper zieht, mit seinem Handy Fotos.“
    Stimmt nicht … Becca hat auf das T-Shirt gekotzt und ihre Freundin bringt es zur Waschmaschine, also liegt sie schon vorher oben ohne im Bett.

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  2. Samantha

    Heute haben wir im Deutschunterricht das erste Kapitel gelesen. Leider habe ich, als eine der wenigen in der Klasse, einen Bezug zu anspruchsvoller Literatur. Wenn man sich in der Freizeit mehr mit anspruchsvolleren Romanen und Poesie beschäftigt, ist dieses Buch der reinste Witz. Es ist eine Klischeesammlung der Extraklasse. Einfach nicht zu empfehlen, da einmal mehr so getan wird, als würden alle Jugendliche nur an Alkohol, Sex und Beliebtheit denken. Zwar habe ich erst das erste Kapitel gelesen, jedoch wurde mir noch bei keinem anderen Buch auf den ersten Seiten so deutlich gemacht, dass ich nicht einmal ansatzweise ernstgenommen werde und meine Generation ja so verblödet sein soll.
    Kurz: Wenn ihr euch für das Buch interessiert, seht euch lieber Filme um 21:00 Uhr auf KiKa an und dann noch eine Stunde RTL, und schon kennt ihr den Inhalt und habt gleichzeitig 8,95 Euro gespart. Es ist keine Meisterleistung, so etwas zu schreiben, und selbst die Laienschauspieler bei RTL bringen diese Geschichte besser rüber.

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