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Buchbesprechung: Paula Fox “Ein Bild von Ivan”

Cover FoxLesealter 10+(Boje-Verlag 2007, 123 Seiten)

Paula Fox ist eine amerikanische Schriftstellerin, die vor allem Erwachsenen-Bücher, aber immer wieder auch Kinderbücher schreibt und dafür schon viel Lob eingeheimst hat. Vor allem ihr Schreibstil wird dabei gelobt. Auch wenn viele ihrer Bücher bereits ins Deutsche übersetzt wurden: „Ein Bild von Ivan“ – ein schmales Bändchen mit wenigen Seiten – ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe.

Das unscheinbare Büchlein hat – und so bin ich darauf aufmerksam geworden – in Deutschland bereits einen Preis bekommen – und zwar den Luchs von Die Zeit und Radio Bremen. Die Buchbesprechung dazu findet ihr übrigens hier.

Inhalt:

Ivans Mutter ist kurz nach seiner Geburt gestorben, so dass er nur bei seinem Vater aufwächst. Doch dieser hat viel zu tun und ist beruflich ständig – oft im Ausland – unterwegs. So kümmern sich meistens Gilberta, eine Haushälterin aus Haiti, die selbst Kinder hat, sowie ab und zu Ivans Onkel Gilbert um den Jungen.

Als Ivan von dem Maler Matt Mustazza gemalt werden soll, betritt er eine völlig neue Welt: Im Atelier begegnet er nicht nur dem Maler, sondern auch Miss Manderby, einer alten Frau, die sehr viele liest, viel weiß und Ivan während des langen Modellstehens vorlesen soll.

Als Matt jedoch einen Auftrag bekommt, in Florida ein altes Haus, das abgerissen werden soll, in Bildern festzuhalten, werden ihre Porträt-Sitzungen unterbrochen. Doch Matt, der Ivan ins Herz geschlossen hat, schlägt vor, dass dieser mit ihm und Miss Manderby zusammen auf die Reise geht. Und Ivans Vater stimmt zu.

So lernt Ivan schließlich in Florida Geneva kennen, ein unbekümmertes Mädchen, das ständig etwas zu reden hat. Mit ihr unternimmt Ivan viele Dinge – u.a. fahren sie auf einem kleinen Boot an einem nahe gelegenen Fluss auf und ab. Doch bald muss Ivan schon wieder abreisen, denn Matts Auftrag ist beendet und die Schule beginnt nach den Sommerferien wieder.

Bewertung:

Die Inhaltszusammenfassung klingt etwas inhaltsleer – und damit entsteht kein so richtig falscher Eindruck von dem Buch. Denn so richtig viel passiert in der Geschichte nicht. „Ein Bild von Ivan“ durchweht vielmehr ein leiser Ton, es geht eher um die Gefühle und Stimmungen in diesem Buch als um eine packende Handlung.

Entsprechend schwer habe ich mich auch getan, in dieses Buch hineinzukommen. Ivan bleibt – genauso wie die anderen Figuren – ein etwas blasser Junge, der auf seine Art naiv und unbekümmert wirkt. Eigentlich ist es erst Geneva, die in dem letzten Drittel des Buches etwas neuen Wind hineinbringt. Das Mädchen strahlt eine Lebensfreude aus, die auch ein wenig auf den Leser abfärbt.

Nach der oben bereits erwähnten Rezension in der ZEIT war ich – ehrlich gesagt – etwas enttäuscht von diesem Buch. Und beim Lesen habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, für wen dieses Buch eigentlich geschrieben ist. Jugendliche ab 10 Jahren aufwärts dürften nicht so richtig gefallen an diesem feinsinnigen Buch haben – es ist wohl eher ein Kinderbuch ab 8 Jahren und in diesem Alter eher als Vorlesebuch denn als Buch zum selbst drin Lesen geeignet. Und schließlich dürften manche Erwachsene, die an Stimmungen und eine zarten Sprache Gefallen finden, an diesem Buch interessiert sein. Doch von einem richtig guten Buch erwarte ich mir trotzdem mehr.

Fazit:

2 von 5 Punkten. Mir persönlich hat dieses Buch nicht allzu gut gefallen. Es passiert einfach zu wenig. Und sicher, die Stimmungen und Gefühle sind gut und feinsinnig beschrieben, das Buch hat auch literarischen Wert, aber für ein packendes Kinder- und Jugendbuch war mir das einfach zu wenig.

Seltsam – wie unterschiedlich verschiedene Leser dieses Buch empfinden. Auf der einen Seite das große Lob in der ZEIT, auf der anderen Seite mein Empfinden, dass das Buch schleppend ist. Aber es ist ja auch gut, wenn Bücher bei manchen Lesern einen Nerv treffen, bei anderen eben nicht…

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(Ulf Cronenberg, 22.02.2008)

Weitere Meinungen:

In Matt und Miss Manderby findet der etwas vereinsamte Junge Ivan freundliche Menschen, die sich seiner annehmen und ihm eine neue Welt eröffnen. Sie nehmen ihn mit auf eine Reise nach Kalifornien, wo er wiederum neue, schöne, positive Erfahrungen mit liebenswürdigen Menschen und der Natur macht. Zudem hilft Matt ihm Schritt für Schritt, das Trauma und die Missverständnisse im Zusammenhang mit dem Tod seiner Mutter anzugehen, indem er ihm ein Bild von der Fluchtszene malt, wie seine Mutter mit ihrer Familie als Dreijährige über die russische Grenze Richtung Westen floh.
Letztlich öffnet Matt Ivan den Blick sowohl für sich selbst („So sehe ich aus“) als auch für die Welt außerhalb seines bisherigen Horizonts („Aber seit er Matt kannte, war der Raum um ihn größer geworden.“). Matt lernt seine Ängste zu bekämpfen, selbstständig zu werden und sich der Wirklichkeit zu stellen – er will die Umwelt lieber live erleben, statt sie immer nur wie sein Vater durch den Filter des Fotoapparats zu betrachten.
Das Buch wirkt von den ersten Zeilen an äußerst poetisch – ja, kaum ist es zu glauben, dass ein Junge, auch wenn er wie Ivan ein sehr sensibler Junge ist, so denkt, sieht, fühlt. Doch muss man ihn und alle anderen Personen im Buch sofort ins Herz schließen, so liebenswürdig ist jeder für sich, auch wenn der ein oder andere vielleicht auf den ersten Blick etwas kauzig scheinen mag.
Ein ruhiges und zauberhaftes Buch voller Emotionen, dem man nicht anmerkt, dass es schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat (geschrieben 1969). Obwohl ein Junge die Hauptrolle spielt, wird es aufgrund von Stimmung und Sprache doch eher seine Leserschaft unter den Mädchen finden. Ein Gewinn ist es allemal.

(Iris Henninger)

Kommentare (0)

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  3. Jule

    Ich hab dieses Buch als Lektüre in der Schule gelesen und muss sagen, dass man in dieses Buch sehr viel Zeit investieren muss, da es eigentlich nicht sehr spannend und daher nicht sehr lesefreundlich ist.
    Der Inhalt ist zwar tiefgründig gemeint, aber nur wenn man dieses Buch mit höchster Aufmerksamkeit liest (zudem müsste man über 10 Jahre sein), kann man diese sehr tiefgründigen Gedanken über Freiheit, Freundschaft, Geborgenheit und Unverständnis erkennen.
    Es ist zwar schön, dass Paula Fox den Jugendliteraturpreis mit diesem Buch gewann, aber das Buch ist nicht allzu spannend.

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