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Buchbesprechung: Britta Keil "Zwei Sommer"

Cover KeilLesealter 13+(Ravensburger-Verlag 2007, 222 Seiten)

Zugegeben – ich hatte dieses Buch eigentlich auf den Stapel von Büchern gelegt, die ich nicht lesen wollte. Warum? Das Foto auf dem Buchumschlag, das im Original übrigens farblich weniger ausgewogen aussieht als links auf der Abbildung (man könnte sagen, es hat einen Farbstich), hat mich nicht gerade zum Lesen inspiriert – und der Text auf der Buchrückseite erst einmal auch nicht. Doch dann hatte ich gerade nichts anderes zu lesen – und ich habe „Zwei Sommer“ doch zur Hand genommen…

Britta Keil könnte man angesichts ihres Geburtsjahres 1980 wohl eine Nachwuchsautorin nennen. Und, was hat sie da für ein Buch geschrieben?

Inhalt:

Marie entdeckt auf dem Handy ihres Freundes Olli eine abgeschickte SMS: „Ich liebe dich.“ Doch leider hat Olli diese SMS nicht an sie, sondern an ihre Freundin Isa gesendet – und damit nimmt das Drama seinen Lauf… Marie ist völlig vor den Kopf gestoßen, von Olli – noch dazu mit ihrer besten Freundin – betrogen zu werden, und möchte beide nach Überwindung des ersten Schockzustands zur Rede stellen. Doch weder Olli noch Isa gehen das ganze Wochenende an ihr Handy oder sind sonst irgendwie zu erreichen.

Erst am Montag begegnet Marie ihrer Freundin in der Schule, doch Isa lässt sich auf kein Gespräch ein. Und so beschließt Marie, ihrer Freundin die eigene Karte für den gemeinsamen Urlaub in Spanien, der kurz bevorsteht, zurückzuschicken. Mit Isa will sie nichts mehr zu tun haben.

Als einziger Ausweg, um mit dieser schlimmen Sache fertig zu werden, fällt Marie ein, dass sie zu ihrer eigensinnigen, zugleich aber warmherzigen Tante Doro an die Ostsee fährt. Und so kommt sie dort an und mit Hilfe von Doro beginnt Marie langsam, den Schock zu verarbeiten.

Am Strand lernt sie auch einen anderen Jungen kennen, der dort auf seiner Gitarre klimpert: Janos ist Gitarrist und Sänger in einer Band, mit der er am nahe gelegenen Campingplatz zeltet. Er lädt Marie zu einem Lagerfeuer am nächsten Abend ein – Marie ist einerseits fasziniert von Janos, andererseits wundert sie sich aber, dass Janos‘ Freunde diesen immer als „Herzensbrecher“ bezeichnen.

Bewertung:

Ja, so kann man sich in einem Buch täuschen, wenn man sich von Äußerlichkeiten leiten lässt: nämlich dem Buchcover und dem Umschlagtext. Denn „Zwei Sommer“ hat mir alles in allem recht gut gefallen – es ist eine richtige Herzschmerz-Geschichte, die jedoch intelligent geschrieben ist und es insgesamt (von kleinen Ausnahmen abgesehen) schafft, bei dem Thema nicht in den lauernden Kitsch abzugleiten.

Britta Keils Buch – das dürfte klar sein – ist wohl eher etwas für Mädchen, aber nichtsdestotrotz hat es mir Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Maries Liebeskummer und Betrogenheitsgefühle werden aus ihrer sehr subjektiven Sicht geschildert und sind sehr eindrücklich, lebendig und realitätsnah beschrieben. Das Einzige, was mir an dem Buch eigentlich nicht so ganz gefallen hat, sind die Mails, die an einigen Stellen eingestreut sind – hier trägt die Autorin doch manchmal zu dick auf und der Herzschmerz scheint darin etwas übertrieben dargestellt zu sein.

Besonders gefallen hat mir, dass das Buch nach gut der Hälfte eine unerwartete Wendung nimmt: Es wird nämlich alles noch einmal aus der Sicht von Isa beschrieben – und das ist richtig spannend (obwohl das Buch ja sonst wenig äußere Handlung für den Leser bereithält). So hat man am Ende ein interessantes Bild dieser Dreiecksgeschichte bekommen – von zwei Seiten beschrieben. Gerade dieser Clou, der für mich völlig unerwartet kam, hat mich an diesem Buch besonders fasziniert.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Nun, ob das ein Buch ist, in dem Jungen gut weggkommen? Für Olli gilt das zumindest nicht, für Janos schon eher. Aber das ist ja auch nicht so wichtig. Denn „Zwei Sommer“ erzählt auf eine ganz eigene Weise spannend die Geschichte vom Sommer zweier Mädchen aus deren subjektiver Sicht. Und genau das macht auch den Reiz dieses Jugendbuches aus: Die Gefühle von Marie wie von Isa werden von Enttäuschung und Wut über Eifersucht bis hin zu Verliebtsein sehr genau – vielleicht manchmal ein wenig übertrieben – beschrieben. „Zwei Sommer“ ist kein Buch aus der Distanz geschrieben, sondern die Figuren stehen mitten in der Geschichte drin und erzählen daraus. Ein Buch – eindeutig für Mädchen – ab 13/14 Jahren.

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(Ulf Cronenberg, 10.02.2008)

Kommentare (0)

  1. Tammy

    Ich finde dieses Buch überaus gelungen. Ich finde, dass dort alles sehr gut beschrieben ist, vor allem die Gefühle der beiden Mädchen. Es kommt immer auf den Leser an, welche der beiden Parteien er besser findet. Schade, dass man im richtigen Leben manche Situationen von beiden Seiten her sehen kann.
    Super Buch! Sehr empfehlenswert.

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  2. Jule

    Ich finde, dass das Buch auf gar keinen Fall zu dick aufgetragen ist oder der Herzschmerz zu heftig beschrieben wird. Meiner Meinung nach hat Britta Keil ihn so gut beschrieben, dass er sehr real rüber kommt. Wer so etwas schon mal erlebt hat, weiß sicherlich, was Marie alles so durch den Kopf geht. Ich finde, es ist ein höchst perfektes Buch, das man auch mehrmals lesen kann. Und übrigens: Durch dieses Buch habe ich zu meiner Lieblingsband gefunden – das sollte schon was heißen.

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  3. Lucy

    Ich musste das Buch in meiner Klasse vorstellen. Aber da ich mich sehr für das Buch interessiert habe, war es nicht schwer. Seitdem ist es sogar mein Lieblingsbuch.
    Der Punkt ist: Das Buch kommt nicht so kitschig rüber. Trotzdem sind am Ende des Buches Fragen offen: Werden Marie und Oliver noch zusammenkommen ? Oder werden Marie und Isa wieder Freunde ? Trotzdem empfehle ich das Buch auf jeden Fall weiter!!!

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  4. Patricia

    Habe vor einigen Sekunden das Buch zugeschlagen. Habe gestern Nachmittag angefangen zu lesen. Leider ist es schon zu Ende. Ich hätte gerne gewusst, wie es mit den beiden Mädels weitergeht. Es zerreißt mir das Herz, so eine Freundschaft, so eine Liebe vergehen zu sehen, auch wenn es „nur“ ein Buch ist. Da ich selber gerade auf Wolke 7 schwebe, war es sehr mitreißend zu lesen. An einigen Stellen hatte ich selber mit Tränen zu kämpfen. Ich meine, jeder Mensch lässt sich von verschiedenen Dingen bzw. verschiedenen Schreibweisen und Ausdrücken mitreißen. JACKPOT, mich hat es mitten ins Herz getroffen.
    Habe das Buch zufällig bei Aldi entdeckt. Abverkauf für 5€. Hätte nicht gedacht, dass dies mal mein absolutes Lieblingsstück sein wird.

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  6. sophia

    Ich habe das Buch für mein Buchreferat bekommen. Besonders hat mich erfreut, dass zwei verschiedene Sichten beschrieben wurden. Das offene Ende jedoch hat mich etwas enttäuscht. Ich frage mich bloß, welche Thematik dieses Buch beinhalten soll …

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