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Buchbesprechung: Karl Olsberg "Das System"

Cover OlsbergLesealter 16+(Aufbau-Verlag 2007, 399 Seiten)

Eigentlich ist das ja kein Jugendbuch – aber nachdem ich das Buch von Aufbau-Verlag bekommen hatte und es vorgestern recht begeistert aus der Hand gelegt habe, wollte ich es doch hier bei Jugendbuchtipps.de vorstellen. Denn in „Das System“ geht es um ein recht brisantes Thema, das in einen Thriller gepackt wurde: Ein Computerprogramm spielt verrückt und gefährdet die Menschheit.
Sicherlich, das klingt sehr nach Science-fiction. Aber dass wir die Welt, in der wir leben, zu einem großen Teil nicht mehr begreifen und verstehen, weil sie zu komplex geworden ist (das erklärt im Nachwort auch der Autor), ist nicht so ganz von der Hand zu weisen.

Inhalt:

Mark Helius führt die Computerfirma D.I., die ein Computerprogramm namens DINA entwickelt hat. Das Programm reagiert auf menschliche Eingaben und Fragen intelligent und soll in vielfältigen Bereichen eingesetzt werden. Doch Mark Helius‘ Firma läuft gerade nicht gut, die Investoren überlegen, ob sie die Firma weiterhin unterstützen wollen.
Bei einem wichtigen Meeting mit den Investoren, bei dem die Fortschritte mit DINA vorgeführt werden sollen, läuft alles schief. Das Computerprogramm antwortet auf Anfragen fehlerhaft und die Investoren wollen sich endgültig zurückziehen. Für D.I. bedeutet das so gut wie das Aus. Mark Helius streitet sich daraufhin mit seinem Chefprogrammierer und Freund Ludger – im Zwist gehen sie schließlich auseinander.
Und dann wird Ludger am nächsten Tag tot in der Firma aufgefunden – es deutet alles darauf hin, dass Ludger von Mark ermordet wurde. Mark beschließt deswegen vor der Polizei zu fliehen – eine schlimme Zeit beginnt, zumal die Polizei immer wieder rätselhafte anonyme Hinweise bekommt, wo Mark sich gerade aufhält.
Doch es kommt noch schlimmer: Ein zweiter wichtiger Programmierer von DINA wird kurz darauf tot im Aufzug des Firmengebäudes gefunden. Und natürlich steht Mark Helius wieder unter Hauptverdacht. Nur mit größter Mühe kann Mark sich weiterhin vor der Polizei versteckt halten – ihm selbst wird die Sache jedoch immer unheimlicher, und er stellt erste vage Vermutungen an, dass vor allem der zweite Mord nicht von einem Menschen, sondern von einem Computerprogramm begangen worden sein könnte.
Die Hinweise verdichten sich, dass ein intelligentes Computerprogramm, das mit DINA zusammenhängt, auf der Welt sein Unwesen treibt. Denn überall auf der Welt kommt es zunehmends zu unbegreiflichen Computerausfällen und anderen Katastrophen… Mark versucht, um die Polizei von seiner Unschuld zu überzeugen, auf der Flucht herauszufinden, wer oder was hinter den beiden Morden steht.

Bewertung:

„Das System“ ist teilweise ein ziemlich beklemmender Thriller – nicht weil so viele Grausamkeiten darin passieren, sondern eher, weil darin die Botschaft enthalten ist, dass den Menschen die Kontrolle über die Technik (vor allem die Computer) verloren gegangen ist. Karl Olsberg hat sich selbst über viele Jahre wissenschaftlich mit dem Thema künstliche Intelligenz beschäftigt – und das merkt man dem Buch auch an. Alle Computerdinge in dem Buch wirken sehr glaubwürdig und fachkundig.
Auch wenn der Autor in seinem Buch das Außer-Kontrolle-geraten der Computer auf die Spitze getrieben hat und alles in einen spannenden Thriller gepackt hat, in seinem Nachwort begründet Karl Olsberg, wie er auf die Idee gekommen ist. Seiner fachkundigen Meinung nach sind die weltweiten Computernetze inzwischen so komplex, dass niemand mehr so richtig die Kontrolle darüber hat. Und mit seinem Thriller will der Autor wohl davor warnen, dass die Menschheit sich darüber Gedanken machen sollte.
Von literarischer Seite ist erst einmal festzuhalten, dass „Das System“ wirklich ein spannendes Buch ist, dass sich angenehm liest. Mich hat das Buch zweimal am Abend deutlicher länger am Lesen gehalten, als ich es eigentlich vorhatte. Entsprechend müde war ich jeweils am nächsten Morgen. Aber das ist ja genau das, was man sich von einem guten Thriller auch erwartet: dass er Tempo hat, dass man wissen will, wie die Geschichte weitergeht, dass man mitfiebert. Und all das ist Karl Olsberg gelungen.
Auch die Figuren im Buch passen in das Schema eines Thrillers: Ein am Offensichtlichen zweifelnder Kommissar, aber auch das ganze Spektrum von bösen und ignoranten, über naive Menschen bis hin zu den Guten ist in dem Buch zu finden. Man darf sich davon jetzt nicht ganz Höhenflüge wie bei Henning Mankell erwarten, der Karl Olsberg bei der psychologischen Rafinesse der Figurenbeschreibung sicher noch ein paar Schritte voraus ist. Aber grundsolide Kost ist das allemal.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Allein die Idee für dieses Buch ist das Lesen dieses Thrillers wert. Dass ein intelligentes Computerprogramm mordet, die Welt durcheinander bringt, alles auf den Kopf stellt – und das alles nur, weil es übeleben möchte -, ist schon eine geniale Idee. Es ist gut, wenn man durch solche Bücher einmal angehalten wird, um den ganzen Computer- und Technikwahn der heutigen Zeit aus einer anderen Perspektive zu sehen (dafür sollte man auch unbedingt das Nachwort des Autors lesen).
Doch nicht nur das ist zu würdigen. Auch sonst ist es Karl Olsberg gelungen, einen spannenden Thriller zu schreiben, der nie langatmig wird und mit interessanten Figuren ausgestattet ist.
„Das System“ ist kein Jugenbuch, sondern ein Thriller für Erwachsene. Es ist von daher meiner Meinung nach erst etwas für Jugendliche ab 16 Jahren.

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(Ulf Cronenberg, 07.05.2008)

Kommentare (3)

  1. Hit

    Das Buch ist super, obwohl ich erst 15 bin (ich habe es schon gelesen, bevor ich es hier entdeckt habe).

    Antworten
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