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Buchbesprechung: An Na "Minas Lied"

Cover NaLesealter 12+(Sauerländer-Verlag 2008, 187 Seiten)

„Minas Lied“ ist An Nas zweites Jugendbuch, das auf Deutsch erscheint. Das erste Buch mit dem Titel „Im Himmel spricht man Englisch“ habe ich jedoch nicht gelesen.
Die Autorin mit dem seltsamen Namen stammt aus Korea (und die Familie in dem Buch ist auch koreanischer Herkunft), ist jedoch in Kalifornien aufgewachsen. Bevor An Na sich ganz dem Schreiben gewidmet hat, arbeitete sie einige Jahre als Grundschullehrerin.

Inhalt:

Mina lebt mit ihrer Familie – ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester Suna – in Kalifornien, wo die Familie eine Reinigung betreibt. Doch da ihre Eltern damit nicht viel Geld verdienen und sich somit keine Angestellten leisten können, müssen Mina und Suna jeden Tag in der Reinigung aushelfen.
Minas Schwester Suna ist von Geburt an schwerhörig und braucht ein Hörgerät – und während Mina der erklärte Liebling ihrer Mutter ist, streitet ihre Mutter mit Suna (wie auch mit ihrem Mann) ständig nur herum. Mina soll es dagegen gut haben, ihre Mutter tut alles für die große Tochter und möchte, dass sie in Harvard studiert.
Doch Mina lebt ihrer Mutter gegenüber eine große Lüge. Sie hat ihr Zeugnis in dem nur gute Noten stehen, gefälscht und tut auch sonst einiges, um ihre Mutter in dem Glauben zu lassen, eine sehr begabte und erfolgreiche Tochter zu haben. Doch eigentlich ist Mina ganz anders und nimmt immer wieder Geld aus der Kasse der Reinigung, um es zu sparen. Mit dem Geld möchte sie später einmal auf und davon, um der Enge ihrer Familie zu entfliehen. Minas einzige Zuflucht ist bis dahin die Musik, die sie hört und die sie in eine andere Welt versetzt.
Eines Tages fängt, weil ihr Vater Probleme mit dem Rücken hat, Ysmael an, in der Reinigung zu arbeiten. Mina verliebt sich sofort in den Jungen mexikanischer Herkunft, der so toll Gitarre spielt und dazu singt. Und Ysmael ist es auch, der ihr langsam, aber sicher verdeutlicht, dass Mina endlich lernen muss, den anderen nicht ständig etwas vorzuspielen… Doch das fällt Mina trotz Ysmael äußerst schwer.

Bewertung:

Ich habe „Minas Lied“ an einem Tag durchgelesen – und das kam nicht nur daher, dass ich Zeit hatte, sondern zeigt auch, dass mir das Buch gefallen hat. In Minas Familie kann man sehr anschaulich die Probleme einer typischen Migrantenfamilie gespiegelt sehen: Es ist nicht viel Geld vorhanden, die Töchter müssen im eigenen Betrieb mitschuften und die Kinder sollen es einmal besser haben. Dass das für Jugendliche alles nicht gerade einfache Bedingungen sind, wird in An Nas Buch sehr schön aufgezeigt.
Mina schafft es angesichts der Hoffnungen nicht, ihrer Mutter reinen Wein einzuschenken, sondern versucht, deren Zielen gerecht zu werden. Und das Mädchen merkt dabei, wie es sich immer mehr in seine Lügen verstrickt und nicht mehr herauskommt. Irgendwann haben all die Lügen eine solche Eigendynamik entwickelt, dass Mina nicht mehr zu dem stehen kann, was sie selbst will. Für mich als Leser war das z.T. ziemlich beklemmend mitzuerleben. Schlimm fand ich auch, wie Suna, aber auch Minas Vater von Minas Mutter behandelt werden. Und genau das ist auch eine der Stärken dieses Buches: Dass sehr eindrücklich die Zwangslage von Mina geschildert wird. Man bekommt hautnah mit, wie sich das Mädchen immer weiter in eine Sackgasse hineinmanövriert.
Dass dann Ysmael auftaucht und Mina langsam dabei hilft, aus dem Schlamassel herauszukommen, ist eine günstige Fügung, von der man nur hoffen kann, dass sie auch im echten Leben bei Menschen, denen es ähnlich wie Mina geht, vorkommt.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Minas Lied“ ist sicher eher ein Buch für Mädchen als für Jungen, was unter anderem daran liegt, dass mit Mina und ihre Schwester zwei Mädchen die Hauptfiguren sind. Aber auch in Bezug auf den Schreibstil dürften eher Mädchen angetan sein.
Dennoch hat mir „Minas Lied“ sehr gut gefallen – es zeigt sehr anschaulich, wie ein Mädchen sich langsam aus seinem engen Korsett befreit und lernt, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Es ist ein Buch, das beim Leser viele Fragen aufwirft – denn wer kennt es nicht, dass man oft nicht zu sich selbst steht, sondern den Hoffnungen und Vorstellungen anderer gerecht zu werden versucht? (ab 12 Jahre)

blau.giflila.gifrot.gifgelb.gifgruen.gif

(Ulf Cronenberg, 13.05.2008)

Kommentare (0)

  1. Nadine

    Ich habe dieses Buch auch gelesen, und ich finde es auch sehr schön … 🙂

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