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Buchbesprechung: Avram Kantor "Die erste Stimme"

Cover KantorLesealter 12+(Hanser-Verlag 2008, 206 Seiten)

Jugendbücher aus dem Hebräischen findest man in Deutschland nicht allzu häufig – die meisten sind von Mirjam Pressler, die selbst Jugendbücher schreibt, übersetzt. Und das gilt auch für „Die erste Stimme. Ich und mein Bruder – mein Bruder und ich“.

Avram Kantor scheint ein bekannter israelischer Schriftsteller zu sein, der aber vor allem Erwachsenenbücher geschrieben hat. Mir war der Autor jedenfalls bisher unbekannt. Auf das Buch mit dem interessanten Buchumschlag war ich jedenfalls gespannt, auch wenn der Buchtitel eher wenig über den Inhalt des Buches verrät.

Inhalt:

Die Hauptperson des Buches, die die Geschichte erzählt, deren Name jedoch darin nicht verraten wird, ist ein Junge, der nicht sprechen, jedoch hören kann. Von seinen Mitmenschen wird der Junge für etwas zurückgeblieben oder gar für einen „Autisten“ gehalten, da er sich anderen kaum mitteilt. Lediglich mit seinen Eltern kann er einigermaßen kommunizieren – vor allem über Gebärden, ohne jedoch die offizielle Gebärdensprache zu kennen.

Von seinen Eltern wurde der Junge schon zu vielen Medizinern geschickt – doch so richtig aufklären konnten diese auch nicht, warum der Junge nicht spricht. Und auch in der Schule läuft es nicht gerade gut – bis er einen Lehrer findet, der ihn mag und ihn so akzeptiert, wie er ist.
Dabei hat der Junge sich selbst das Lesen und Schreiben beigebracht – und zwar über seine Schwester Meirav, die jedoch – genauso wie alle anderen Familienmitglieder – nicht ahnt, dass er beides beherrscht.

Sein Bruder Kobi, der ihn manchmal ziemlich rüde behandelt und ihn oft „Schwachkopf“ nennt, verhält sich in letzter Zeit recht seltsam. Obwohl seine Eltern nicht gläubig sind, schließt er sich frommen Juden an und besucht – ohne das mit seinen Eltern abzusprechen – religiöse Seminare. Der Junge beobachtet das zunächst neugierig, dann jedoch zunehmend befremdet. Und so beschließt er, Kobi zu folgen und etwas gegen dessen komische Anwandlungen zu unternehmen.

Bewertung:

Puh, es ist seltsam, ein Buch zu beschreiben, bei dem man nicht mal den Namen der Hauptfigur kennt. Die Inhaltszusammenfassung klingt jedenfalls recht merkwürdig (das sei zugegeben) – und irgendwie ging es mir beim Lesen des Buches so, dass ich auch das Buch einfach immer wieder nur seltsam fand. Ein Junge, der seinen Eltern und Mitmenschen nicht mitteilt, dass er lesen und schreiben kann, den die anderen für zurückgeblieben halten…

„Die erste Stimme“ ist mir fast das ganze Buch über fremd geblieben – erst am Ende hat sich mein Eindruck etwas verändert. Ehrlich gesagt, fand ich das Buch ziemlich langatmig. Es tut sich einfach zu wenig. Der Junge erzählt zwar sehr eindrücklich aus seiner Sicht, was bisher in seinem Leben passiert ist, aber sonderlich spannend ist das nicht. Auch die Geschichte mit Kobi, seinem Bruder, der sich den frommen Juden zuwendet, ohne dass jemand anderes aus der Familie so recht weiß, warum, wird eigenartig erzählt.

Man mag dem Buch zugute halten, dass es sehr einfühlsam die Geschichte eines stummen Jungen erzählt, dass man sich durch das Buch sehr gut in das Leben dieses Jungen hineinversetzen kann. Aber reicht das schon für ein gutes Buch?

Eigentlich erst am Ende wird klar, worauf das Ganze hinausläuft – und hier zeigt Avram Kantor auch, dass er sicherlich kein schlechter Schriftsteller ist. Denn die Geschichte wird plausibel und nachvollziehbar aufgelöst.

Fazit:

2 von 5 Punkten. „Die erste Stimme“ ist kein Buch, das ich reinen Gewissens weiterempfehlen kann. Die wenigen Pluspunkte, die ich oben aufgezählt habe, reichen nicht aus, um sagen zu können, dass Avram Kantor ein für Kinder und Jugendliche lesenswertes Buch geschrieben hat. Ich musste mich jedenfalls eher zum Weiterlesen zwingen, als dass es mich zu diesem Buch hingezogen hat.

Wie schreibt der Hanser-Verlag ins seinem Prospekt: „Eine anrührende Geschwister-Geschichte“. Ich hatte mir mehr davon erwartet… (ab 12 Jahren)

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(Ulf Cronenberg, 18.05.2008)


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