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Buchbesprechung: Allen Kurzweil "Leon mit den linken Händen"

Cover KurzweilLesealter 10+(Hanser-Verlag 2004, 318 Seiten)

An „Leon mit den linken Händen“ bin ich im Buchladen erst einmal vorbeigegangen – das Buchcover sah für mich auf den ersten Blick eher wie ein Vorlesebuch für jüngere Kinder aus. Doch als mir dann eine Buchhändlerin sagte, dass ihr das Buch gefallen habe und es durchaus nicht für kleinere Kinder sei, habe ich doch zugegriffen…
Der Untertitel lautet übrigens: „Danach wirst du deine Lehrer mit anderen Augen sehen!“ Was für ein Versprechen! Ob das so stimmt, werdet ihr am Ende der Buchbesprechung wissen…

Inhalt:

Was für eine Lehrerin hat Leon da neu in der vierten Klasse bekommen… Als „schrullige Schreckschraube“ könnte man sie bezeichnen. Ganz schwarz gekleidet, nur die Strumpfhosen sind leber-farben (wie lecker! – keine große Abwechslung zum Schwarz) – so steht Miss Heckmeyer vor der Klasse. Über ihrem Kleid trägt sie einen schwarzen Umhang, der von zwei Glasaugen zusammengehalten wird, und mit ihren riesengroßen Ohren hört sie alles – selbst das leiseste Geflüster von Leon und seinen Klasskameraden.
Als sie mit einem langen Stock vor der Klasse herumfuchtelt, schwant den Schülern schon, was auf sie zukommt – denn der Stock ist eine übergroße Stecknadel: Miss Heckmeyers oberstes Ziel ist es, den Schülern das Nähen beizubringen – allem voran die sieben himmlischen Stiche der Tugend (Laufstich, Kettenstich, Saumstich etc.). Und um das Nähen zu lernen, sollen die Kinder im Laufe des Schuljahres mehrere so genannte Animas (Tierpuppen) anfertigen.
Für Leon ist das eine Zumutung, denn um seine feinmotorischen Fähigkeiten ist es schlecht bestellt – mit seinen Fingern ist er einfach ungeschickt. Der Ärger scheint vorprogrammiert und lässt auch nicht lange auf sich warten: Miss Heckmeyer hat Leon mit seinen langsam und ungenau angefertigten Animas schon bald auf dem Kicker. Doch Leon will sich nicht unterkriegen lassen – zu Hause übt er fleißig das Nähen und wird schon bald besser. Doch eine voreingenommene Lehrerin von seinen Fähigkeiten zu überzeugen, ist nicht einfach… Nebenbei verfolgt Leon mit seinen beiden Freunden und Klassenkameraden Lily-Matisse und P.W. auch noch andere Ziele: Er will sich an seinem Erzfreind Lumpkin, der in die gleich Klasse geht, aber auch an Miss Heckmeyer rächen. Als eine von Leon angefertigte Puppe magische Fähigkeiten hat, scheint er diesem Ziel näher zu kommen…

Bewertung:

Das Buch um Leon und seine beiden Freunde Lily-Matisse und P.W. ist ein Buch über einen schlechten Schüler, der von vielen Seiten immer nur Negatives erfährt, sich aber trotzdem – so gut es geht – durchs Leben zu schlagen versucht. Ein Mutmachbuch, sozusagen. Was mir an Allen Kurzweils Buch besonders gefallen hat, sind die ungewöhnlichen Personen, die darin vorkommen. Nicht nur die schrullige Lehrerin, die neben Leon im Mittelpunkt steht, ist hier zu nennen, sondern auch Leon selbst oder seine Mutter sowie der Taxifahrer Napoleon. Sie alle machen die Geschichte interessant und verleihen ihr eine besondere Note.
Mir persönlich hat die erste Hälfte des Buches, in der Leon viel zu leiden hatte, besser gefallen als der zweite Teil, wo Leon und seine Freunde Miss Heckmeyer und Lumpkin einige Schnippchen schlagen. Dieser zweite Teil ist zwar nett geschrieben und auch etwas lustiger als der erste Teil, aber hier verlässt die Geschichte die Ebene der Wirklichkeit – was ich als kleinen Bruch empfinde und etwas schade finde.
Dass am Ende ein ungewöhnliches Ende auf uns wartet, verstärkt jedoch wieder den positiven Eindruck, den ich vom Kurzweils Buch hatte.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Auch wenn der Untertitel des Buches eine klare Übertreibung ist – ich kann mir jedenfalls nichts vorstellen, dass man aufgrund dieses Jugendromans seine Lehrer anders sieht -, Allen Kurzweil ist mit „Leon mit den linken Händen“ ein Buch gelungen, das dem Nachnamen des Autors alle Ehre macht und kurzweil-ig ist. Wer die Bücher von Jerry Spinelli („Der Held in der letzten Reihe“) und Louis Sachar („Der Fluch des David Ballinger“) mochte, der wird auch dieses Buch lieben. Alle drei Autoren haben gemeinsam, dass sie skurrile (also etwas komisch-kauzige) Personen lieben und mit ihnen besondere Geschichten hervorzaubern. „Leon mit den linken Händen“ sei v.a. Kindern und Jugendlichen ab 10 Jahren empfohlen, die gerne ungewöhnliche Geschichten lesen. (Und für erwachsene Rezensionsleser: Allen Kurzweil bietet einen Hauch von John Irving im Jugendbuch.)

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(Ulf Cronenberg, 02.01.2005)

Wir dürfen uns übrigens auf eine Fortsetzung der Geschichte um Leon freuen. Denn laut Hanser-Verlag ist das vorliegende Buch der erste Band einer Trilogie (also einer dreiteiligen Reihe.)


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