Es sind keine vier Wochen mehr, dann ist Weihnachten – wie die Zeit doch immer vergeht … In diesem Jahr habe ich mich noch gar nicht um irgendwelche Geschenke gekümmert, und das mag ja durchaus einigen, die das hier lesen, auch so gehen. Bücher, wenn sie passen und auch gelesen werden, finde ich immer eine gute Geschenkidee, und es gibt aus diesem Jahr auch so einige Kinder- und Jugendbücher, die sich aus meiner Sicht bestens als Geschenkbücher für unterschiedliche Zielgruppen eigenen. Hier sind meine Lesegeschenktipps aus dem Jahr 2024.
Für jüngere Leser/innen von 10 bis 11 Jahren
Im Vergleich zu den letzten Jahren habe ich dieses Jahr recht viele Bücher für jüngere Leser/innen gelesen, und da gibt es in diesem Jahr zwei Highlights, die ich absolut empfehlen kann.
„Himmelwärts“ von Karen Köhler erzählt nicht nur eine berührende Geschichte, in der ein Mädchen um die eigene Mutter, die an Krebs gestorben ist, trauert, sondern das Buch ist ein kreatives Feuerwerk mit Einfällen und Figuren, die man sofort ins Herz schließt. Die genialen Illustrationen von Bea Davis runden die Geschichte ab und machen daraus ein tolles Geschenkbuch.
Das zweite Kinderbuch für Leser/innen ab 10 Jahren, das ich empfehlen kann, habe ich erst kürzlich gelesen: Zoran Drvenkars „Frankie und wie er die Welt sieht“ ist ebenfalls ein Buch, an dem alles stimmt und dessen Hauptfigur man einfach mögen muss. Auch in Zoran Drvenkars Kinderbuch werden schwierige Themen angesprochen (es geht vor allem um getrennte Eltern), und trotzdem hat das Buch eine große Leichtigkeit, kennt Witz und Humor. Langweilig wird einem bei dieser Geschichte ganz bestimmt nicht.
Zu empfehlen ist außerdem für Leser/innen ab 11 Jahren noch „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ der Niederländerin Anna Woltz.
Für Leser/innen im Alter von 12 und 13 Jahren
Mein Lieblingsbuch in dieser Alterssparte ist in diesem Jahr „The Fort“ von Gordon Korman. Wie hier in eine spannende Abenteuergeschichte – eine Clique von vier Jungen entdeckt einen alten Atombunker – erzählt wird, die zugleich einige schwierige Themen (von Mobbing bis zu Gewalt in Familien) aufgreift, ist wirklich klasse gemacht. Da stimmt einfach alles, und „The Fort“ ist vor allem auch eine großartige Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt.
Das andere Buch, das mich in diesem Jahr in dieser Altersspanne begeistert hat, ist Sarah Jägers „Und die Welt, sie fliegt hoch“. Wie hier ein Junge und ein Mädchen übers Chatten, beide sind aus unterschiedlichen Gründen in den Sommerferien nicht verreist, in Kontakt kommen, nach und nach einiges von sich verraten, zugleich aber auch dem jeweils anderen etwas vorflunkern, ist packend zu lesen. Die Aufmachung ist ebenfalls etwas Besonderes: Die Illustratorin Sarah Maus hat alle Buchseiten grafisch gestaltet, so dass ein Schmuckstück von einem Buch entstanden ist.
Geübte Leser/innen ab 13 Jahren könnten auch mit Tamara Bachs Jugendroman „Von da weg“ beschenkt werden – lohnenswert, aber Geschichte und Sprache sind etwas anspruchsvoller als die beiden anderen genannten Bücher.
Für Leser/innen ab 14 Jahren
Mein Lese- und Geschenktipp Nummer 1 in diesem Altersbereich ist für dieses Jahr eindeutig Dirk Reinhardts Jugendroman „No Alternative“. Das Buch handelt von einer Klimaaktivistin, die mit einer aufsehenerregenden Aktion bekannt wird, dann in den Untergrund gehen muss. Der Roman ist richtig spannend, er lässt Leser/innen darüber nachdenken, ob und wie man angesichts der Klimakrise protestieren sollte, er ist außerdem erzählerisch raffiniert gestaltet; und die gut 300 Seiten lassen die Lesezeit wie im Flug vergehen.
Der zweite Geschenktipp für Leser/innen ab 14 Jahren wäre „Und dann springe ich“ von Michael Sieben. Das Buch ist ein ausgefeilt erzählter Roman über einen Jungen und ein Mädchen, die sich anfangs gar nicht mögen, dann aber nach und nach aufeinander zugehen und den anderen immer mehr schätzen lernen. Erzähltechnisch ist der Roman nicht ganz einfach zu erfassen, er setzt ein bisschen reifere Leser/innen voraus, aber diese sind bei dem Buch dafür richtig gut aufgehoben.
Ein weiteres empfehlenswertes Buch für ältere Leser/innen wäre noch Alice Gabathulers „Mittelstreifenblues“, das eine tolle Geschichte über einen schüchternen Jungen und seine selbstbewusste Freundin erzählt. Für das Buch muss man aber mit Gedichten bzw. Songtexten leben können, die das Gerüst für das Erzählen bilden. Belohnt wird man bei dem Buch vor allem auch mit faszinierenden Buchfiguren.
Für ältere Lesemuffel und Nerds, die man evtl. mit Spannung ködern kann
Wer viel Zeit mit Computerspielen verbringt, für den könnte Nina Schewelings Jugendroman „Full Dive“ ein passendes Geschenk sein. Jaxon, anders als sein Bruder kein Gamer, begibt sich in eine virtuelle Computerspielwelt, die eine Firma an erfahrenen Computerspielern testet. Doch dahinter steht etwas viel Größeres, und nach und nach kommen Jaxon und die Mitspieler/innen dahinter, dass hier etwas nicht stimmt. „Full Dive“ ist allein schon packend, weil es zur Hälfte in einer faszinierenden virtuellen Fantasy-Computerspielumgebung spielt.
Außerdem könnten spannungssuchende Leser/innen ab 14 Jahren mit „Scandor“ von Ursula Poznanski beschenkt werden. Die Hauptfiguren in dem Buch nehmen an einem exklusivem Wettbewerb teil, bei dem ausscheidet, wer lügt. Dem Gewinner wird nicht nur ein hohes Preisgeld versprochen, sondern alle Personen, die ausscheiden, müssen sich einem persönlichen Horrorszenario stellen. Dass hinter dem Wettbewerb (wie schon bei „Full Dive“) üble Machenschaften stehen, wird erst nach und nach klar.
Unter den 2024 erschienenen Büchern, die ich besprochen habe, gibt es noch das ein oder andere besondere Buch – die Liste der Buchbesprechungen aus 2024 findet ihr hier. Und wenn es kein aktuelles Buch sein muss, kann man auch in den Empfehlungen von 2023 und 2022 nach weiteren Geschenkbüchern suchen.
Lass euch eine schöne und nicht zu stressige Adventszeit wünschen!
(Ulf Cronenberg, 28.11.2024)