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Kurzrezension: Stephanie Tromly „Digby #01“

Cover: Stephanie Tromly „Digby #01“Lesealter 14+(Oetinger-Verlag 2016, 317 Seiten)

Mal wieder was anderes lesen … – das habe ich mir vorgenommen, als ich vor ein paar Tagen meine Stapel an ungelesenen Büchern durchschaute. Ausgewählt habe ich dann „Digby #01“, weil ich das Cover einfach schräg fand; ich habe mir allerdings vorgenommen, das Buch zur Seite zu legen, sollte es mir nicht gefallen … Doch ich bin hängengeblieben, und so gibt es hier zumindest eine Kurzrezension zu dem ersten Jugendroman von Stephanie Tromly, einer Schriftstellerin, die in Manila geboren wurde, in Hongkong aufgewachsen ist und zuletzt als Drehbuchautorin in Los Angeles gelebt hat.

Digby ist ein komischer Kauz, undurchschaubar, undurchdringlich, wie er mit seinem schwarzen Anzug, der ihn größer und dünner wirken lässt, als er ist, durch die Gegend läuft und überall aneckt. Zoe will eigentlich gar nichts mit ihm zu tun haben, aber Digby drängt sich dem Mädchen quasi auf, und schon bald steckt Zoe mitten in vielen schwierigen Dingen, die sich immer mehr zuspitzen.

Dass Zoe mit Digby an der Schule beim Schwänzen erwischt wird und beide Probleme mit einem Aufpasser bekommen, ist da noch das geringste. Digby will z. B. den Fall der verschwundenen Marina lösen, und sein Weg, das Ganze anzugehen, ist ziemlich heftig. Es dauert etwas, bis Zoe mitbekommt, was Digby eigentlich antreibt: Seine kleine Schwester wurde vor vielen Jahren entführt und tauchte nie mehr auf; sie wurde weder gefunden noch bekam man heraus, wer hinter der Entführung steckte.

Mit Zoe und Henry, einem Freund, bricht Digby auf der Suche nach Marina in die Praxis eines Frauenarztes ein, der das Mädchen kurz zuvor behandelt hat. Digby ist sich sicher, dass der Frauenarzt nicht nur was zu verstecken hat, sondern einige zwielichtige Dinge treibt. Doch leider werden sie während des nächtlichen Einbruchs von dem Arzt entdeckt – nicht das letzte Problem, das sie unter Lebensgefahr lösen müssen.

Irgendwie ist „Digby #01“ (Übersetzung: Sylke Hachmeister, engl. Originaltitel: „Trouble is a Friend of Mine“) schon eine coole Geschichte, und das liegt vor allem an den schrägen Figuren, die in dem Buch vorkommen. Digby ist ein Hochbegabter, so könnte man das kurz und knapp zusammenfassen – allerdings einer, der das zu verbergen versucht. Er versteckt sich hinter seiner schnoddrigen Art und liebt es, bei anderen anzuecken und frech aufzutreten. Auf den Mund gefallen ist Digby jedenfalls ganz bestimmt nicht. Ja, irgendwie hat dieser Typ was – man schließt ihn trotz seiner oft etwas überheblichen Art ins Herz. Mit Zoe, dem eher braven Mädchen, das von Digby förmlich überrollt wird und letztendlich mit ihm nicht nur einmal überfordert ist, geht es einem nicht anders.

Dass Stephanie Tromly Erfahrungen im Schreiben von Drehbüchern hat, ist dem Buch anzumerken: Sehr geschickt wird man von einem Höhepunkt zum nächsten geführt – am Ende des Jugendbuchs wartet ein großer Showdown auf den Leser. Ein bisschen zu fulminant fällt hier vieles aus – aber wer Action mag, kommt voll auf seine Kosten.

Mit der Realität hat die Geschichte allerdings wenig zu tun, da wird vieles schon etwas dick aufgetragen. Das gilt nicht nur für Digby, die stark überzeichnete Figur, sondern auch für die Geschichte an sich: Da werden – um ein Beispiel zu nennen – Kinder von einer Art Sektenführerin, die jugendliche Schergen für sich arbeiten lässt, in einem Haus gefangen gehalten. Ja, das ist schon hier und da ganz schön starker Tobak, und wahrscheinlich hätte zumindest mir das Buch besser gefallen, wenn Stephanie Tromly auf die ein oder andere Übertreibung verzichtet hätte.

Fazit:

3-einhalb von 5 Punkten. Klar, „Digby #01“ will vor allem unterhalten – und Stephanie Tromly gelingt das im Großen und Ganzen geistreich, was vor allem an an den witzigen und skurrilen Dialogen zwischen Digby & Co. liegt. Die Geschichte ist außerdem – ein weiterer Pluspunkt – nicht unbedingt vorhersehbar, was der Spannung zugute kommt. Und so war ich irgendwann in der Geschichte drin und wollte wissen, wie alles weitergeht, wie es endet. Dennoch, für mich bleibt: Gelesen haben muss man „Digby #01“ nicht unbedingt, auch wenn die Geschichte zugleich einiges bietet, was gerade Jungen, die auf Action stehen, zum Lesen bringen könnte.

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(Ulf Cronenberg, 28.04.2016)

P. S.: Das „01“ im Titel lässt es ahnen: Es soll auch ein „Digby #02“ und ein „Digby #03“ geben – das ist jedenfalls Stephanie Tromlys Plan.


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Kommentar (1)

  1. Chrissi

    Mir hat Digby super gut gefallen. Für einen Jugendkrimi sehr abwechslungsreich und nicht zu düster!

    Antworten

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