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Kurzrezension: Eoin Colfer „WARP – Der Klunkerfischer“

colfer_warp_klunkerfischerLesealter 13+(Loewe-Verlag 2015, 388 Seiten)

Eoin Colfer mag nicht immer die thematisch anspruchsvollsten Jugendromane schreiben, aber irgendwie habe ich den irischen Autor dennoch ins Herz geschlossen. Das liegt vor allem an der vor Ideen sprühenden Schreibweise, mit der der Autor mit Augenzwinkern etwas bizarre Action-Abenteuer unters Volk bringt. Mit seiner Artemis-Fowl-Reihe hat Colfer sicher manchen Jungen, der als Lesemuffel gilt, an Bücher herangeführt – und nachdem der hochbegabte Artemis Fowl vernünftig und erwachsen geworden ist, treibt nun das Gespann aus Riley und Chevie in der „WARP“-Reihe ihr Unwesen.

Etwas haarsträubend ist die Geschichte auch diesmal: Riley als Zauberlehrling aus dem 19. Jahrhundert, der seinem bösartigen Lehrer Garrick entkommen ist (zumindest fürs Erste), und Chevie, die 17-jährige FBI-Agentin aus der Gegenwart, haben ein neues Abenteuer zu bestehen. Dafür muss Chevie jedoch erst mal aus der Zukunft, in der sie gefangen gehalten wird, ins 19. Jahrhundert zurückreisen – aber wie soll es anders sein: In einem sehr brenzligen Moment steht sie plötzlich wieder an Rileys Seite.

Riley wird nämlich gerade vom Verbrecherkönig Otto Malarkey und seiner gewalttätigen Gefolgschaft in die Mangel genommen – dabei wollte Riley sich gerade eine beschauliche Zukunft als Zauberer aufbauen. Rileys Chancen, lebend davonzukommen, stehen nicht gut, allerdings auch die von König Otto nicht, weil sich sein Schreiberling Farley unerwarteterweise als Scherge aus der Zukunft entpuppt, der plötzlich mit einem Maschinengewehr um sich schießt. Farley ist, wie sich später herausstellt, die linke Hand von Colonel Box, der im 19. Jahrhundert den Grundstein für seine Weltherrschaft legen will – übrigens der orwellmäßigen Zukunft, aus der Chevie gekommen ist.

Mal ehrlich: Hundertprozentig konnte ich den vielen Wendungen der Geschichte in „WARP – Die Klunkerfischer“ (Übersetzung: Claudia Feldmann) nicht immer folgen. Es ist aber auch kompliziert, wenn Zukunft und Vergangenheit durch Wurmloch-Zeittunnel überbrückt werden können. Chevies Ziel ist es z. B. zu verhindern, dass Colonel Box seine Schreckens-Weltherrschaft, die Chevie miterlebt hat, aufbauen kann. Ohne dass man als Leser akzeptiert, dass man durch eine Reise in die Vergangenheit und Veränderungen dort auch die Zukunft in andere Richtungen lenken kann, wird man mit diesem Buch nicht warm. Eine freilich fragwürdige Grundannahme.

Ansonsten bietet Eoin Colfer aber das, was man von ihm gewohnt ist. Riley, Otto oder Chevie und viele andere sind nie um schräge Sprüche verlegen; gerade gegen Ende jagt eine Action-Szene die andere, als Leser kann man manchmal gar nicht mehr Schritt halten; und Chevie & Riley schaffen es doch immer irgendwie, die ein oder andere aussichtslose Situation zu überleben. Mit Witz und Schelm gelingt es Eoin Colfer auch diesmal wieder ein rasantes Abenteuer zwischen die Buchdeckel zu bringen.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Eoin Colfers Einführungsband „WARP – Der Quantenzauberer“ hat mir einen Tick besser gefallen, und das lag daran, dass die Geschichte etwas übersichtlicher als die von Band 2 „WARP – Die Klunkerfischer“ ist. Auch den Neuheitsbonus der Geschichte und der Figuren, der einen für Band 1 eingenommen hat, hat Band 2 nicht mehr zu bieten. Und vielleicht hätten der neuen WARP-Geschichte auch 50 bis 100 Seiten weniger gut getan – es ist schon ein recht langes Abenteuer geworden.

Dennoch: Für Fans solcher halb-fantastischer Action-Bücher – das dürften insbesondere Jungen sein – ist „WARP – Die Klunkerfischer“ eine Empfehlung wert – Band 1 sollte man zum Verständnis der Geschichte allerdings unbedingt vorher gelesen haben. Wegen seines anspielungsreichen und fulminanten Schreibstils ist Eoin Colfer, auch wenn er inzwischen reine Abenteuer- und Unterhaltungsromane schreibt (eigentlich schade), doch etwas Besonderes.

Auf den letzten beiden Seiten wird einem im Übrigen schon das dritte Abenteuer von Riley & Chevie präsentiert: Rileys lang vermisster Bruder Tom ist aufgetaucht, sitzt allerdings in einem Hochsicherheitsgefängnis und soll in ein paar Tagen hingerichtet werden. Und was wollen Riley und Chevie tun? Dreimal dürft ihr raten … Wie das nächste Abenteuer dann ausgehen wird, werden wir in ein bis eineinhalb Jahren wissen.

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(Ulf Cronenberg, 20.11.2015)

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