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Buchbesprechung: James Proimos „12 things to do before you crash and burn“

proimos_crashLesealter 13+(Gerstenberg-Verlag 2013, 118 Seiten)

James Proimos hat in den USA laut Verlagsangaben schon viele Bilder-, Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. „12 things to do before you crash and burn“ ist jedoch sein erstes Buch, das ins Deutsche übersetzt wurde. Bei dem Buchtitel fragt man sich natürlich, warum der Jugendroman von 12 Dingen handelt. Die Antwort ist einfach: Das bezieht sich auf die 12 Aufgaben, die Herkules in der griechischen Mythologie zu erledigen hatte. Und was die Hauptfigur damit zu tun hat, werdet ihr gleich erfahren …

Inhalt:

„Mein Vater war ein vollkommenes Arschloch.“ Diesen Satz äußert Hercules auf dem Begräbnis seines Vaters, als er nach zig Grabesreden selbst nach vorne tritt. Nicht gerade das, was man auf einer Beerdigung erwartet … Hercules‘ Vater, ein bekannter Fernsehmoderator, ist tot, und seine Mutter ist rat- und hilflos. Da sie nicht zurechtkommt, schickt sie Hercules bis zum Ende der Ferien zu dessen Onkel Anthony.

Hercules ist von der Idee nicht gerade begeistert, denn in den letzten Ferien, als er bei seinem Onkel war, hat er sich entsetzlich gelangweilt. Auf der Zugfahrt zum Onkel setzt Hercules sich neben ein hübsches Mädchen, das er mehrmals anquatscht, das jedoch nichts erwidert. Erst später merkt er, dass das Mädchen Stöpsel im Ohr hat und Musik hört, dabei in einem Stapel Bücher liest.

Weil Hercules im Zug einpennt, bemerkt er nicht, wie das Mädchen verschwindet. Als er aufwacht, muss er den Zug verlassen und bemerkt, dass seine Sitznachbarin ein Buch vergessen hat. Er hechtet dem Mädchen hinterher, um ihr das Buch zurückzugeben, doch er verliert im Bahnhof ihre Spur, als er mit Onkel Anthony, der ihn abholt, zusammenstößt.

Zu Hause bei Onkel Anthony wartet etwas Ungewöhnliches auf Hercules: Sein Onkel gibt ihm für die folgenden 12 Tage je eine Aufgabe, damit er sich nicht langweilt. Dazu zählt, dass er den besten Pizzaladen der Stadt finden, die Ställe auf einer Pferdefarm ausmisten soll, aber auch, dass er des Onkels Garage aufräumen muss. Hercules weiß nicht, was er von der Idee halten soll, macht aber mit, um der Langeweile zu entgehen.

Bewertung:

118 Seiten, 49 Kapitel – „12 things to do before you crash and burn“ (Übersetzung: Uwe-Michael Gutzschhahn) ist ein kurzweiliges Buch, nicht nur, weil man es wegen der geringen Seitenzahl und des großzügig bemessenen Zeilenabstands schnell ausliest, sondern auch wegen der schlaglichtartigen Erzählweise. Einen richtigen Erzähfluss, in den man abtauchen kann, kennt die Geschichte nicht, es sind aneinander gereihte kurze Episoden, die man vorfindet und die die 12 Tage bei Hercules‘ Onkel zusammenfassen.

Der Bezug zur griechischen Herkules-Legende ist sehr locker gespannt, letztendlich ist es nur eine Aufgabe, die Hercules im Buch zu bewältigen hat, die an eine Aufgabe der mythologischen Figur erinnert: das Ausmisten eines Stalls (in der Legende das Ausmisten des Augias-Stalls). Die sonstigen Aufgaben haben nichts mit dem mythologischen Vorbild gemeinsam (eine Übersicht zu den Aufgaben des griechischen Herkules findet ihr übrigens hier).

Was die Figur Hercules‘ im Buch angeht, so erinnert sie ein wenig an einen naiven Schelm. Hercules stolpert von einer Sache in die nächste, weiß nicht so recht, wie ihm geschieht. Das gibt dem Buch eine gewisse Leichtigkeit. Auf den ersten Blick wirkt das etwas oberflächlich – doch in dem Buch werden durchaus ernste Themen angesprochen, immer jedoch augenzwinkernd. Es geht um Hercules‘ schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, um die Verarbeitung von dessen Tod, um die Beziehung zu seinem Onkel Anthony, die vordergründig etwas rüde, aber dennoch auf ihre Art herzlich ist, und um Mädchen.

„12 things to do before you crash and burn“ ist alles in allem ein leichtfüßig erzähltes Buch, das einen eigenen Ton und Charme mitbringt, der den Leser durchaus fasziniert. Es gibt nicht viele Jugendromane, die so heiter eine ernste Geschichte erzählen – das ist die Stärke des Romans. Man kann jedoch zugleich ein wenig damit hadern, dass das Buch etwas zu kurz und fragementarisch wirkt.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. „12 things to do before you crash and burn“ hat mir gut gefallen – ich mochte den heiter-witzigen Ton des Buchs von Anfang an. Der Bezug zur mythologischen Gestalt von Herkules ist ein interessanter Aufhänger, der jedoch durch die geringe Ähnlichkeit der Aufgaben im Buch im Vergleich zur Legende etwas willkürlich daherkommt. Das ist fast etwas schade. Man hätte hier vielleicht doch noch etwas mehr Verwandtschaft herstellen können …

Hercules ist dennoch eine interessante Figur, ein moderner Tölpel, der in die Sachen hineinstolpert, sich dabei immer wieder blamiert, am Ende trotzdem einiges dazugelernt hat. Ob man für das dünne Bändchen allerdings 13 Euro auszugeben bereit ist, muss man sich fragen. Mehr als eine Stunde braucht man für das Buch nicht – und das ist vielleicht die größte Schwäche des sympathischen Jugendromans. Was bleibt, ist unterm Strich dennoch ein heiteres, ein bizarres Buch, das einen unbeschwerten Ton hat, den man sonst in Jugendbüchern eher selten findet.

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(Ulf Cronenberg, 08.07.2013)

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