(Rowohlt-Verlag 2012, 191 Seiten)
Der aus New York stammende und in schlimmen Verhältnissen aufgewachsene Rapper 50 Cent hat einen Jugendroman geschrieben. Mein erster Gedanke, als ich die Pressemeldung gelesen habe, war eher klischeehaft: Das ist nicht der erste Versuch eines Prominenten, auch mal einen Roman zu schreiben, und es wäre nicht das erste Mal, dass das schiefgeht. Doch die Inhaltsangabe des Romans klang nicht schlecht, und so habe ich beschlossen, mir das Buch trotz gewisser Vorbehalte anzuschauen.
Inhalt:
Burton ist ein 13-jähriger Junge, der von allen nur Butterball genannt wird. Und das hat seinen Grund: Butterball ist ziemlich dick und schwerfällig, außerdem nicht gerade beliebt bei seinen Mitschülern. Oft genug wird er gehänselt. In der Schule macht Butterball auch Probleme: Mit einer mit schweren Batterien vollgestopften Socke schlägt er Maurice, der früher sein Freund war, krankenhausreif. Damit er nicht die Schule verlassen muss, gibt es zwei Auflagen: Er muss psychologische Hilfe in Anspruch nehmen und sein Verhalten muss ab sofort tadellos sein.
So kommt Butterball zu Liz, einer Therapeutin, und von Beginn an zeigt er seine ablehnende Haltung Liz‘ Fragen und Psychogequatsche gegenüber nicht gerade dezent. Doch um nicht von der Schule zu fliegen, muss er zweimal pro Woche zu Liz – auch seine inzwischen alleinerziehende Mutter ist da hinterher. Immerhin finden er und Liz einen für beide erträglichen Deal: Liz darf alle Fragen stellen, Butterball kann aber entscheiden, ob er antwortet. Irgendwie schafft es Liz nach einiger Zeit, Butterball das ein oder andere Schlimme, das in seinem Leben passiert ist, aus ihm herauszulocken – und das, obwohl Butterball das gar nicht will.
Als alle meinen, Butterball mache Fortschritte, wird er in eine neue Sache hineingezogen: Drei coolen Jungen aus der Schule gelingt es, ihn dazu zu überreden, sich als Freundschaftsdienst an jemanden zu rächen, den Butterball gar nicht kennt. Auf einer Party (noch dazu bei dem einzigen Mädchen, das Butterball bisher beachtet hat) soll er Terrence mit seiner Batteriensocke zusammenschlagen.
Bewertung:
Im Vorwort schreibt 50 Cent, wie er dazu gekommen ist, ein Jugendbuch zu schreiben. Er selbst sei in schlimmen Verhältnissen aufgewachsen, war in viele dumme und illegale Sachen verstrickt, wolle den Lesern aber zeigen, dass man mit geistiger Stärke auch aus einem Leben am Abgrund noch etwas machen könne. „Eine Menge von mir steckt in Butterball.“ Damit ist natürlich schon klar, wohin die Reise in „Playground“ (Übersetzung: Rainer Schmidt) gehen wird: Auch Butterball wird in dem Buch etwas dazulernen, und man könnte meinen, „Playground“ verliere dadurch einiges an Reiz. Doch dem ist gottseidank nicht so.
„Playground“ hat mit Butterball einen Jungen als Hauptfigur, der am Rande der Gesellschaft steht. Seine Eltern sind getrennt, streiten sich um Unterhalt und Erziehungsfragen, weil Butterballs Mutter in eine neue Stadt gezogen ist, hat Butterball an der neuen Schule so gut wie keine Freunde und gilt wegen seiner schwergewichtigen Figur als Außenseiter und Spottfigur für andere. Das Fass zum Überlaufen bringt Maurice, sein bisheriger Freund, weil er angeblich übelste Gerüchte über Butterball in Umlauf bringt. Butterball rächt sich mit einer Gewalttat und zeigt keinerlei Ansätze von Reue. Es dauert lange, bis die Gespräch mit Liz dazu führen, dass Butterball manches in seinem Leben anders sieht – auch, dass er bei Maurice etwas falsch gemacht hat. Butterball ist ein Junge, der bis dahin nur eine Konfliktlösungsstrategie gekannt hat: Gewalt. Im Laufe des Buches lernt er, sich auch anders zu wehren, außerdem Freundschaften zu schließen und zu pflegen.
Die Entdeckungsreise Butterballs ins eigene Ich wird alles in allem nachvollziehbar beschrieben, und 50 Cent gelingt es, seine Haupt- wie Nebenfiguren glaubwürdig zu gestalten. Man spürt, dass der Rapper das, was er beschreibt, aus eigener Erfahrung kennt.
50 Cents Jugendroman ist kein literarisches Ereignis: Im Großen und Ganzen wird alles linear erzählt – mit dem kleinen Kunstgriff, dass manche Abschnitte wiedergeben, was Butterball seiner Therapeutin Liz retrospektiv berichtet. Literarische Finessen wären aber wahrscheinlich eher hinderlich für die Ehrlichkeit der Geschichte gewesen, die da erzählt wird, und dass die Geschichte plausibel und authentisch wirkt, ist der Trumpf dieses Buchs, in das man als Leser genau deshalb hineingezogen wird.
Fazit:
5 von 5 Punkten. „Playground“ ist ein Buch, das beim Leser nicht allzu viel voraussetzt – und das ist in diesem Fall auch gut so. 50 Cents Jugendroman ist glaubwürdig und vermittelt anschaulich, was es heißt, als Außenseiter in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen zu sein. Die These hinter dem Buch ist offensichtlich: Man ist zunächst einmal Opfer, kann sich aber im Laufe des Erwachsenwerdens weiterentwickeln und sein schwieriges Leben hinter sich lassen. Allerdings braucht man dazu ein paar gute Geister … 50 Cent hat das in seiner sympatischen Geschichte für Jugendliche deutlich gemacht.
Diese Botschaft wird deutlich, aber dennoch nicht mit der Brechstange, sondern in einer ehrlichen Geschichte an den Leser gebracht,und man kann der amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Bette Midler nur zustimmen, die über das Buch gesagt hat: „Ich verneige mich vor 50 Cent, weil er dieses Buch geschrieben hat.“ „Playground“ ist ein Buch, dem man viele Leser wünscht und das man Jungen wie Mädchen ab 13 Jahren empfehlen kann.
(Ulf Cronenberg, 07.12.2012)
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Lektüretipp für Lehrer!
Für den Deutschunterricht ist „Playground“ letztendlich ein Glücksfall, denn durch die Ehrlichkeit der Geschichte, die zugleich nicht übermäßig anspruchsvoll ist, kann man das Buch nicht nur in Gymnasien, sondern in jeder Schulart ab der 8. oder 9. Jahrgangsstufe lesen. Dass 50 Cent weiß, worüber er scheibt, werden auch die Schülerinnen und Schüler bemerken, und weil es ein Rap-Musiker, der sich aus schwierigen Verhältnissen befreit hat, werden Schüler dem Buch auch positiv gegenüberstehen. Man kann das Buch darüber hinaus im Unterricht für vieles verwenden: Projekte über Außenseiter, über das Leben als Farbiger in den USA, über Gewalt oder Rap-Musik(er) und vieles andere mehr.
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Das Buch eines (Gangsta-)Rappers erhält auf der Rezensionsseite eines Gymnasialdeutschlehrers nicht nur die höchstmögliche Bewertung. Nein, es wird auch noch als pädagogisch wertvoll eingestuft. Das beweist mal wieder, was von Klischees zu halten ist …
Mein 11-jähriger Sohn nahm dieses Buch für ein Buchreferat. Er fertigte ein Plakat dazu an und befasste sich mit der nicht ganz einfachen Biografie des Autors. Heute war es soweit, er sollte sein Referat in der 6. Klasse Realschule vorstellen.
Mein Sohn kam enteuscht von der Schule zurück. Er erzählte, dass die Lehrerin ihn kurz, nachdem er anfing, die Biografie des Autors vorzutragen, unterbrach, sie sei der Meinung, dass dieses Buch nicht altersgemäß sei. Ich begab mich zusammen mit meinem Sohn in die Bücherei, da wurde mir bestätigt dass dieses Buch erst ab 13 Jahren empfohlen wird. Man konnte sich auch nicht erklären, wie mein Sohn das Buch ausgeliehen bekam. Gleichzeitig fand die Büchreiangestellte es seltsam, dass das Thema Drogen so tabuisiert wird und der Inhalt des Buches in ein falsches Licht gerückt wurde. Wir reden mit unseren Kindern zuhause offen über die Gefahren von Drogen, Alkohol und Gewalt. Ich finde es wichtig, dass den Kindern die Folgen und Gefahren von Drogen und Gewalt sowie Alternativen der Problem- bzw. Konfliktlösung aufgezeigt werden.
Ich kann dieses Buch für den Unterricht in der Hauptschule nur empfehlen. Die Schüler der 7. und 8. Klasse lieben die Geschichte, die auf eine angenehm einfache, gut verständliche und auch humorvolle Art erzählt wird. Es sind der Witz, Denkweise und Marotten des Protagonisten, die Einblick in die Weltstadt New York, die Trennungsgeschichte der Eltern mitsamt des zweifelhaften und kriminellen Vaters, aber auch das Bildungspotential (Wortwahl, Psychologie in den Gesprächen mit der Therapeutin, Umgang mit dem Streit der eigenen Eltern), die das Buch lesenswert machen.
Ich finde dieses Buch total schlecht und langweilig, hab nicht mal die Hälfte gelesen und bin kurz vorm Einschlafen, wenn ich es weiterlese … War ja klar, dass bei dem „Autor“ nix Gescheites rauskommt.
Dieses Buch kann ich nur empfehlen. Es hat eine humorvolle Art, wie es geschrieben wurde. Es werden viele Konflikte geschildert und auch deren Lösungen. Die Art, wie es geschrieben wurde, ist wirklich super. Es ist sehr spannend und jeden Cent wert! Ich habe es mit meiner Klasse zusammen gelesen und alle sind wirklich hin gerissen. Ich habe meinen Schülern daraufhin eine Aufgabe gegeben, dass sie zu dem Buch neue Klappentexte, Kinoplakate, Bucheinbände und vieles Weitere gestalten. Meine Schüler waren über diese Aufgabe sehr erfreut, obwohl es viel war. Denn mittlerweile lieben meine Schüler dieses Buch. Großes Lob an den Rapper und auch Buchautor 50 Cent. Dieses Buch ist absolut toll. Obwohl es manchmal umgangsprachliche Wörter benutzt, ist es wirklich toll. Ich empfehle dieses Buch zu 100%. Viel Spaß beim Lesen! 🙂
Das Buch ist schön.
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Wun-der-schön!
Das Buch ist sehr spannend. Kann ich nur empfehlen.