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Buchbesprechung: James Mylet „Love is on Air“

Cover James MyletLesealter 15+(Fischer-Verlag 2011, 343 Seiten)

Ist es Zufall, dass das Cover dieses Buchs so aussieht, als könnte es von Nick Hornby sein? Jedenfalls hat mich der Buchumschlag gleich angesprochen, und ich gebe zu, ich habe mich davon ködern lassen.

„Love is on Air“ ist James Mylets erster (Jugend-)Roman, und auf der Webseite des Fischer-Verlags findet man sehr wenig über den Autor – nicht einmal, woher er kommt, erfährt man. Die Vermutung liegt nahe, dass er – wie die Hauptfigur in seinem Buch – aus Irland stammt.

Inhalt:

Lex, der mit seiner Familie in einem kleinen Kaff an der irischen Küste lebt, steht kurz vor seiner Abschlussprüfung und will nach der Schule auf die London School of Economics gehen. Sein Berufstraum ist es, Radiomoderator zu werden, und in dem abgeschiedenen Ort namens Clifden, an dem er lebt, betreibt er seit längerer Zeit – ein wenig illegal – einen Radiosender, den im Ort jeder kennt. Vor London hat Lex einerseits Angst, andererseits ist er froh, Clifden zu verlassen, wo alles so provinziell ist.

Schon seit längerer Zeit ist Lex in Michelle, die eine Klasse über ihm war, verliebt – doch diese geht mit Liam, den Lex für einen Idioten hält. Diesem würden die Mädchen nur wegen dessen muskulöser Statur hinterher rennen. Da kann Lex, der eher schlaksig ist, nicht mithalten …

Lex‘ großes Vorhaben, bevor er Clifden verlassen wird, ist es, in dem verschlafenen Ort ein Musikfestival zu organisieren – ein großes Wagnis. Doch ihm ist ein großer Coup gelungen: Er konnte die von ihm verehrte Raggae-Band Toots & the Maytals für das Festival gewinnen. Viel ist noch zu organisieren, doch zunächst einmal muss Lex seine Prüfungen so bestehen, dass er in London zum Studium zugelassen wird.

Bewertung:

Dass das Cover mich an Nick Hornby erinnert hat, ist – das kann man nach Lesen des Buchs bestätigen – sicher kein Zufall. Ich gehe davon aus, dass der Verlag das bewusst so gemacht hat, und schließlich hat James Mylets Jugendroman ja auch wirklich einiges mit den Büchern Hornbys gemeinsam: Musik ist die große Leidenschaft von Lex. Und ansonsten geht es auch um Verliebtsein, darum, dass ein Junge sich manchmal dumm anstellt, neben der Kappe steht, mit seinen Freunden auf Sauftour geht, mit ihnen Schönes und Schreckliches erlebt.

„Love is on Air“ (Übersetzung: T. A. Wegberg) kommt relativ unaufgeregt daher. Das mag man einerseits als authentisch empfinden: Das Buch könnte wirklich von einem 18-Jährigen geschrieben worden sein, so glaubwürdig wird Lex‘ Lebenssituation und Geschichte erzählt. Man könnte das andererseits ab und zu aber auch langweilig bezeichnen: „Love is on Air“ tritt vor allem in der ersten Hälfte ziemlich auf der Stelle. Lex redet ständig von seinen Träumen (im Wesentlichen, Radiomoderator zu werden und Michelle für sich zu gewinnen), so dass ich mich immer wieder bei dem Gedanken ertappt habe: „Mensch, Junge, jetzt tu doch auch mal was!“

Immerhin bewegt sich dann in der zweiten Hälfte des Romans doch noch etwas. Irgendwann stehen nach den langen Vorreden wirklich die Prüfungen an, Lex trifft sich mit Michelle (allerdings nicht gerade unter glücklichen Umständen), das Festival steht bevor. Dass sich alles am Ende nicht einfach in Wohlgefallen auflöst, sondern vielschichtiger ist, muss man dem Buch zugutehalten.

Den Großteil des Buchs ist Lex der Ich-Erzähler, jedoch findet man in dem Buch immer wieder Stellen (die dann in serifenloser Schrift gesetzt sind), an denen auch andere zu Wort kommen: Lex‘ Geschwister und Eltern, der ein oder andere Freud. Zwar lockern diese Stellen das Buch etwas auf, andererseits sind gerade diese Passagen oft etwas sehr banal und alltäglich abgefasst. Natürlich könnte man auch das wieder Zeichen großer Authentizität sehen – aber literarisch wertvoll ist das nun wirklich nicht, zumal die Stellen recht willkürlich über das Buch verstreut sind.

Fazit:

3 von 5 Punkten. Für mich war „Love is on Air“ ein nettes Buch für Zwischendurch – nicht mehr, nicht weniger. James Mylet erzählt die Geschichte des entscheidenden Lebensabschnitts eines 18-Jährigen, der bald seinen Heimatort verlassen wird, sehr sympathisch und authentisch – allerdings auch mit einigen Längen und literarisch nicht gerade reizvoll.

Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch vielleicht gerade deswegen gerade für männliche Jugendliche seinen Reiz hat. Es mag die Lebensituation manches 18-Jährigen sehr genau widerspiegeln, sei es in Bezug auf die Frage „Wie wird mein Leben weitergehen?“, sei es bezüglich der Träume von einem Mädchen, das unerreichbar erscheint. „Love is on air“ ist hier möglicherweise ein netter Wegbegleiter – ansonsten jedoch nicht mehr als ein netter Happen zwischen den Hauptgängen.

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(Ulf Cronenberg, 10.11.2012)

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