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Buchbesprechung: Meg Rosoff „Oh. Mein. Gott.“

Cover Meg RosoffLesealter 15+(Fischer-Verlag 2012, 250 Seiten)

Für ihre ersten Bücher hat Meg Rosoff einige Preise eingeheimst: den Deutschen Jugendliteraturpreis oder den Luchs des Jahres von Radio Bremen und der Wochenzeitung „Die Zeit“. Allerdings sind mir selbst Meg Rosoffs erste drei Bücher immer eher fremd geblieben. Dagegen hat mir Meg Rosoffs letzter Jugendroman „Davon, frei zu sein“, für den die Autorin meines Wissens keinen Preis bekommen hat, recht gut gefallen. Auf der Buchmesse in Leipzig wurde mir in diesem Jahr schon Meg Rosoffs neuer Roman vorgestellt, und ich war wegen der Idee dahinter auf das Buch recht neugierig.

Inhalt:

Bob ist kein gewöhnlicher junger Mann, nein, er ist der Schöpfer der Welt und Gott höchstpersönlich. Wie er an diesen Job gekommen ist, dahinter steht eine lange Geschichte, denn eine Qualifikation hatte er dafür nicht vorzuweisen. So wurde ihm zumindest ein anderer Bewerber, der auf die Auswahlkommission zwar gewissenhaft, aber langweilig wirkte, sozusagen als Aufpasser zur Seite gestellt: Mr. B. Doch Bob und Mr. B. verstehen sich alles andere als gut. Mr. B. kümmert sich um alles, kommt allerdings den Erfordernissen kaum hinterher und ist gestresst, während Bob das Leben zu genießen versucht und sich von Mr. B. gegängelt fühlt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Bob sich in ein irdisches Mädchen verliebt und seine Stellung als Gott missbraucht, um bei einem Mädchen zu landen. Doch bei Lucy, die es ihm diesmal angetan hat, scheint es seiner Meinung nach anders als sonst zu sein. Er fühlt sich zu ihr hingezogen wie nie zu jemandem zuvor. Liebe, kein Abenteuer, sei das, meint er.

Lucy arbeitet in einem kleinen Zoo als Tierpflegerin. Um ihr näherzukommen, arrangiert er, dass er Lucy zufällig im Zoo über den Weg läuft. Auch Lucy ist von Bob fasziniert und sogleich in ihn verliebt. Mr. B. und Bobs Mutter Mona dagegen sehen das alles mit Schrecken. Nicht nur, dass das Wetter auf der Erde wegen Bobs Unausgeglichenheit völlig verrückt spielt – eine Nebenwirkung, die sich jedes Mal zeigt, wenn Bob verliebt ist – und die Menschen darunter leiden: Auch sonst kümmert Bob sich um gar nichts außer um seine Liebe zu Lucy.

Bewertung:

Eins muss man Meg Rosoff gleich zu Beginn zugutehalten: Die amerikanische Autorin, die in England lebt, lässt sich immer wieder was Neues einfallen. Keins ihrer Bücher ist wie das andere … Für „Oh. Mein. Gott.“ (Übersetzung: Brigitte Jakobeit) gilt das auch. Nach mehreren nachdenklichen und ernsten Romanen handelt es sich bei ihrem neuen Buch eher um eine Komödie oder Farce.

Allein schon die Idee: Gott ist ein junger Mann am Ende der Pubertät, ein Lüstling, der eigentlich nichts anderes im Sinn hat, als das Leben zu genießen, eine Schwäche für hübsche Mädchen hat und nicht mit irgendwelchen verantwortungsvollen Aufgaben behelligt werden will. So gut wie nichts bekommt er auf die Reihe, er lässt alles schleifen und sein Gefühlswirrwarr führt auf der Welt zu Klimakapriolen. Mr. B. als Aufpasser von Bob hat von seinem Schützling gründlich die Nase voll. Ein spannungsgeladenes Arrangement, das sich im Buch mehrmals unterhaltsam entlädt.

Immer wieder wechselt in „Oh. Mein. Gott.“ die Perspektive – mal wird aus der Sicht von Bob erzählt, dann wieder aus der von Lucy, die anfangs hin und weg von Bob ist, nach und nach allerdings auch zunehmend unruhiger und zweifelnder wird. Das Mädchen fragt sich, wer dieser seltsame Junge eigentlich ist, wo er herkommt, und ist zunehmend genervt von Bobs Ausflüchten. Zugleich versteht Lucy allerdings nicht, warum sie sich so zu diesem Jungen hingezogen fühlt. Zu dieser Haupthandlung kommen einige Nenbenhandlungen: Von Bobs ziemlich schräger Mutter Mona ist zum Beispiel die Rede. Sie trinkt gerne einen über den Durst und verspielt dann im Casino nicht nur Geld, sondern irgendwann auch Bobs Haustier Eck. Das ist alles sehr amüsant, wirkt allerdings auch manchmal etwas überzogen.

Damit sind wir schon bei den Kritikpunkten an Meg Rosoffs Roman. Für meinen Geschmack übertreibt es Meg Rosoff des Öfteren mit ihren Einfällen – und durch die zahlreichen Hakenschläge wird die Geschichte nicht packender, sondern wirkt manchmal fahrig und überfrachtet.

Das ist vielleicht eine recht persönliche Empfindung von mir, aber mir hätte das Buch besser gefallen, wenn z. B. die Geschichte mit Eck (ich konnte mir am Ende noch immer nicht vorstellen, wie das Haustier nun eigentlich aussieht) sowie der ein oder andere Nebenhandlungsstrang nicht so sehr überzeichnet worden wären. Doch ansonsten ist „Oh. Mein. Gott.“ im Großen und Ganzen eine wunderbare Persiflage auf die Pubertät, die mit Witz und Charme das Auf und Ab eines Jungen darstellt. Finten- und wortreich gelingt es Meg Rosoff, dem Thema eine ganz besondere Note zu geben.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Ein wenig hat mich „Oh. Mein. Gott.“ an Jim Carreys Film „Bruce Allmächtig“ erinnert, in dem ein junger Mann für eine Zeit lang Gott spielen darf. Meg Rosoffs Jugendroman geht jedoch weiter und bleibt letztendlich auch nicht so oberflächlich wie die Filmkomödie, die ich erst vor ein paar Wochen angeschaut habe. „Oh. Mein. Gott.“ nimmt die Zeit der Pubertät wunderbar auf die Schippe, man muss beim Lesen immer wieder schmunzeln, wenn nicht sogar loslachen – Bob ist zwar allmächtig, agiert aber letztendlich ziemlich hilflos. Und er dreht sich nur um sich selbst.

100 % Begeisterung liest man aus diesen Zeilen jedoch nicht heraus, und ich habe mich lange gefragt, warum das so ist. Die Antwort habe ich weiter oben schon zu geben versucht: Manchmal schlägt Meg Rosoff ein wenig über die Strenge. Für viele Leser dürfte das in Ordnung sein, sie werden diese Art von Humor mögen, mir war manches jedoch zu sehr bemüht. Dennoch muss man festhalten: „Oh. Mein. Gott.“ ist erfrischend und etwas anders als andere Jugendbücher. Der große Wurf ist Meg Rosoffs neuer Roman leider jedoch nicht geworden … Ich hatte mir von der Idee, die in den Ankündigungen so großartig klang, noch ein wenig mehr erwartet.

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(Ulf Cronenberg, 31.08.2012)

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Kommentare (0)

  1. Eva

    Ich finde das Buch, ehrlich gesagt, wirklich gar nicht gut. Mir hat die Idee richtig gut gefallen und die ersten Kapitel passen zu dem Klappentext des Buches, liest man allerdings weiter, wird es wirklich irgendwann einfach nur noch absurd, hektisch und zu viel. Die Handlungen werden nicht mehr beschrieben, und der Sinn dahinter erst recht nicht. Das Ende ist grausam und meiner Meinung nach auch gar nicht gut geschrieben. Die Bewertung mit 4 Punkten ist meiner Meinung nach viel zu hoch. Im Grunde bleiben nur noch die wirklich sehr gute Idee, die wunderbaren und wirklich lustigen ersten Kapitel und die Gedanken des „Ecks“ über seine Schöpfung als positiv zu erwähnen. Das Cover sieht, finde ich, doch sehr kindlich aus. Aus der Idee hätte mehr werden können.

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