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Kurzrezension: Bjarne Reuter „Das dunkle Lied des Todes“

Cover Bjarne ReuterLesealter 14+(dtv 2012, 256 Seiten)

Um Bjarne Reuter, den dänischen Jugendbuchautor, war es die letzten Jahre – zumindest im Jugendbuchbereich – ziemlich still. „Prinz Faisals Ring“, 2002 erschienen, war ein Buch von Bjarne Reuter, das mir sehr gut gefallen hat – doch das habe ich gelesen, bevor es Jugendbuchtipps.de gab. Deswegen gibt es zu dem Jugendroman hier auch keine Buchbesprechung. Ein weiteres Buch von ihm („Operation Mikado“) habe ich mir im Jahr darauf angeschaut, seitdem ist Bjarne Reuter aus meinem Gesichtsfeld verschwunden. „Das dunkle Lied des Todes“ ist übrigens im Original auch schon 2007 veröffentlicht worden und hat erst jetzt den Weg ins Deutsche gefunden.

Elf musikalisch besonders begabte Kinder, die auf eine Spezialschule gehen, sollen mit ihrer Lehrerin Eva und einem neuen Lehrer namens Bromsen für eine Woche auf Klassenfahrt gehen. Eva hat hierfür ein Selbstversorgerhaus an der Küste gemietet, das auf Lehrer und Schüler etwas unheimlich wirkt. Im Keller befindet sich ein seltsames Becken mit tiefdunklem Wasser, das Haus ist voller seltsamer Gegenstände. Von der Verwalterin erfährt Eva von der geheimnisvollen Geschichte des Hauses.

Der früher auf der Insel Pemba in Sansibar lebende Däne Max Savannah hat es bauen lassen, um sich nach seiner Rückkehr dort niederzulassen. Doch das Schiff nach Hause ist auf Grund gelaufen und die ganze Familie Savannahs ertrunken. Lediglich einige Gegenstände konnten geborgen werden – sie wurden in das Haus geschafft.

Während der Klassenfahrt mehren sich die Unheimlichkeiten im Haus. Ein Stift rollt, als befünde er sich auf einem schwankenden Schiff, von einer Zimmerseite zur anderen und zurück. Und auch die Gruppendynamik kocht hoch – zumal die Schüler ein Geheimnis, das ihre frühere Lehrerin betrifft, zu haben scheinen. Eva entgleitet das Ganze langsam …

Bjarne Reuters „Das dunkle Lied des Todes“ (Übersetzung: Gabriele Haefs) ist, wie der Titel andeutet, ein zunehmend dunkles Buch. Was als ganz normale Klassenfahrt beginnt – allerdings mit einer etwas überreizten Lehrkraft –, wird Stück für Stück mysteriöser und die Geschichte spitzt sich zu.

Ich bin keine großer Fan von Mystery-Büchern, aber Bjarne Reuter hat das Mysteriöse des Romans recht geschickt verpackt, so dass ich mich damit anfreunden konnte. Ab und zu findet man Passagen aus einem Tagebuch von Max Savannah, der den Aufbruch nach Dänemark und die Gruppendynamik auf dem Schiff schildert. Schnell kommt man dahinter, dass beide Geschichten (Schifffahrt und Klassenausflug) miteinander verwoben sind. Das Unheimliche wird dabei sehr gut dosiert an den Leser gebracht und weitet sich im Laufe der Geschichte aus. Manches, was passiert, ahnt man voraus, doch insgesamt hält das Buch seinen Leser gut bei Laune.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Bjarne Reuters neuer Roman ist kein großer Wurf wie „Prinz Faisals Ring“, aber eine angenehm überraschende Lektüre für Zwischendurch. Mir hat jedenfalls gefallen, wie das Mysteriöse in der Geschichte bedächtig und behutsam eingeführt wird und sich nach und nach verstärkt. Eva, die Lehrerin, ist genau die passende Hauptfigur für diesen Roman: eine Person mit Geheimnissen, die übersensibel ist und immer wieder seltsame Dinge wahrnimmt. Bjarne Reuter hat Eva mit viel Geschick und Rafinesse gezeichnet.

Nicht verschwiegen sei jedoch, dass es eine Stelle gibt, wo Bjarne Reuter meiner Meinung nach etwas schludert – und das ist das Ende. Es ist wohl klar, dass ein solches Buch einen dramatischen Höhepunkt braucht – und den hat es auch. Doch leider wird dieser seltsamerweise zu wenig packend beschrieben. Die vorher so gut lancierte Gruppendynamik wird fast gänzlich fallen gelassen, und irgendwie geht am Ende alles zu schnell. Seltsam. Dachte Bjarne Reuter, dass man ein zu dramatisches Ende jugendichen Lesern nicht zumuten kann? Oder was sonst ist der Grund dafür?

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(Ulf Cronenberg, 06.08.2012)

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