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Buchbesprechung: Britta Keil „Milas Lied“

Cover Britta KeilLesealter 15+(Ravensburger-Verlag 2011, 157 Seiten)

Über Britta Keils ersten Jugendroman „Zwei Sommer“ bin ich damals eher zufällig gestolpert und war dann angesichts des nicht gerade ansprechenden Buchcovers ziemlich überrascht davon, was der Jugendroman zu bieten hatte. Fast vier Jahre hat es gedauert, bis von der jungen Berliner Autorin, die auch als Lektorin für andere Autoren arbeitet, ein neues Buch erschienen ist: „Milas Lied“ – diesmal auch mit einem hübscheren Buchumschlag.

Inhalt:

Rike ist von zu Hause, wo es ihr in der unglücklichen Ehe ihrer Eltern zu eng wurde, ausgezogen und lebt nun mit Theo, der Rike als Mitbewohner bezeichnet, in Berlin in einer WG. Ihr Studium der Soziologie plätschert so dahin. Durch Zufall lernt Rike irgendwann ein Mädchen, das auf Russisch zur Gitarre singt, kennen – und schon bald sehen die Zwei sich wieder.

Mila, das Gitarrenmädchen, stammt aus Russland – das erfährt Rike später – und ist nach Berlin gekommen, um dort Musik zu machen. Eine seltsame Freundschaft entwickelt sich zwischen den beiden, denn Mila gibt wenig von sich preis, taucht manchmal für mehrere Tage unter und dann plötzlich wieder auf. Rike fühlt sich aber trotzdem auf unerklärliche Weise zu dem Mädchen hingezogen.

Erst spät bekommt Rike mit, dass Mila nur ein dreimonatiges Aufenthaltsvisum für Deutschland hat – allen Fragen dazu weicht Mila jedoch aus. Als sie sich nach längerer Zeit dann wiedertreffen, muss Mila untertauchen und zieht bei Rike ein. Doch die Freundschaft der beiden bleibt fragil …

Bewertung:

„Milas Lied“ ist eine sehr sachte erzählte Geschichte, bei der vor allem die Freundschaft zwischen Rike und der geheimnisvollen Mila im Vordergrund steht, während die Problematik mit der Aufenthaltsgenehmigung eher den Hintergrund der Geschichte bildet. Auch das Buch spielt dabei mit dem Geheimnis um Mila: Der größte Teil des Romans wird aus der Sicht Rikes erzählt – darin eingestreut finden sich kursiv gedruckte kurze Passagen, in denen Mila ein wenig über ihre Gedanke und Gefühle verrät. Mila bleibt insgesamt nicht nur Rike, sondern auch dem Leser ein Rätsel. Das ist geschickt gemacht, überträgt sich dadurch doch das subjektive Erleben Rikes auf den Leser, der über Mila nicht viel mehr als Rike weiß.

Was mich an Britta Keils Buch besonders beeindruckt hat, war dessen Sprache. Man findet viele treffliche Passagen, in denen Rike z. B. die kaputte Ehe ihrer Eltern anschaulich beschreibt. Immer wieder staunt man im ganzen Buch über Formulierungen, die einen innehalten lassen. Um nur eine solche Stelle zu zitieren (Seite 88):

In der weißen Küche im Haus gegenüber wurde auch gekocht. Manchmal war unser Hinterhof wie Kino. Lauter kleine Stummfilme hinter Glas.

Das ist wunderbar poetisch, gefühlvoll und anschaulich ausgedrückt und macht auch etwas wett, dass sich das Buch am Anfang vielleicht etwas zu ausführlich nur um Rikes Befindlichkeit dreht. Über die ersten 50 Seiten wird mancher Leser erst mal hinwegkommen müssen, bis ihn das Buch gefangen nimmt.

Was man in „Milas Lied“ nebenbei vermittelt bekommt, ist, wie es für eine junge Erwachsene ist, mit dem Studium zu beginnen, nach Berlin zu ziehen und erstmals auf eigenen Beinen zu stehen. Das Leben ist nicht einfach, vor allem, wenn man Dinge, die geschehen, nicht zu deuten weiß. Auch das wird von Britta Keil gut beschrieben – gerade auch das Zusammenleben mit Theo, der immer recht unverbindlich ist.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Eine reißerische Geschichte darf man sich von „Milas Lied“ nicht erwarten. Das Buch kommt auf leisen Sohlen daher, es ist eher etwas für Leser, die gerne Besinnliches und Poetisches lesen. Doch genau das ist auch die Stärke von Britta Keils neuem Buch: dass es Stimmungen und Gefühle einer jungen Frau so intensiv und genau beschreibt und dass die Autorin aus dem Stoff eben kein reißerisches Buch über eine illegal in Deutschland lebende junge Frau gemacht hat.

„Milas Lied“ ist ein Buch eher für Mädchen, was unter anderem an den beiden Hauptfiguren Rike und Mila liegt, aber auch daran, dass eher Stimmungen, Gefühle, das Zwischenmenschliche und weniger die Handlung des Buches im Vordergrund stehen. Doch stimmig ist das allemal. Und alles in allem lesenswert außerdem.

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(Ulf Cronenberg, 25.10.2011)

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