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Buchbesprechung: Phillip Gwynne „Outback“

Cover Phillip GwynneLesealter 14+(Sauerländer-Verlag 2011, 205 Seiten)

„Als Outback werden australische Regionen bezeichnet, die fernab der Zivilisation liegen. Es umfasst beinahe drei Viertel der Fläche Australiens (…)“ – so steht es in der Wikipedia. Wenn man auf dem Buchcover noch die Motorhaube sieht, dann ahnt man schon, wovon Phillip Gwynnes Jugendroman handelt: Es geht um eine Autoreise quer durch Australien.

Phillip Gwynne ist, wie man erwarten kann, Australier und war mit „Wir Goonyas, ihr Nungas“ vor fast 10 Jahren schon einmal für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert worden. Das Buch bekommt man inzwischen jedoch nur noch gebraucht, weil es nicht mehr aufgelegt wird.

Inhalt:

Hugh ist ein erfolgreicher Schüler, der kurz vor seiner Aufnahmeprüfung für das Konservatorium steht. Doch eine Woche bevor er auf dem Cello vorspielen soll, taucht plötzlich sein Großvater, den er bis dahin nicht kannte, vor der Schule auf und spricht ihn an. Hughs Mutter hat sich schon vor langer Zeit aus für Hugh unbekannten Gründen von ihrem Vater losgesagt, und deshalb war Hugh seinem Opa bisher auch noch nicht begegnet. Hugh fragt sich, warum sein Großvater auf einmal den Kontakt zu ihm sucht.

Sein Großvater, der sich Poppy nennt, überrascht Hugh damit, dass er mit ihm eine Spritztour unternehmen will. Der Junge ist zunächst nicht allzu angetan davon, hat er seinem Großvater gegenüber, der wie ein Hippie daherkommt, Vorbehalte. Doch dann schafft Poppy es, Hugh zu ködern: In Poppys Garage steht ein alter Holden Morano, ein Oldtimer mit ordentlich Pferdestärken unter der Haube. Hugh als heimlicher Autofan kann nicht widerstehen, und so befinden beide sich schon bald auf der Straße, um in Richtung des Ayers Rock – oder wie Poppy ihn nennt: den Uluru – zu fahren.

Fast 4000 km, größtenteils durch spärlich besiedeltes Gebiet, liegen vor den beiden. Es gibt Probleme mit dem Auto, sie machen seltsame Bekanntschaften und lernen sich beide besser kennen. Und Hugh wird durch die Reise aus seinem abgezirkelten Leben herauskatapultiert …

Bewertung:

„Outback“ (Übersetzung: Kai Kilian) ist eine sehr charmante Geschichte. Ein behüteter Oberstufenschüler und sein ziemlich kauziger Großvater reisen 4000 km durch Australien, und dass sie dabei einiges erleben, liegt auf der Hand. Phillip Gwynnes Buch reiht sich damit in die Kategorie Roadmovie-Bücher ein, für die ich schon immer einiges übrig hatte. Sie sind meist an einen Ausbruch aus dem Alltag geknüpft, und was da passiert, ist in der Regel unterhaltsam.

Die große Zahl der Roadmovie-Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, machen jedoch auch ein bisschen klar, wo die Schwäche bei Phillip Gwynnes Buch liegt: Es ist mir zu vorhersehbar angelegt und folgt dem typischen Muster für Jugendromane dieser Bauart. Klar, dass Poppy ein Geheimnis hat, warum er mit seinem Enkel zum Uluru fahren möchte, und schon recht schnell war mir klar, was der Grund für die Reise ist. Meine Interpretation der ersten Anspielung darauf hat sich dann knapp 100 Seiten später, als der Grund für Poppys Reise genannt wird, als richtig erwiesen. Ein bisschen schade ist es, wenn man deswegen in einem Buch nur noch begrenzt überrascht wird.

Dennoch ist „Outback“ ansonsten ein gelungenes Buch. Man könnte sagen, dass es genau das erfüllt, was es zu sein vorgibt. Hugh und Poppy müssen mit unerwarteten Schwierigkeiten kämpfen, und dabei kriselt es zwischen beiden immer wieder. Sympathische Figuren sind letztendlich beide: Poppy in seiner Schrulligkeit, Hugh mit seiner Ernsthaftigkeit, die nach und nach, weil er neue Erfahrungen macht, zu bröseln beginnt.

Erzählt ist Phillip Gwynnes Buch alles in allem solide und unaufgeregt. Bis auf die vorangestellte Rahmenhandlung mit dem Cello-Vorspiel zu Beginn, wird die Geschichte von Hugh und Poppy brav von vorne nach hinten vorgetragen. Das mag man als Stärke ansehen, hebt das Buch allerdings auch nicht übermäßig aus dem Markt sonstiger Jugendbücher hervor. Erzählerisch hätte man noch mehr Register ziehen können.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Falsch gemacht hat Phillip Gwynne mit „Outback“ sicher nichts. Was das Cover verspricht, das hält der Autor auch. „Outback“ ist ein Roadmovie, der den Leser einmal durch halb Australien (und am Ende zurück) führt – allein das fremde Land macht einen Teil des Reizes aus. Ein bisschen brav und vorhersehbar ist der Roman allerdings auch, wenn man es mit anderen Büchern der Kategorie vergleicht.

Wer jedoch das Roadmovie-Genre noch nicht so gut kennt oder gute Unterhaltung sucht, dem kann man „Outback“ zweifellos empfehlen. Denn Poppy und Hugh, Großvater und Enkel, zwei Typen ganz unterschiedlichen Schlags, sorgen auf sympathische Art und Weise dafür, dass man sich bei diesem Buch wohlfühlt.

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(Ulf Cronenberg, 25.09.2011)

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