(Thienemann-Verlag 2011, 287 Seiten)
Manchmal wundere ich mich darüber, dass das Thema Computerspiele eher selten in Jugendbüchern auftaucht, wo Jugendliche doch so viel Zeit vor dem Computer verbringen. Aber das liegt wohl daran, dass den meisten Autorinnen und Autoren, die einer anderen Generation als ihre Leser entstammen, wohl eher wenig mit Computerspielen zu tun haben.
Ein viel beachteter Roman zum Thema Computerspiele war „Erebos“ von Ursula Poznanski – ein Buch, das von der Jugendjury auch gleich für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 nominiert wurde. Und nun wagt sich eine weitere Autorin an das Thema heran: Alice Gabathuler …
Inhalt:
dead.end.com – so heißt ein noch nie da gewesenes Computerspiel, das nun durch einen Betatest mit 24 Jugendlichen bekannt gemacht werden soll. Mo, Tessa, Greti und Carlos sind mit von der Partie und werden auf ein altes, geheim gehaltenes Militärgelände geführt, wo sie zuerst diverse Sicherheitschecks durchlaufen. Anschließend wird ihnen einiges erklärt, erst dann geht der eigentliche Test des Spiels los. Doch die Vier sind ziemlich überrascht, als sie nicht vor einen Computer gesetzt werden, sondern stattdessen jeweils mit ihrem Viererteam eine reale Landschaft erkunden sollen.
Schon dabei gibt es die ersten Komplikationen. Greti wird in einer Höhle hinter einem Wasserfall angegriffen, Mo kommt ihr zur Hilfe, doch sie meint, dass der Angriff von Mo ausgeführt wurde – denn jemand anderen hat Greti in der Höhle nicht gesehen. Mo kehrt außerdem erst Sekunden vor Ende der vorgegebenen Zeit zurück: verletzt und mit Blut im Gesicht. Niemand weiß, was geschehen ist.
Erst am zweiten Tag werden die Teams vor Computer gesetzt, doch auch hier ist einiges nicht normal. Die Computer befinden sich in unterirdischen Stollen, die Teams werden in unterschiedliche, mit Gitter abgeschlossene Bereiche gesperrt. Die Regeln sind klar: Man hat in einer gewissen Zeit einen Auftrag zu erfüllen, schafft ein Team das nicht, scheidet es aus. Wenn die Spielfigur im Spiel ihr Leben verliert, ist der Spieler damit auch aus dem Rennen.
Schon bald, als die sechs Teams verbittert gegeneinander kämpfen, spitzt sich alles zu. Die ersten Spieler scheiden aus, andere haben das Gefühl, dass bei dead.end.com nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Zunehmend verwischen Spiel und Realität, nicht nur Spielfiguren, sondern auch Spieler verschwinden von der Bildfläche … Das Misstrauen der Spieler gegeneinander wächst.
Bewertung:
„dead.end.com“ ist ein Buch, das sicherlich viele Leser finden wird, denn wie das schon erwähnte „Erebos“ greift es das Thema Computerspiele auf – und das fasziniert viele Jugendlichen an sich schon einmal. Die beiden Bücher haben so einige Gemeinsamkeiten, man könnte fast meinen, dass sich Verlag und Autorin sehr bewusst und mit Kalkül dafür entschieden haben, das beliebte Thema in einem Buch anzugehen. Aber lassen wir mal solche Plagiatsgedanken beiseite – viel wichtiger ist, ob Alice Gabathulers Jugendroman ein gutes Buch ist.
Zunächst einmal muss man feststellen, dass „dead.end.com“ recht geschickt aufgebaut ist. Aufhänger für das Erzählen der Geschichte ist, dass Carlos, einer der Spieler, nach Beendigung des Betatests in einer Talkshow sitzt und über seine Erfahrungen mit dem Computerspiel interviewt wird. Von Beginn an ist klar, dass bei dem Spiel vieles schiefgelaufen ist, dass Carlos damit ringt, ob er die Wahrheit erzählen soll oder nicht. Diese Rahmenhandlung kehrt in dem Buch immer wieder zurück, Hauptbestandteil sind jedoch die Berichte von Mo und Greti, in denen Stück für Stück erzählt wird, was sich in dem Militärgelände abgespielt hat. Unterbrochen wird all das noch von kurzen Szenen aus dem Büro der Spielentwickler. Das mag etwas verwirrend klingen, ist aber – wenn man die Grundstruktur durchschaut hat – durchaus nachvollziehbar und gekonnt angelegt.
„dead.end.com“ trägt das Prädikat „Thriller“ – und das letztendlich nicht ganz zu unrecht, auch wenn der Nervenkitzel noch ein bisschen größer hätte ausfallen können, wenn einige Szenen von Alice Gabathuler noch drängender und spannender beschrieben worden wären. Sind das Zugeständnisse daran, dass es sich um ein Jugendbuch handelt? Oder fehlt es dem Buch an einer Dringlichkeit in der inneren Figurenhandlung, wie sie ein Kevin Brooks in seinen Büchern hervorzaubern kann? Ich bin mir darüber nicht ganz schlüssig … Jedenfalls hätte ich mir gewünscht, dass die Figuren in „dead.end.com“ plastischer ausgestaltet worden wären – das Buch bleibt mir, was die Gedanken und Gefühle, aber auch die Verhaltensweisen der Figuren angeht, ein wenig zu sehr an der Oberfläche.
Fazit:
4 von 5 Punkten. „Das Projekt“ war das erste Buch von Alice Gabathuler, das ich gelesen habe und das mir gut gefallen hat. Es folgten einige Bücher der Autorin, die mich nicht so wirklich gepackt haben, „dead.end.com“ liegt diesbezüglich in der Mitte. Zunächst einmal finde ich es gut, dass die Autorin das Thema Computerspiele aufgreift, und die Handlung ist spannend angelegt, so dass viele Jugendliche das Buch sicher gerne lesen werden.
Doch es sind auch kleinere Schwächen zu verzeichnen: Für einen wirklich packenden Thriller fehlt es dem Buch vor allem ein wenig an Tiefe bei der Figurenzeichnung. Und die Handlung wird am Ende leicht fahrig … Insgesamt kann man Alice Gabathulers Buch dennoch empfehlen, und zwar vor allem Lesern, die mit „Erebos“ endlich einmal ein Buch gefunden haben, das sie gerne lesen – also Jungen, die man eher als Lesemuffel bezeichnen würde.
(Ulf Cronenberg, 02.08.2011)
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Ich weiß nicht … Gut, die Autorin ist Schweizerin, aber es ist schon etwas seltsam, ein Jugenduch zu lesen, das in der Schweiz handelt und dann auch noch mit einer Protagonistin konfrontiert zu werden, die Greti heißt. Warum nicht gleich Heidi? Und als ich das Buch las, dachte ich mir immer wieder, dass die eigentlich Schwiizerdütsch sprechen – was ich sehr skurril fand.
Egal, daran solls nicht scheitern.
Mit „Erebos“ hat das Buch gemeinsam, dass eine Verquickung von Realität und Computerspiel thematisiert wird. Aber bei „Erebos“ wirkt das sehr bedrohlich und irritierend, bei dead.end.com ist es so, wie es sich jeder Gamer wünscht. (Alles, was den Reiz von Live-Rollenspielen, Alternate Reality Games oder auch Geocaching ausmacht, zur Spitze getrieben.)
Aber da setzt auch meine Kritik an: Die Autorin hat das nicht konsequent zu Ende gedacht.
Ich fand die Idee faszinierend, aber die Umsetzung unzureichend. Ja, das Buch ist spannend, aber ich fand den Plot zu aufgesetzt mit dem sich rächenden Spiele-Erfinder, der Privatarmee – und worauf sollte das Ganze noch mal hinauslaufen? Ich verstand es einfach nicht. Warum kommt es eigentlich zu diesem Showdown? Warum mussten da vier Menschen sterben?
Und dann noch diese seltsame Rahmenhandlung mit der TV-Talk-Show. Warum wird Carlos nicht geglaubt? Warum traut sich nur er von seinen Erlebnissen zu sprechen?
Und Mos „Paranoia“. Jedes Mal, wenn dieses Wort kam, empfand ich es als falsche Wortwahl.
Das Buch erklärt mir zu wenig. Es reißt Themen an, aber führt sie nicht zu Ende. Hat der Verlag die Autorin dazu gedrängt, 300 Seiten zu streichen?
Ich finde dieses Buch zeigt sehr deutlich, wie Computerspiele jeder Art Kinder und Jugendliche runterziehen. Dead.end.com verdeutlicht, dass wenige Jugendliche noch unterscheiden können.
Ich habe das Buch verstanden, ohne Ausnahme. Am Anfang ist alles sehr kompliziert, aber das ist so bei jedem Buch. Nach und nach fügt sich allerdings alles zusammen.
Die Autorin hat mit diesem Buch keine Fehler gemacht und ich empfehle es jedem weiter, besonders den Gamern.
Ich fand das Buch eigentlich gut, nur das Stollensystem war zu kompliziert. Über die Story lässt sich streiten (vor allem über den Realitätsfaktor), aber sonst kann man sich alles aufgrund der guten Beschreibungen gut vorstellen.
Ich fand das Buch mega. Mein Lehrer kennt die Autorin und ich bin grade dabei, mein eigenes Buch zu schreiben. Wenn ich fertig bin, möchte ich sie bitten, es sich durchzulesen. Denkt ihr, das ist ne gute Idee? Naja, jetzt zur Bewertung: Ich finde den Schreibstil cool, es muss total schwierig sein, so zu schreiben und auch ein großer Aufwand sein. Ein Danke geht an die Autorin, den Verlag und meine Bibiolothek. Danke! Schöne Grüße, Charly 😉
Ich persönlich finde das Buch Müll. Das ist einfach nur meine Meinung! Kann sein, dass ich zu dumm bin, um es zu kapieren, aber ich verstehe rein gar nichts. Ich meine: Warum glauben sie Carlos nicht, wieso mussten 4 Menschen sterben?!
Kurz gesagt: Ich bin enttäuscht, es gibt wirklich Besseres von der Autorin.