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Buchbesprechung: Günter Ohnemus „Siebzehn Tage im August“

Cover Günter OhnemusLesealter 14+(Fischer-Verlag 2011, 276 Seiten)

Günter Ohnemus kenne ich bisher eigentlich nur als Übersetzer von Jugendbüchern, auch wenn er mit „Alles was du versäumt hast“ schon vor „Siebzehn Tage im August“ ein Jugendbuch geschrieben hat. Ich habe das Buch während eines Holland-Urlaubs gelesen, der leider schon wieder vorbei ist. Urlaube ziehen überhaupt immer sträflich schnell an einem vorüber … Wenn ihr in nächster Zeit in den Sommerurlaub fahrt: Vielleicht ist Günter Ohnemus‘ Buch ja eine geeignete Lektüre für einen verregneten Urlaubstag? So was soll sogar am Mittelmeer vorkommen …

Inhalt:

Nick und sein bester Freund Finn bekommen in der Schule Stress: Sven, ein bekannter Schläger, hat es auf Finns türkische Freundin Ayla abgesehen und macht sie vor Finn blöd an. Finn schaut nicht tatenlos zu, sondern geht, ohne zu zögern, auf den ziemlich überraschten Sven los. Als Finn die Oberhand gewinnt, zückt Sven ein Messer – doch Finn gelingt es, auch diesen Angriff abzuwehren und Sven das Messer abzunehmen. Das Messer zerbricht Finn mit den Worten: „Das nächste Mal geht nicht das Messer kaputt.“ Ein folgenreicher Satz …

Als Sven am Tag danach mit einer Pistole erschossen tot aufgefunden wird, sucht die Polizei Finn, weil sie ihn für den Hauptverdächtigen hält. Doch Finn ist spurlos verschwunden. Nick kann nicht glauben, dass Finn Sven getötet hat und sucht nach seinem Freund.

Schließlich findet er ihn, und Nick versucht Finn zu helfen – über kleine Zweifel, dass Finn vielleicht doch etwas mit dem Mord an Sven zu tun haben könnte, setzt er sich hinweg. Gemeinsam flüchten sie sich vor der Polizei in den Bayerischen Wald, denn dort sollte Nick eigentlich bei einem Zeltlager der Pfadfinder sein. Seine Eltern lässt er auch im Glauben, dorthin zu fahren …

Auf der Zugfahrt in Richtung Bayerischer Wald lernen sie eine Studentin aus Passau kennen: Laura. Als Nick und Finn schließlich nach einigen Tagen des Versteckens nicht mehr weiter wissen, nehmen sie Kontakt mit Laura auf und hoffen, dass sie ihnen weiterhilft. Die nächsten Tage verbringen die Drei gemeinsam in Passau in der Wohnung von Lauras bester Freundin – für Nick und Finn einerseits eine schwierige, andererseits wegen Lauras sprühendem Temperament seltsam unbeschwerte Zeit.

Bewertung:

Günter Ohnemus‘ Buch ist vieles gleichzeitig: eine Geschichte mit Kriminalelementen, ein wenig Roadmovie, ein Roman darüber, was man im Leben will und wie man in Krisenzeiten Freunden beisteht. Dass sich das Buch geschickt zwischen verschiedenen Genres bewegt, macht den Reiz von „Siebzehn Tage im August“ aus.

Für Spannung sorgt allein schon einmal der Kriminalteil des Buchs. Nick und Finn sind auf der Flucht, versuchen der Polizei immer einen Hakenschlag voraus zu sein. Das hält einen am Lesen – vor allem im zweiten Teil des Romans. Doch was mir noch besser an dem Buch gefallen hat, waren letztendlich die Stellen, an denen Nick und Finn mit Laura durch die Gegend ziehen und im Bewusstsein der Bedrohung das Leben zu spüren versuchen. Alle Drei legen einen großen Lebenshunger an den Tag, wollen etwas erleben und philosophieren dabei en passant darüber, was für sie im Leben wichtig ist.

Spiegelbild für diesen Teil der Handlung ist der Film „Bonnie und Clyde“ – auch das ist im Buch dramaturgisch geschickt arrangiert. Nick, Laura und Finn fühlen manchmal Ähnliches wie ihre Filmvorbilder, die von der Hand in den Mund leben, Banken überfallen, von Ort zu Ort ziehen – ja, und am Ende erschossen werden.

Eigentlich gab es nur eine Sache, mit der ich in Günter Ohnemus‘ Jugendbuch gehadert habe: Die Auflösung der Ermordung Svens kommt etwas unmotiviert daher. Einige Seiten lang habe ich gedacht, der Paukenschlag kommt noch – aber er blieb aus. Schade, hier hat Günter Ohnemus, finde ich, einen Hakenschlag zu wenig gemacht. Was wäre „Siebzehn Tage im August“ für ein Buch geworden, wenn der Internetfilm von der Polizei (mehr sei nicht verraten) fingiert worden wäre, um Finn zu finden?

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. Günter Ohnemus‘ Jugendbuch ist eine kurzweilige Lektüre, die Tiefgang und Esprit hat – auch wenn man die Hauptbotschaften „Lebe wild und gefährlich und halte zu deinen Freunden“ durchaus aus anderen Filmen und Büchern kennt. „Siebzehn Tage im August“ spielt gekonnt mit den Sehnsüchten von Jugendlichen, die sich in ihrem Leben allzu sehr eingeengt fühlen und am liebsten ausbrechen würden. Nick, Finn und Laura schaffen es, ihren Alltagstrott hinter sich zu lassen – aber vielleicht auch nur, weil eine Krisensituation sie dazu zwingt.

Dass das Buch nicht die volle Punktzahl bekommt, liegt daran, dass ich mir am Ende noch ein wenig mehr Raffinesse gewünscht hätte. Das mag zugegebenermaßen etwas kleinlich sein … Aber es hätte noch mehr aus dem Buch werden können, hätte Günter Ohnemus noch ein wenig länger daran gearbeitet.

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(Ulf Cronenberg, 20.06.2011)

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Kommentare (0)

  1. Birgit V.

    Äh … haben wir dasselbe Buch gelesen?! 🙂
    Ich fand die Geschichte eher etwas langweilig und langatmig. Für mich ist keine wirkliche Spannung aufgebaut worden. Und Krimi, naja … Unter einen Krimi stelle ich mir halt etwas anderes vor, als seinen Freund zu suchen.

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