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Kurzrezension: Bodil Bredsdorff „Die Mädchen aus der Villa Sorrento“

Cover Bodil BredsdorffLesealter 12+(Urachhaus-Verlag 2011, 109 Seiten)

In den letzten Jahren habe ich ziemlich viele Bücher gelesen, in denen die Mutter der Hauptfigur gestorben war – seltsam … Das scheint ein wichtiges Thema zu sein, und zwar nicht nur im Kinder- und Jugendbuch, sondern auch im Bilderbuch. Ganz unterschiedliche Bücher sind dabei entstanden, und die dänische Autorin Bodil Bredsdorff hat dem Thema eine weitere Variante hinzugefügt.

Bodil Bredsdorff? Der Name ist mir noch nicht begegnet – dabei heißt es in den Informationen zu „Die Mädchen aus der Villa Sorrento“, dass die Schriftstellerin eine sehr bekannte dänische Kinderbuchautorin ist. Wenn man Amazon zu Rate zieht, so scheint jedoch erst ein weiteres Buch von Bodil Bredsdorff ins Deutsche übersetzt worden zu sein.

Bella lebt mit ihrem Vater, der Anwalt ist, sowie ihrer Tante Helga in einem Haus an einem Fjord. Ihre Mutter ist schon vor längerer Zeit gestorben, und so kümmern sich die Schwester des Vaters sowie eine Hausangestellte um Bella.

Eines Tages teilt der Vater Bella mit, dass sie vielleicht eine Stiefmutter bekommen wird. Es dauert nicht allzu lange, da zieht die neue Freundin des Vaters, Rigmor, mit deren Tochter Elinor in ihr Haus, die Villa Sorrento, ein. Zunächst verhält sich Bella ihrer neuen Stiefschwester gegenüber eher zurückhaltend und zeigt sich misstrauisch – doch schließlich freunden die beiden sich an. Tante Helga jedoch scheint Elinor nicht zu mögen und macht dem Mädchen das Leben schwer, wo immer es geht.

Dann passiert eines Tages im Winter ein Unglück. Elinor, die sich häufig nicht an Regeln hält, will unbedingt auf dem Eis im Fjord Schlittschuh laufen, obwohl sie das nie tun sollen, ohne vorher die Erwachsenen gefragt zu haben. Bella versucht Elinor davon abzuhalten – doch diese widersetzt sich ihr. Bella muss mit ansehen, wie ihre neue Freundin ins Eis bricht. Alle Hilfe kommt zu spät …

Ein sachtes und stilles Buch erzählt Bodil Bredsdorff, sehr einfühlsam wird alles aus der Sicht Bellas dargestellt – als Leser ist man mit dem Mädchen auf Augenhöhe und erlebt mit, wie sich Bellas Leben mehrmals verändert: erst, als Rigmor und Elinor in ihr Haus ziehen, dann als Elinor ertrinkt.

Der ruhige Ton des Buches schafft, das muss man dem Kinderroman zugutehalten, eine dichte und besondere Atmosphäre, die durchaus ihren Reiz hat. Jugendliche Leser aber, die durch die Handlung bei der Stange gehalten werden wollen, dürften davon eher abgeschreckt werden. Auch mir ging es in der Mitte des Buches ein wenig so, dass ich mir manchmal etwas mehr Erzähltempo gewünscht hätte – ich wurde das Gefühl nicht los, ähnliche Bücher schon zu oft gelesen zu haben.

Nach der guten Hälfte des Romans bekommt Bodil Bredsdorff jedoch die Kurve. Gegen Ende wird man mit mehreren Geheimnisse konfrontiert, die im Hintergrund eine Rollen gespielt haben und dem Buch eine andere Wendung geben: „Die Mädchen aus der Villa Sorrento“ wird – so könnte man das am ehesten formulieren – zu einem sachten psychologischen Drama, das eindringlich von den Schicksalsschlägen, die Bella erfährt, erzählt.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Ist Bodil Bredsdorffs Roman ein Kinderbuch? Man kann ihn sicher auch 12-Jährigen zu lesen geben – aber nur ausgewählte Leser, die Bücher auf leisen Sohlen mögen, werden daran Gefallen finden. Eher scheint mir „Die Mädchen aus der Villa Sorrento“ (Übersetzung: Patrick Zöller) ein Buch für Erwachsene zu sein – man mag mich des Klischees wegen schelten: bevorzugt wohl für Frauen.

Nach dem eher stillen, fast betulichen Anfang passiert in dem schmalen Bändchen auf den letzen 40 Seiten dann doch noch einiges – von einer packenden Handlung kann man jedoch nur bedingt sprechen. Bodil Bredsdorffs Buch bezieht seinen Reiz aus den psychologischen Momenten. Ein einfühlsames Buch hat die dänische Autorin alles in allem geschrieben; ein Buch, das davon handelt, wie ein Mädchen über den Tod seiner Freundin und die Verwerfungen dahinter hinwegkommt.

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(Ulf Cronenberg, 24.04.2011)

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