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Kurzrezension: Mats Wahl „Du musst die Wahrheit sagen“

Cover Mats WahlLesealter 14+(Hanser-Verlag 2011, 233 Seiten)

Um Mats Wahl war es die vergangenen Jahre eher still. Die letzten Bücher, die ich von dem schwedischen Autor gelesen hatte, waren die Jugendkrimis um Kommissar Fors (z. B. „Die Rache“) – Jugendromane, die man jugendlichen Krimifans nach wie vor ans Herz legen kann. Nun ist von Mats Wahl bei Hanser „Du musst die Wahrheit sagen“ erschienen – ein Buchtitel, der fast nach einem Krimi klingt, doch das Buch handelt letztendlich von etwas anderem.

Tom hat zwei Geschwister: Annie und Morgan – und beide haben andere Väter als Tom. Als ihre Großmutter gestorben ist, ziehen die Drei mit ihrer Mutter in deren großes Haus an einem See – bei weitem nicht der erste Umzug. Der Grund für die häufigen Wohnungs- und Ortswechsel hat – das wird angedeutet – auch etwas mit den ständig wechselnden Männerbeziehungen von Toms Mutter zu tun. Aber Genaueres erfährt man nicht.

Während Tom mit Annie gut auskommt, gibt es mit Morgan ständig Streit. Morgan ist fußballverrückt und lässt an Tom, den er für schwächlich hält, kein gutes Wort. Kurz nach dem Umzug ins Haus der Großmutter wird Tom vom deutschstämmigen und schon sehr alten Nachbarn Berger gebeten, gegen Geld dessen Garten zu pflegen. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch, obwohl Berger ein komischer Kauz ist. Von Berger erfährt Tom dann ein Geheimnis, das mit seiner Mutter zu tun hat und das einiges verändert.

So viel zum Inhalt des Buches. Wer vor allem die Krimis von Mats Wahl kennt, wird von „Du musst die Wahrheit sagen“ (Übersetzung: Angelika Kutsch) sicher enttäuscht sein, denn spannend wird es in dem Buch nicht gerade. Selbst als am Ende einiges Unerwartete passiert, beschreibt Mats Wahl das alles sehr abgeklärt und lakonisch – ohne Gefühle – wie ein neutraler Beobachter aus der Sicht Toms. Überhaupt finde ich das Buch alles in allem eher schwer zugänglich, denn auf den knapp 250 Seiten geschieht nicht übermäßig viel. Das hat mich an dem Buch etwas irritiert.

Und trotzdem, als ich das Buch aus der Hand gelegt hatte, blieb es doch für längere Zeit in meinem Kopf. Ich habe mich lange gefragt, was für eine Geschichte Mats Wahl da eigentlich erzählt, was er damit eigentlich sagen will. Und natürlich ist mir dazu einiges eingefallen: Das Buch handelt von einem haltlosen Jungen, der nicht nur durch die vielen Umzüge, sondern auch dadurch, dass er seinen Vater nicht kennt, nicht so recht weiß, was für ein Mensch er ist und recht gleichgültig, aber mit einer unterschwelligen Wut durchs Leben geht. Von daher passt der lakonische Ton natürlich zum Ich-Erzähler Tom. Mats Wahl bewertet das alles auch nicht, sondern beschreibt nur, was dazu führt, dass man als Leser gefordert wird, selbst Rückschlüsse zu ziehen und sich ein eigenes Bild zu machen. Die Frage ist allerdings, ob sich das jugendlichen Lesern auch alles so erschließt und ob sie diesen eigenwillig distanzierten Ton mögen werden … Ich habe da so meine Zweifel.

Fazit:

3 von 5 Punkten. Sagen wir es so: Mats Wahl hat zugänglichere und bessere Bücher geschrieben; und ein typischer Jugendroman ist „Du musst die Wahrheit sagen“ meiner Meinung nach außerdem nicht. Das Buch verlangt erfahrenere Leser, die wegen der eher spärlichen Handlung Durchhaltevermögen brauchen, und ist für Jugendliche damit wohl am ehesten als Schullektüre geeignet. Allerdings bin ich mir auch hier nicht sicher, ob „Du musst die Wahrheit sagen“ auf Begeisterung stoßen wird – ich fürchte: eher nicht. Zu sehr beschränkt sich der schwedische Autor aufs chronistische Erzählen – die Deutung und Interpretation der Handlung bleibt dem Leser vorbehalten und liegt nicht auf der Hand. Man muss sich selbst fragen, warum Tom nach außen ein oft herzlos erscheinender Junge ist und warum er sich am Ende des Buchs seltsam verhält.

Man könnte fast – kurz zusammengefast – sagen: „Du musst die Wahrheit sagen“ ist ein als Jugendbuch veröffentlichter Roman, der als Zielgruppe jedoch eher Erwachsene haben sollte …

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(Ulf Cronenberg, 27.02.2011)

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Kommentare (4)

  1. Jens U.

    Ich bin 12 Jahre alt und habe ‚Du musst die Wahrheit sagen‘ gelesen. Als ich damit schließlich fertig war, gingen mir viele Fragen durch den Kopf, wie bei Ihnen. Das Buch ist meiner Meinung nach lesenswert – auch für Jugendliche!

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  2. Lisa

    Hallo,
    ich habe das Buch auch gelesen und kann dir nur zustimmen … Ich bin begeisterte Mats-Wahl-Leserin und das Buch war alles andere als sein Stil. Außerdem fand ich, dass dieses Buch auch kein wirkliches Ende hat. Enttäuschend. Ich würde dieses Buch nicht weiter empfehlen …

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  3. Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Buchbesprechung: Mats Wahl „Wie ein flammender Schrei“

  4. Livio

    Das Buch war ok.

    Antworten

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