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Kurzrezension: Kathrin Steinberger „Die Brüder von Solferino“

Cover Kathrin SteinbergerLesealter 12+(Jungbrunnen-Verlag 2010, 209 Seiten)

Henri Dunant – irgendwie kam mir der Name bekannt vor, als ich „Die Brüder von Solferino“ gelesen habe. Tja, das hat man davon, wenn man sich vorher nicht richtig über die Bücher, die man liest, informiert. (Aber gut, ich mache das mit Absicht, um möglichst unvoreingenommen an die Bücher heranzugehen.) Henri Dunant ist jedenfalls eine der Hauptfiguren des Jugendromans von Kathrin Steinberger und gilt als Begründer des Roten Kreuzes. „Die Brüder von Solferino“ wurde auch geschrieben, weil sich am 30. Oktober 2010 sein Todestag zum hundertsten Mal jährt.

Im Jahr 1859 kommt es zum Konflikt zwischen der italienischen Region Piemont, die die Unabhängigkeit anstrebt, und dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. Der Kaiser will den Konflikt eingrenzen und erklärt den italienischen Aufständischen den Krieg. Diese finden jedoch Unterstützung beim französischen König Napoleon III., der mit seinen Truppen nach Italien zieht.

In „Die Brüder von Sarafino“ folgt man vor allem drei Hauptpersonen: dem 19-jährigen Österreicher Karl, der sich freiwillig zum Kriegsdienst meldet, um seinen Kaiser zu unterstützen, dem 15-jährigen Ricardo, dessen älterer Bruder Giovanni auf italienischer Seite ebenfalls freiwillig in den Krieg zieht, und dem Geschäftsmann Henri Dunant. Dieser benötigt von Napoleon III. eine Erlaubnis, um seine Geschäfte ausweiten zu können. Aus diesem Grund reist er dem französischen König nach Italien hinterher und wird so unfreiwillig in die kriegerischen Auseinandersetzungen und deren Folgen hineingezogen.

Um es vorwegzunehmen: Letztendlich kommt Ricardos Bruder Giovanni im Krieg ums Leben, während Karl schlimm verwundet wird und ein Auge verliert. In der zweiten Hälfte des Buches treffen die Hauptfiguren dann aufeinander, als die schlimme Kriegsschlacht mit Tausenden von Toten vorbei ist und sich die Bewohner Piemonts um die vielen Verwundeten kümmern – egal ob Italiener, Franzosen oder Österreicher. Doch den Einwohnern Piemonts fehlt es an ausgebildeten Ärzten sowie Medikamenten und Verbandszeug.

Henri Dumont, der ja eigentlich geschäftliche Absichten hatte, versucht, den Verwundeten, so gut es geht, zu helfen, und entdeckt dabei, dass man etwas für Kriegsverletzte tun muss. Denn so richtig kümmern sich die Armeen nicht um diese. Die Schlacht um Solferino ist so etwas wie das prägende Ereignis für Henri Dunant, das dazu führt, dass er später seine karitativen Ideen weiterverfolgt und das Roten Kreuz gründet (mehr erfährt man in diesem Wikipedia-Artikel über Henri Dunant – denn die Gründung des Roten Kreuzes ist nicht mehr Thema des Buches).

Erzählt wird Kathrin Steinbergers Jugendbuch aus unterschiedlichen Perspektiven – für Abwechslung und Spannung ist somit gesorgt. Wer etwas über die Schrecken früherer Kriege und über die Zeit der Habsburger Regentschaft erfahren will, der kommt bei „Die Brüder von Solferino“ auf seine Kosten. Für Jugendliche gut austariert wird der Krieg als etwas Grausames dargestellt, ohne dass dieser Aspekt überbetont wird. Die Hoffnung auf bessere Zeiten, in denen Menschen sich gegenseitig helfen, schimmert überall im Buch durch – sie ist sicher auch ein Anlass gewesen, das Buch zu schreiben, mit dem auch Henri Dunant gewürdigt werden soll.

„Die Brüder von Solferino“ ist ein engagiertes Buch, das vielleicht an der ein oder anderen Stelle ein bisschen naiv und plakativ erscheint. Die Veränderung Ricardos vom Gegner der Österreicher, der den Feind hasst, zu einem Jungen, der den Wert der Brüderlichkeit hochhält, ist mir ein wenig zu holzschnittartig angelegt. Das ist aber auch der einzige größere Kritikpunkt, den ich an dem Buch habe.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Kathrin Steinbergers Jugendroman ist eine unterhaltsame Geschichtsstunde, die den Leser ins 19. Jahrhundert entführt. Das Buch hält dem Leser vor Augen, wie schlimm und grausam schon in der damaligen Zeit Kriege waren – sie sind es heute nicht minder. Henri Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes, lernt man auf sympathische Art und Weise kennen, und zwar ohne dass er allzu sehr überhöht wird.

Ein Buch für 5 Punkte ist „Die Brüder von Solferino“ nicht – dafür hätte ich mir noch etwas mehr psychologische Tiefe bei der Figurenzeichnung gewünscht. Aber eine Leseempfehlung ist Kathrin Steinbergers Jugendroman – insbesondere für Geschichtsinteressierte – trotzdem wert.

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(Ulf Cronenberg, 11.09.2010)

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