(Peter-Hammer-Verlag 2010, 101 Seiten)
Lutz van Dijk ist ein deutsch-niederländischer Schriftsteller, der seit längerem immer wieder in Südafrika lebt. Dort hat er eine südafrikanische Organisation namens HOKISA (Homes for Kids in South Africa) mit gegründet, und seine Bücher sind von den Erlebnissen in Afrika geprägt. Das gilt auch für Lutz van Dijks neuestes Kinderbuch, das jedoch zugleich – das ist unschwer am Titel zu erkennen – noch ein anderes Vorbild hat: „Romeo und Julia“ von Shakespeare.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Romeo ist ein Junge, der aus Simbabwe stammt und wegen der schlechten Lebensbedingungen nach Südafrika gegangen ist, um dort auf einer Baustelle zu arbeiten. Die Bezahlung ist schlecht und die Arbeit hart – doch immerhin geht es ihm besser als in seinem Heimatland.
Jabulile spielt regelmäßig in einer Mädchenfußballmannschaft, die ein Pfarrer trainiert. Bei einem wichtigen Spiel bemerkt sie, dass ihr ein Junge zuschaut, und als sie ein Tor schießt, kommt er aufs Spielfeld und bejubelt sie. Jabulile ist etwas verwirrt, bekommt den Jungen jedoch nicht aus dem Kopf. Und bald lernen sie sich nicht nur kennen, sondern verlieben sich ineinander.
Doch Jabuliles großer Bruder will nicht, dass seine Schwester mit einem Ausländer zusammen ist. Er droht dem Mädchen, dass er Romeo etwas antut, wenn ihre Freundschaft nicht aufhört …
Die Anleihen an „Romeo und Julia“ sind unschwer zu erkennen: Zwei junge Menschen dürfen sich nicht lieben, weil die Familien (in diesem Fall ist es hauptsächlich Jabuliles Bruder) das nicht wollen. Lutz van Dijk – und das ist natürlich Absicht – bringt Shakespeares Stoff in ein modernes Gewand und verlegt das Drama nach Südafrika. Mutig ist es schon, sich an einem solch großen Vorbild zu orientieren – aber im Großen und Ganzen ist es auch gut gegangen.
„Romeo und Jabulile“ ist ein typisches Kinderbuch, das man 10- oder 11-Jährigen bedenkenlos an die Hand geben kann. Es werden zwar die schwierigen Lebensbedingungen in Südafrika geschildert, aber junge Leser werden nicht überfordert, weil alles gemäßigt dargestellt wird. Kindgerecht eben.
Was mir an dem Buch gefallen hat, ist die Ehrlichkeit, mit der es erzählt wird. Man merkt, dass Lutz van Dijk phasenweise in Südafrika lebt und den Menschen dort Sympathie entgegenbringt. Kritisch könnte man anmerken, dass manches vielleicht etwas zu positiv dargestellt wird, dass die Wirklichkeit oft um einiges schlimmer ist – aber in einem Kinderbuch sollte man es ja auch nicht übertreiben … Dennoch: Die Idee der tragischen romantischen Liebe wirkt an der ein oder anderen Stelle etwas zu aufgesetzt, um eine wirklich packende Geschichte zu erzählen. Wie das Verliebtsein zwischen Romeo und Jabulile beschrieben wird, ist für meinen Geschmack ab und an zu klischeehaft.
Fazit:
4 von 5 Punkten. Lutz van Dijks Kinderbuch „Romeo und Jabulile“ ist ein kleines Bändchen, das dadurch gefällt, dass es junge Leser mit Afrika in Berührung bringt. Von Südafrika kennen wir nach der Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2010 zwar die Stadien und die Vuvuzelas, aber über die schwierigen Verhältnisse in dem Land wissen wohl wenige Kinder und Jugendliche wirklich Bescheid. Durch Lutz van Dijks Geschichte erfährt man ein wenig mehr – das Glossar und die Landkarte am Endes das Buches bieten ein paar zusätzliche Informationen.
Lutz van Dijks Buch ist alles in allem ein angenehmer Appetitanreger, der einen durch eine Liebesgeschichte dazu bringen kann, mehr über Afrika und die Probleme dort wissen zu wollen. Und das ist ja schon mal was …
(Ulf Cronenberg, 29.08.2010)
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