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Buchbesprechung: John Green, Maureen Johnson & Lauren Myracle „Tage wie diese“

Cover Green, Johnson, MyracleLesealter 14+(Arena-Verlag 2010, 397 Seiten)

Es ist schon etwas komisch, ein Buch zu lesen, in dem ein Schneesturm über die USA fegt und das Leben an Weihnachten durcheinander wirbelt, während es draußen über 30 Grad hat (und in meiner Wohnung auch nicht viel kühler ist). Seltsam, dass der Arena-Verlag dieses Buch im Frühjahr und nicht im späten Herbst herausgebracht hat …

Drei Geschichten werden in dem Buch erzählt, und aus den drei Autorennamen sticht für mich besonders John Green heraus, dessen Bücher ich bisher immer mit Begeisterung gelesen habe. Maureen Johnson und Lauren Myracle sind mir zwar ein Begriff, aber Bücher von den beiden kenne ich bisher nicht …

Inhalt:

Kurz vor Weihnachten bringt ein Schneesturm, wie es ihn lange nicht gegeben hat, alles, was mit den Feiertagen zu tun hat, völlig durcheinander: Jubilees Eltern sind zum Beispiel weggefahren, um an der jährlichen Versteigerung von seltsamen kitschigen Weihnachtsfiguren und -häusern teilzunehmen. Doch dort gibt es eine Schlägerei um die bei den Anhängern heiß begehrten Objekte, und so landen die beiden vorübergehend im Gefängnis. Der Rechtsanwalt der Familie schickt Jubilee daraufhin im Zug zu den Großeltern nach Florida, weil ihre Eltern wohl bis zum Weihnachtsfest nicht zurück sein werden.

Doch weit kommt das Mädchen nicht. Der Schneesturm legt den Zug in der Nähe des Städtchens Gracetown lahm, und um nicht im Zug übernachten zu müssen, macht sich Jubilee durch das Schneetreiben auf den Weg und landet schließlich in einem Waffelhaus. Dort hält sie es aber nicht lange aus, weil die nervige Cheerleader-Gruppe aus dem Zug ebenfalls bald auftaucht. So nimmt sie trotz der widrigen Witterungsumstände das Angebot von Stuart, den sie dort kennen gelernt hat, an, mit ihm nach Hause zu seiner Mutter und seiner Schwester zu gehen …

Von seinen Eltern bekommt Tobin mit seinen zwei Freunden JP und Herzog (ein Mädchen) unabsichtlich einen besonderen Weihnachtsabend beschert, denn diese sitzen im Schnee in Boston fest und können nicht rechtzeitig zum Fest zurückkommen. Und so gucken die drei Jugendlichen ungestört einen James-Bond-Film nach dem anderen an – bis sie der Anruf eines befreundeten Mitarbeiters beim Waffelhaus unterbricht und sie auffordert, unbedingt wegen einer Gruppe von Cheerleadern, die sich wegen des Schneesturms ins Waffelhaus geflüchtet hat, vorbeizukommen. So machen Tobin, JP und der Herzog sich auf den Weg durch die Schneemassen, nicht ohne jedoch bald zu bemerken, dass sie den Schneesturm deutlich unterschätzt haben. Am Ende des ereignisvollen Abends sieht Tobin den Herzog – bisher für ihn nicht mehr als ein guter weiblicher Kumpel – auf einmal mit anderen Augen …

Bewertung:

„Tage wie diese“ (oben sind nur zwei der drei Geschichten zusammengefasst) erinnert mich ein wenig an „Klick! Zehn Autoren erzählen einen Roman“, auch wenn sich mit John Green, Maureen Johnson und Lauren Myracle nur drei Autor/inn/en zusammengetan haben. Herausgekommen sind drei Geschichten, die durch den Ort und den Anlass, den Schneesturm, sowie einige wiederkehrende Figuren zusammengehalten werden. Die Idee ist sicherlich nicht neu – aber ein interessantes und spannendes Buch haben John Green, Maureen Johnson und Lauren Myracle mit „Tage wie diese“ (Übersetzung: Barbara Abedi) trotzdem geschrieben.

Alle drei Geschichten handeln davon, dass in Bezug auf das Thema Liebe etwas Besonderes und Unerwartetes passiert – der englische Titel „Let It Snow: Three Holiday Romances“ fasst das mit dem Wort „Romances“ besser als der deutsche Titel zusammen. Die Schwerpunkte der Geschichten sind dabei recht verschieden – doch genau das macht auch den Reiz des Buches aus:

In Geschichte eins von Maureen Johnson erkennt ein Mädchen, dass ihr so perfekt geglaubter Freund viele Schwächen hat und letzten Endes ziemlich oberflächlich ist. John Greens Geschichte dagegen erzählt davon, dass sich ein Junge und ein Mädchen, die von Kindesbeinen an Kumpel sind, ineinander verlieben und sich nicht sicher sind, ob sie sich über ihre Bedenken, dass das das Ende ihrer bisher unbeschwerten Freundschaft sein könnte, hinwegsetzen sollen. Und in der Schlussgeschichte von Lauren Myracle geht es darum, dass zwei Jugendliche, die sich lieben, Probleme miteinander bekommen, weil sie ihre Liebe dem anderen gegenüber auf sehr unterschiedliche Art zeigen.

Gefallen haben mir eigentlich all drei Geschichten. Sie sind gut erzählt, überraschen den Leser immer wieder und sind wegen der verschiedenen thematischen Schwerpunkte abwechslungsreich. Insbesondere John Green zeigt sich einmal mehr als Meister etwas abstruser, aber temporeicher Vorkommnisse – aber das kennen wir ja schon aus seinen bisherigen Jugendromanen. Maureen Johnsons Eingangsgeschichte hinkt dem nicht hinterher. Am schwächsten fand ich vielleicht noch – aber das ist relativ – Lauren Myracles Geschichte, die zwar einerseits vielschichtig von den Problemen einer Beziehung berichtet, andererseits manchmal aber etwas klischeehaft und überdreht daherkommt.

Das ist jedoch – wie sagt man so schön – Meckern auf hohem Niveau. Denn letztendlich sind es die drei Geschichten zusammen, die einen Ausschnitt aus dem Leben einer Handvoll Jugendlicher, den man gerne liest, bieten und die in der Summe ein wirklich gutes Buch ergeben.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Tage wie diese“ ist ein Buch, das ich verschlungen habe. Man bekommt als Leser drei Geschichten präsentiert, die durch eine außergewöhnliche Situation, den Schneesturm, verdichtet zeigen, was im Leben von einigen Jugendlichen passiert. Wer über die Themen Beziehung und Liebe etwas zum Nachdenken sucht, der ist bei diesem Buch genau richtig.

Mir ging es am Ende so, dass ich fast enttäuscht war, nicht erfahren zu können, wie die einzelnen Geschichten weitergehen – für mich ein untrügliches Zeichen dafür, dass mich ein Buch gepackt hat. Natürlich weiß ich jedoch auch, dass der Reiz von Büchern oft genau daraus resultiert: dass unabgeschlossene Geschichten nach mehr verlangen, dass sie einen nicht loslassen und man sie im Kopf weiterdenkt. Und genau das hat „Tage wie diese“ bei mir bewirkt.

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(Ulf Cronenberg, 24.07.2010)

Kommentare (0)

  1. Bella

    Guten Abend,
    ich habe gerade eben deinen Bücher-Blog entdeckt und bin so ziemlich sehr begeistert! Sehr schön geschrieben alles und definitiv sehr hilfreich!
    Deine Ansicht zu „Tage wie diese“ kann ich vollkommen nachvollziehen. Vom seltsamen Erscheinungsdatum bis hin zum Weiterspinnen der Geschichte. Sehr schön.
    Durch diesen Blog werde ich hoffentlich schöne Bücher finden! Ich freue mich schon aufs weitere Herumblättern.

    Antworten
  2. Pingback: Jugendbuchtipps.de» Blogarchiv » Buchbesprechung: John Green & David Levithan „Will & Will“

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