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Buchbesprechung: Jon Ewo “Am Haken”

Cover EwoLesealter 14+(dtv 2010, 375 Seiten)

„Ein maximalistischer Roman über das Leben, die Liebe und den großen Hecht“ – so heißt der Untertitel des Jugendromans „Am Haken“, den der Norweger Jon Ewo bereits im Jahr 2007 in seinem Heimatland veröffentlicht hat. Alles klar? Den Untertitel fand ich jedenfalls deutlich vielversprechender als den Titel selbst sowie das Buchcover. Beides hat mich nicht gerade zum Lesen animiert, muss ich gestehen. Ich kann mir vorstellen, dass das Jugendlichen genauso geht. Hinterher ist man dann manchmal froh, dass man sich über solche Dinge hinweggesetzt hat. Warum es mir bei „Am Haken“ so ging? Am Ende der Buchbesprechung wisst ihr mehr …

Inhalt:

Ganze 105 Kilo bringt Bud auf die Waage, was ihn nicht gerade beliebt macht. Eigentlich hat er nur eine Freundin: Selma, die selbst etwas übergewichtig ist. Mit ihr kann er sich zumindest immer wieder zwanglos über dies und das unterhalten. Doch ansonsten wird Bud von anderen eher geschnitten, und auch seine Eltern (beide Professoren) halten ihn für einen komischen Kauz, der nicht gerade viel Talente hat. Sich selbst traut Bud ebenfalls nicht gerade viel zu.

Wie jeden Sommer in den Ferien kündigt sich auch dieses Jahr Buds Cousin Jerry für eine Woche an – und Bud ist deswegen schon ganz nervös. Denn Jerry ist ein Junge, der nie still halten kann, ständig quasseln und etwas tun muss. Für Bud ist das eine echte Zumutung – in diesem Jahr ganz besonders, denn eigentlich braucht er seine Ruhe, um Mails an den Schulpsychologen zu schreiben. Das ist die Auflage für Bud, der nach einem wochenlangem Streit mit dem Sportlehrer Turngeräte abgefackelt hat.

Kaum ist Jerry aus dem Bus gestiegen, passieren gleich die schrecklichen Dinge, die Bud vorausgeahnt hat. Zunächst einmal verspricht Jerry Buds Eltern, dass die beiden, nachdem die Maler kurzfristig abgesagt haben, den Außenanstrich für das Haus übernehmen wollen. Eine völlig verrückte Idee. Außerdem hat sich Jerry in den Kopf gesetzt, den Riesenhecht zu fangen, der in den nahegelegenen Seen zu finden sein soll. Und warum das Ganze? Jerry will Selma, in die er verliebt ist, imponieren. Doch bei all dem (und einigem anderen) geht so manches schief …

Bewertung:

Tja, wer hätte gedacht, dass sich hinter „Am Haken“ ein wirklich witziges, zugleich aber auch ernstes Buch verbirgt? Von Jon Ewos Jugendroman war ich jedenfalls immer wieder ziemlich fasziniert, und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen.

Zum einen sind die Figuren des Buches herrlich skurril. Das beginnt damit, dass dem übergewichtigen und schwerfälligen Bud der hyperaktive und spargeldürre Jerry gegenübergestellt wird. Dieses Paar hat es jedenfalls in sich. Während Bud in allem das Negative sieht, tut Jerry ständig so, als gäbe es überhaupt keine Probleme. Das wirkt einerseits naiv, andererseits verbreitet Jerry mit dieser Lebenseinstellung oft so etwas wie Lebensfreude – und die springt immer wieder auf Bud, durchaus aber auch auf den Leser über. Wie sagt Jerry so schön über Bud, als dieser wieder einmal eine von Jerrys Ideen zu verrückt findet, um sie umzusetzen (Seite 117):

Man sollte dir eine Urkunde für bad vibrations geben.

Sprachlich schön dargestellt wird übrigens auch Jerrys ständige Quasselei, indem bei ihm statt „und“ immer nur das Und-Zeichen („&“) in der wörtlichen Rede steht.

Doch neben Jerry und Bud gibt es durchaus noch andere Figuren, die zu gefallen wissen. Buds Eltern laufen z. B. immer völlig nackt im Garten herum und hängen Jerry mit seinen Ideen förmlich an den Lippen. Später kommt dann noch Maggie, ein toughes Mädchen, mit ins Spiel, in die sich nicht nur Bud sofort unsterblich verliebt und die sich durchaus zu wehren weiß, wenn ihr etwas nicht passt.

Zum anderen hat die Geschichte aber auch einen Charme, weil sie zeigt, wie schwer das Leben manchmal ist, ohne jedoch zu tiefgründig zu werden. Die zwei Lebensprinzipien, die sich in Bud und Jerry gegenüberstehen, sind überspitzt, aber gerade das macht auch die Leichtheit der Geschichte aus. Jon Ewos Buch ist witzig, gleitet jedoch nicht in Klamauk ab. Vielleicht ist das Buch ein paar Seiten zu lang – denn kurz nach der Mitte kam bei mir das Gefühl auf, dass sich die Buchidee etwas totgelaufen hat. Das Gefühl hat sich dann aber bald wieder verflüchtigt. Ansonsten ist „Am Haken“ wirklich ein lesenswertes Buch, das nicht von der Stange zu kommen scheint.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Ja, man sollte sich nicht immer von Äußerlichkeiten leiten lassen. Cover und Titel sprechen nicht unbedingt für dieses Jugendbuch – doch die Geschichte schon. Jon Ewo ist ein erfrischendes Buch gelungen, das insbesondere von seinen Figuren lebt. Es geht um Lebensentwürfe, um die Frage, wie man zum Leben stehen soll, um Verliebtsein und so vieles mehr. Die Jugendlichen hängen an der Angel und zappeln sich sozusagen einen ab … Doch all die schweren Themen werden dem Leser leicht und trotzdem mit einem tieferen Sinn im Hintergrund präsentiert.

Bud und Jerry, die beiden Hauptfiguren, sind ein gegensätzliches, ein seltsames Paar – doch sie verbreiten alles in allem gute Laune. Von daher kann man gespannt sein, wenn Jon Ewo im Nachwort verspricht, dass die Story um die beiden Jungen weitergehen wird … Wo das wohl hinführen mag?

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(Ulf Cronenberg, 29.05.2010)


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Kommentare (0)

  1. Amelie

    Ich dachte erst das Buch sei langweilig, als ich dann aber anfing zu lesen, kam ich nicht mehr davon weg! Ich finde das Buch „Am Haken“ sehr witzig geschrieben und erzählt. Der Autor spricht auch über die Vielfalt des Lebens und wie man das Leben genießen kann.

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  2. Tabea (13)

    Ich fand das Buch sehr gut. Am Anfang wirkte es nicht so ansprechend auf mich, aber ich muss sagen: Es hat mir doch echt gut gefallen.
    Ich persönlich würde auch „Das Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst“ von Wendy Mass empfehlen.

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  3. Esther Denk

    Ich habe dieses Buch mit dem allergrößten Vergnügen mit einer Klasse gelesen und mich darauf gefreut, es weiteren Klassen vorstellen zu dürfen. Leider zu früh: es wird nicht mehr gedruckt. Ein großer Verlust, wie ich finde.

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    1. Ulf Cronenberg (Beitrag Autor)

      Da hilft dann nur kreativ sein … Klassensatz kaufen (sofern man ihn noch bekommt) und dann immer an Klassen weitervererben.

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