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Buchbesprechung: Johan Harstad “Darlah”

Cover HarstadLesealter 14+(dtv 2010, 411 Seiten)

Es ist doch immer wieder interessant, was die Verlage schreiben, um für ein Buch zu werben. Über „Darlah“, den Jugendroman des Norwegers Johan Harstad, heißt es auf der Webseite von dtv: „Unheimlicher Weltraumthriller mit Kultcharakter“. Das schraubt natürlich die Erwartungen hoch …

Johan Harstad hat bisher nur Bücher für Erwachsene geschrieben: Kurzgeschichten, Theaterstücke und Romane. „Darlah“ ist sein erstes Buch, das sich an jüngere Leser wendet. Na, dann schauen wir mal, ob das Buch wirklich „Kultcharakter“ zeigt …

Inhalt:

Im Jahr 2010 plant die NASA im Geheimen eine erneute Mondexpedition – und das hat seine Gründe. Was niemand weiß, ist nämlich, dass bei früheren Reisen auf den Mond etwas Geheimnisvolles und Gefährliches gesichtet worden war – dem will man auf den Grund gehen, weil man die Sorge hat, dass davon Gefahr für die Menschen ausgeht. Um die hohen Kosten für die Expedition leichter vor der Öffentlichkeit rechtfertigen zu können, beschließt man, drei Jugendliche mit auf den Mond zu schicken. Diese sollen über eine weltweite Lotterie rekrutiert werden. Man verspricht sich dadurch hohe Werbeeinnahmen und eine positive Presse.

Und so kommt es auch: Mia, eine Norwegerin, Midori, eine Japanerin, und Antoine, ein Franzose, sind die glücklichen Gewinner der Ausschreibung. Sie werden umfangreich auf die Reise vorbereitet, bevor es im Jahr 2012 losgeht. Mit von der Partie sind fünf ausgebildete Astronauten, die unterschiedliche Aufgabengebiete haben. Geplant ist, dass die Mannschaft nach der Ankunft auf dem Mond sieben Tage in einer schon früher errichteten, bisher geheim gehaltenen Mondstation namens „Darlah 2“ verbringen soll, um verschiedene Dinge zu untersuchen.

Der Start und der Flug zum Mond verlaufen ohne Probleme. Auch die Ankunft in der Station klappt reibungslos. Doch schon kurz, nachdem die Crew dort angekommen ist, ereignen sich mysteriöse Dinge. Das Schlimmste ist, dass der Strom für die Station ausfällt und die Basis nur notdürftig mit einem Notstromaggregat, das aber für nicht länger als einen Tag ausreicht, betrieben wird. Auf der Suche nach den Ursachen, machen zwei der Astronauten eine unerklärliche Entdeckung …

Bewertung:

Mit dem Prädikat „Weltraum-Thriller“ hat dtv gar nicht mal so unrecht – doch es beschreibt nicht das ganze Buch, denn die Thriller-Elemente spielen eher in der zweiten Hälfte des Romans eine Rolle. Bis dahin ist „Darlah“ ein Buch, das weit ausholt und behutsam in die Geschichte einführt.

Es werden insbesondere die drei Jugendlichen mit ihrem Leben beschrieben – und alle drei haben so ihren Grund, möglichst weit von zu Hause wegzukommen. Für Leser, die auf die Thriller-Elemente warten, ist das ein ganzes Stück Durststrecke, das es zurückzulegen gilt – doch als langweilig würde ich den ersten Teil des Romans nicht bezeichnen. Ein kleines Panorama dreier Jugendlicher von heute entfaltet sich da – durchaus lesenswert. Am wenigsten ausgeklügelt ist dabei die Geschichte um das japanische Mädchen Midori, die etwas blass bleibt.

Bei der Reise zum Mond kommt das Buch dann schon spannender daher, und als die Crew dann auf dem Mond angekommen ist, bringt der Roman schließlich die ersehnten Thriller- und Science-Fiction-Elemente ins Spiel. Für Leser ab 14 Jahren ist da sicher einiger Nervenkitzel mit dabei: Es geschieht Mysteriöses und Unerklärliches, und ohne Tote (so viel sei verraten) kommt das Buch ebenfalls nicht aus.

Mich hat „Darlah“ an die früheren Bücher von Philipp Kerr erinnert: „Game over“ oder „Esau“, die ich vor mehr als 10 Jahren gelesen haben dürfte – spannende Thriller für Erwachsene. Doch im Vergleich zu diesen Büchern sind mir bei „Darlah“ doch ein paar Ungereimtheiten und Unausgewogenheiten aufgefallen. Insgesamt hat Johan Harstads Jugendroman, wenn man genauer hinschaut, eben doch ein paar kleinere Schwächen: Es fehlt der letzte Kick an Nervenkitzel, den man aus der Geschichte herausholen könnte, das Ende ist etwas schnell erzählt, usw. Kleinere Schwächen sind übrigens auch in der Übersetzung von Gabriele Haefs zu bemerken. Nicht, dass sich das Buch nicht flüssig liest, aber an der ein oder anderen Stelle hakt es sprachlich ein klein wenig.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Johan Harstads erster Jugendroman ist ein kurzweiliges Buch, das eine interessante Mischung aus Gegenwartsroman, Thriller und Science-Fiction bietet. Trotz der gut 400 Seiten (noch dazu eher klein bedruckt) liest sich das Buch schnell. Gute Unterhaltung, die einige Anleihen von Büchern anderer Schriftsteller und von Filmen wie „Alien“ enthält (das gibt Johan Harstad ehrlicherweise aber im Nachwort auch zu), bekommt man da geboten

Wer ein bisschen kritischer an das Buch herangeht, entdeckt einiges, was man noch besser machen könnte, Dinge, bei denen es ab und zu ein wenig ächzt und krächzt. Aber gravierend ist das nicht, und gut unterhalten wird man mit „Darlah“ trotzdem. Das Prädikat „Kultcharakter“ ist dann aber doch etwas übertrieben …

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(Ulf Cronenberg, 22.05.2010)

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