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Kurzrezension: Ann Dee Ellis “Alles in Ordnung”

Cover EllisLesealter 12+(Thienemann-Verlag 2010, 188 Seiten)

Mit “Es.Tut.Mir.So.Leid.”, der Mobbing-Geschichte in einem wunderschön gestalteten Buch, ist Ann Dee Ellis in Deutschland erstmals in Erscheinung getreten. Nun hat der Thienemann-Verlag das zweite Kinder-/Jugendbuch der amerikanischen Autorin herausgebracht, und zwar in einer ähnlichen Aufmachung wie Ann Dee Ellis‘ Erstlingswerk.

Während „Es.Tut.Mir.So.Leid.“ im amerikanischen Original die gleiche Aufmachung wie die deutsche Auflage hat, sieht „Alles in Ordnung“ in der amerikanischen Auflage ganz anders aus. Der Thienemann-Verlag hat das jedoch geschickt gemacht. Wer Ann Dee Ellis‘ erstes Buch auf Deutsch kennt, wird im Buchladen sofort auch ihr zweites bemerken und es der amerikanischen Autorin zuordnen.

Auch „Alles in Ordnung“ ist eine Problemgeschichte. Diesmal geht es jedoch nicht um das Thema Mobbing, sondern um den Tod von Mazzys kleiner Schwester und wie dieser deren Familie durcheinander gewirbelt hat. Das Buch setzt damit ein, dass Mazzy alleine mit ihrer Mutter zu Hause lebt. Die Mutter liegt nur apathisch im Bett, während Mazzy mühevoll – mehr schlecht als recht – versucht, alles im Haus zu organisieren und ihre Mutter am Leben zu halten.

Dass da ein Mädchen mit seiner Mutter alleine wohnt, bleibt auch den Nachbarn und den Behörden nicht verborgen – und bald steht eine Sozialarbeiterin vor der Tür, um nach dem Rechten zu sehen. Doch Mazzy lässt niemanden in das Haus. Stattdessen versucht sie, Hilfe von einer Nachbarin zu bekommen. Doch auch das klappt nur bedingt. Verzweifelt will Mazzy außerdem ihrer Mutter helfen, wieder in die Normalität zurückzufinden – ein aussichtsloses Unterfangen …

„Alles in Ordnung“ (Übersetzung: Eva Plorin) ist ein seltsames Buch. Man fängt an zu lesen und muss sich die Bruchstücke des Handlungshintergrunds Stück für Stück zusammensuchen. Man weiß anfangs nicht, was mit Mazzy, die sich selbst oft seltsam verhält, und mit ihrer apathisch im Bett liegenden Mutter los ist. Auch was den Familienhintergrund betrifft, tappt man lange im Dunkeln. Man erfährt, dass Mazzys Vater auswärts einen Job als Sportreporter angetreten hat und deswegen nicht beim Rest der Familie ist. Und man bekommt auch mit, dass Mazzy einen kleine Schwester namens Olivia hatte, die jedoch tot ist.

Dass mit Olivia etwas Schreckliches passiert sein muss, womit Mazzy und ihre Mutter nicht zurechtkommen, steht schon recht bald im Raum – doch was genau sich abgespielt hat, erfährt man erst am Ende des Buches. Ehrlich gesagt, hat mich dieses Versteckspiel eher genervt, als dass es mich dazu angetrieben hat, das Buch weiterzulesen. Klar, die Anlage der Geschichte spiegelt Mazzys Umgang mit dem tragischen Vorfall um ihre Schwester wider – Mazzy will den Unfall am liebsten nicht wahrhaben und versucht, die Auswirkungen zu verheimlichen –, aber als Leser, der auch gut unterhalten werden will, empfand ich die Konstruktion als zu gewollt.

Auch in anderen Dingen fand ich „Alles in Ordnung“ nicht unbedingt packend. Die Figuren bleiben eher blass. Ich konnte mir beim Lesen Mazzy, aber auch alle anderen Figuren nie so genau vorstellen: wie alt sie sind, wie sie aussehen, welche Eigenarten sie haben etc. Hier hält sich Ann Dee Ellis‘ Buch eher zurück, und dementsprechend karg bleibt die Figurenzeichnung.

Fazit:

2 von 5 Punkten. Sicher, „Alles in Ordnung“ erzählt davon, wie eine Familie mit einem tragischen Unfall zurechtzukommen versucht, wie der Vorfall die Familie in Unordnung bringt und Mazzys Mutter sich in eine psychischen Erkrankung flüchtet. Das mag ein ehrenvolles Thema sein – aber ich fand Ann Dee Ellis‘ zweites Jugendbuch erzählerisch schwer zugänglich. Zum Weiterlesen musste ich mich mehrmals zwingen.

„Alles in Ordnung“ zählt für mich in die wenig attraktive Kategorie „gewolltes Problembuch für Kinder und Jugendliche“, und was darunter leidet, ist eindeutig der Lesespaß. Man kann bewundern, dass die amerikanische Autorin wieder ein brisantes, ein bedrängendes Thema aufgegriffen hat – aber im Vergleich zu „Es.Tut.Mir.So.Leid.“ ist die Umsetzung diesmal viel verkrampfter. „Alles in Ordnung“ ist deswegen nicht gerade ein Buch, das ich Kindern und Jugendlichen empfehlen würde.

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(Ulf Cronenberg, 12.04.2010)


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