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Buchbesprechung: Lia Hills “Leben ist auch keine Lösung”

Cover HillsLesealter 16+(Script5-Verlag 2010, 223 Seiten)

Das ist doch mal ein erfrischender Buchtitel: „Leben ist auch keine Lösung“ (im englischen Original heißt der Roman übrigens „The Beginner’s Guide to Living“) – ich war jedenfalls sofort davon begeistert. Auch das Cover ist, finde ich, schön gestaltet …

Lia Hills ist ein neuer Name unter den Jugendbuchautoren. Die Autorin wurde in Neuseeland geboren, lebt inzwischen aber in Australien in der Nähe von Melbourne. Das bei Script5 verlegte Buch ist ihr erster Roman für junge Erwachsene.

Inhalt:

Von einem betrunkenen Autofahrer wurde Wills Mutter angefahren, als sie zum Arzt wollte, und sie ist sofort tot. Für Will, seinen Vater und seinen sechs Jahre älteren Bruder Adam, der zur Zeit des Unfalls in Malaysien war, beginnt eine schwere Zeit, zumal sie sich schwer tun, ihre Gefühle auszudrücken.

Auf der Beerdigung seiner Mutter sieht Will das erste Mal Taryn und verliebt sich trotz des traurigen Anlasses sofort in das hübsche rotblonde Mädchen. Als er und sein Vater zum Abendessen bei einem früheren Freund des Vaters eingeladen werden, begegnet Will Taryn ein zweites Mal, und es dauert nicht lange, bis die beiden ein Paar sind. Es ist Wills erste Beziehung – doch sie ist überschattet von dem tragischen Ereignis. Taryn jedoch geht sehr einfühlsam damit um.

Mit Adam dagegen gibt es häufig Streit, Will und er geraten ständig aneinander, während Wills Vater darum kämpft, wieder Fuß zu fassen. Auch Will ist immer wieder von der Rolle, geht kaum noch in die Schule, obwohl seine Abschlussprüfungen unmittelbar bevorstehen. Stattdessen liest er viel in philosophischen Büchern, doch bekommt er dort nur ansatzweise Antworten auf seine vielen Fragen, die vor allem mit dem Thema Leben und Tod zusammenhängen. Will kommt einfach nicht über den Tod seiner Mutter, zu der er eine tiefe Beziehung hatte, hinweg und macht mit einigen Dummheiten, die er begeht, auch seinem Vater viele Sorgen …

Bewertung:

„Leben ist auch keine Lösung“ ist ein Entwicklungsroman, der davon handelt, wie ein Junge, der in die 12. Klasse geht, versucht, mit dem Tod seiner Mutter zurechtzukommen. Sehr genau wird in dem Buch beschrieben, wie Will immer wieder Erinnerungen an seine Mutter überfallen, wie er sie vermisst und wie er versucht, im Leben wieder Tritt zu fassen. Doch so recht gelingen will ihm das trotz Taryn nicht.

Wie all das dargestellt wird, ist durchaus psychologisch schlüssig – sehr genau werden die Gefühle und Gedanken Wills beschrieben. Es ist eher die sprachliche Darstellung (Übersetzung: Simone Wiernken), die mich an manchen Stellen etwas gestört hat. Ob das schon im Original so angelegt ist oder ob es an der Übersetzung liegt, lässt sich nicht so recht sagen.

Da ist z. B. die Episode am Ende des Buches, wo Will in der freien Natur fernab von der Zivilisation übernachtet und dabei Saul, einen schon etwas älteren Programmierer, kennen lernt. Ich finde es nicht ganz passend, wenn Will Saul, mit dem er fast zwei Tage verbringt, siezt. Das klingt seltsam. Natürlich ist es ein Problem, wenn man sich bei der Übersetzung für das Du oder das Sie entscheiden muss, wo im Englisch ja nicht zwischen beidem unterschieden wird. Dennoch: Für mich wäre das Du folgerichtiger gewesen. Und auch sonst findet man in dem Buch die ein oder andere sprachlich etwas holperige Stelle (das gilt z. B. für die Übertragung des englischen Wortes „fuck“).

Nichtsdestotrotz: Von diesen Bedenken abgesehen ist Lia Hills Jugendroman am Ende im Großen und Ganzen doch ein rundes Buch, das ein hoffnungsvolles Happy End findet, jedoch ein klein wenig zu glatt schließt. Will scheint nach einigen Umwegen doch noch über den Tod seiner Mutter hinwegzukommen. Dass am Schluss der Faden mit den Abschlussprüfungen, bei denen fraglich ist, ob Will sie bestehen wird, nicht mehr aufgegriffen wird, ist noch eine andere Kleinigkeit, die man kritisch anmerken kann. Doch ansonsten ist Lia Hills Roman durchaus lesenswert.

Fazit:

3-einhalb von 5 Punkten. „Leben ist auch keine Lösung“ ist kein fulminantes, aber ein solides Buch, das davon handelt, wie ein Junge den Tod seiner Mutter verarbeitet. Ein bisschen mehr sprachliche Dichte hätte dem Buch, das in diesem Punkt an einigen Stellen leicht patzt, nicht geschadet.

Interessant zu lesen sind die Stellen, an denen Will sich mit philosophischen Fragen auseinandersetzt und davon berichtet, was Philosophen zu verschiedenen Themen sagen. Das ist nicht unbedingt tiefschürfend – die Darstellung philosphischer Ansätze bleibt eher oberflächlich –, aber zumindest ein kleiner Appetizer für Jugendliche, die solche Fragen interessieren. Nicht nur der philosophischen Exkurse wegen sollte meiner Meinung nach zu Lia Hills Roman nur greifen, wer mindestens 15 Jahre alt ist.

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(Ulf Cronenberg, 26.01.2010)

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