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Buchbesprechung: Marjolijn Hof “Mutter Nummer Null”

Cover HofLesealter 10+(Bloomsbury-Verlag 2009, 140 Seiten)

Tote Maus für Papas Leben“ hieß das viel beachtete Debüt der niederländischen Autorin Marjolijn Hof, das sogar für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2009 in der Sparte Kinderbuch nominiert war. Ging es in dem ersten Werk der Autorin um ein Mädchen, das sich große Sorgen macht, weil ihr Vater als Arzt bei einem Kriegseinsatz dabei ist, so hat Marjolijn Hof diesmal ein anderes Problemthema aufgegriffen: Adoption. Wie der Bloomsbury-Verlag schreibt, hat die Autorin damit übrigens ein sehr persönliches Thema als Vorlage verwendet, weil sie selbst als Adoptivkind aufgewachsen ist.

Inhalt:

Fejzo ist mit vier Monaten zu seinen Eltern gekommen, und sehr viel weiß er über seine Herkunft nicht. Dass seine leibliche Mutter aus Bosnien kommt und ihn wegen der schlimmen Umstände mit dem Krieg dort weggegeben hat, ist fast schon alles, was ihm bekannt ist. Seine etwas größere Schwester Bing ist ebenfalls adoptiert, stammt jedoch aus China. Dort wurde sie von einer unbekannten Mutter ausgesetzt und kam dann nach Holland.

Fejzo zeichnet für sein Leben gerne Tiere, und als er mit seinen Freunden, die derweil jedoch Fußball spielen, auf einer Parkbank sitzt und Enten, Gänse und andere Tiere malt, lernt er ein Mädchen kennen. Maud ist – wie sie erzählt – erst vor kurzem in die Stadt gezogen und kennt dort noch niemanden. Auch wenn Fejzo Maud gegenüber sehr zurückhaltend auftritt, in den nächsten Tagen sieht er sie immer wieder. Maud entlockt ihm auch die Information, dass er adoptiert ist, und wundert sich, dass er nicht wissen will, wer und wie seine leibliche Mutter ist.

Mit ihren Fragen hat ihm Maud einen Floh ins Ohr gesetzt, und Fejzo kann in den Tagen danach nur schlecht schlafen. Er fragt sich ständig, wer seine eigentlich Mutter ist und ob er von ihr das Zeichentalent geerbt hat. In Tagträumen malt er sich immer wieder aus, seiner leiblichen Mutter zu begegnen. Fejzo fragt zunächst bei seinen Eltern nach, ob diese ihm mehr über seine Mutter erzählen können – doch sie wissen kaum etwas. Mit der Unterstützung seiner Eltern geht er schließlich zu einer Organisation, die adoptierten Kindern hilft, ihre leiblichen Eltern zu finden …

Bewertung:

Wie schon „Tote Maus für Papas Leben“ ist auch „Mutter Nummer Null“ (Übersetzung: Meike Blatnik) ein behutsam und sachte erzähltes Kinderbuch. Marjolijn Hof gelingt es sehr gut, sich in die Denkweise Fejzos hineinzuversetzen. Das merkt man nicht nur in Bezug auf die Adoptionsgeschichte, sondern auch wie Fejzo von Maud einerseits fasziniert, andererseits aber auch immer wieder genervt ist, wird sehr einfühlsam beschrieben. „Mutter Nummer Null“ ist somit ein typisches Kinderbuch, das man bedenkenlos 10- oder 11-Jährigen in die Hand geben kann.

Dennoch bin ich mit dem Buch nicht so richtig warm geworden, ohne dass ich anfangs so recht sagen konnte, was die Gründe hierfür waren. Für mich sind es vor allem zwei Dinge, die mir an Marjolijn Hofs Kinderbuch nicht so gut gefallen haben:

Zum einen ist die Geschichte etwas sehr behutsam erzählt. Einen richtigen Sog entwickelt das Buch nicht, weil auf der Handlungsebene eher wenig passiert. Da hätte man durchaus etwas mehr Dramatik einbauen können.

Zum anderen empfinde ich „Mutter Nummer Null“ als so etwas wie ein allzu bewusstes Problembuch, das sehr gezielt auf ein schwieriges Thema hingeschrieben wurde. Es ist nicht so, dass das Thema Adoption nicht wichtig und interessant wäre – aber muss es so überdeutlich behandelt werden? Die kleine Randgeschichte mit dem Verliebtsein Fejzos in Maud, die angedeutet wird, bringt wenigstens etwas anderes in Marjolijn Hofs Buch – aber für meinen Geschmack ist das zu wenig.

Fazit:

3 von 5 Punkten. Marjolijn Hofs zweites Kinderbuch hat einige der Stärken aus „Tote Maus für Papas Leben“ geerbt – hierzu zählt insbesondere die einfühlsame Schreibweise. Unterm Strich fehlt „Mutter Nummer Null“ aber der Charme des Erstlingswerks. Vielleicht liegt das auch daran, dass die beiden Bücher in der Art ihrer Anlage doch sehr ähnlich sind. „Tote Maus für Papas Leben“ hat jedoch mehr Neuheitswert, und die kindliche Sicht eines Mädchens wird dort eindrücklicher beschrieben.

„Mutter Nummer Null“ ist kein schlechtes Buch, und es zeichnet sich dadurch aus, dass alles politisch korrekt behandelt wird. Aber ein bisschen mehr Handlung und Spannung hätte ich mir dann doch gewünscht – einen richtigen Drang weiterzulesen habe ich bei diesem Buch nicht verspürt. Marjolijn Hofs Buch kann man Kindern empfehlen, die selbst adoptiert sind – ansonsten kann man damit Lesemuffel aber sicher nicht hinter dem Kamin hervorlocken.

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(Ulf Cronenberg, 28.12.2009)


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