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Buchbesprechung: Suzanne Collins “Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele”

Cover CollinsLesealter 14+(Oetinger-Verlag 2009, 415 Seiten)

Der Markt für Fantasy- und Science-Fiction-Jugendbücher ist nach wie vor riesig, und manchmal wundere ich mich, dass Kinder und Jugendliche nicht so wie ich von den zahllosen Fantasy-Büchern gesättigt sind. Aber Jugendliche wachsen ja auch immer wieder neu in die Jugendliteratur hinein und haben das alles nicht von Anfang an mitbekommen.

Ab und zu schaue ich mir trotzdem immer wieder ein Fantasy-Buch an, und Suzanne Collins‘ „Die Tribute von Panem“ hat einige lobende Kritiken bekommen. Ein Grund für mich, das Buch selbst zu lesen …

Inhalt:

Die 16-jährige Katniss lebt mit ihrer Mutter und ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Prim im District 12. Die Menschen dort sind arm, leben vom Kohlebergbau und müssen sich ansonsten mühsam durchs Leben schlagen. Katniss‘ Vater ist bei einem Grubenunglück gestorben, und seitdem ist es Katniss‘ Verantwortung, für die Familie zu sorgen. Mit ihrem Freund Gale jagt sie mit Pfeil und Bogen in den Wäldern Tiere, um Nahrung zu haben, auch wenn das verboten ist. Oft verkauft oder tauscht sie die Tiere auch, um an anderes Lebensnotwendige zu kommen.

In Panem, das dem heutigem Nordamerika entspricht, werden jährlich die sogenannten Hungerspiele abgehalten, und aus jedem der zwölf Distrikte werden hierfür per Losverfahren je ein Junge und ein Mädchen ausgewählt. Doch die Hungerspiele sind schrecklich: Die 24 Teilnehmer, die Tribute genannt werden, müssen in einer feindseligen Umgebung gegeneinander um ihr Leben kämpfen. Wer übrig bleibt, gewinnt, wird mit Ehren versehen und hat für den Rest seines Lebens ausgesorgt.

Als Katniss‘ Schwester Prim für die Hungerspiele ausgelost wird, entschließt sich Katniss für ihre Schwester anzutreten, weil die Spiele sicherlich Prims Tod wäre. Zusammen mit Peeta, dem Sohn eines Bäckers, der als Junge ausgewählt wird und den Katniss kennt, werden sie in die Hauptstadt gebracht, wo die beiden ein paar Tage lang auf die Hungerspiele vorbereitet werden. Das Ganze wird als große Show inszeniert, die viele Tage lang dauernden Kämpfe werden in ganz Panem übertragen und von der Bevölkerung verfolgt.

Und dann geht es los … Katniss stehen viel besser ausgebildeten Jungen und Mädchen gegenüber, so dass sie sich kaum Chancen ausrechnet, die Hungerspiele zu überleben. Aus dem besonders armen Distrikt 12 ist das auch seit vielen Jahrzehnten niemandem mehr gelungen …

Bewertung:

Ich bin – wenn man andere Rezensionen zu „Die Tribute von Panem“ liest – nicht der Einzige, der bei dem Buch an ein Computerspiel erinnert wird. Die Kampfarena für die Hungerspiele erscheint einem wie eine Spielewelt aus einem Strategie- oder Rollenspiel, wenn die Figuren vorher nicht wissen, in welchem Areal diesmal der Kampf ausgetragen wird. Das kann eine Eiswüste, eine Sandwüste, ein Waldgebiet oder was immer sein.

Suzanne Collins‘ Buch ist – das muss festgehalten werden – ein überraschend guter Roman mit Fantasy- und Science-Fiction-Elemeten. Er spielt in einer anderen Welt und hat Spannung, aber er bleibt nicht dabei stehen, sondern enthält auch in Ansätzen so etwas wie Gesellschaftskritik. Denn welches Brimborium um die Teilnehmer an den Hungerspielen gemacht wird, das kann man auch als ernsthafte Persiflage oder Kritik an dem Medienrummel um Fernsehsendungen wie „Deutschland such den Superstar“ oder „Big Brother“ ansehen: Der Zuschauer sitzt entspannt im Sessel und ergötzt sich an den tragischen Schicksalen auf dem Bildschirm. Außerdem handelt das Buch davon, wie Menschen in einem politischen System arm und abhängig gehalten werden, wie sie mit Brot und Spielen ruhig gehalten werden.

„Die Tribute von Panem“ ist darauf angelegt, ein Buch mit Gewalt zu sein, denn der Kampf um den Sieg in der Hungerspiele-Arena muss ja so enden, dass am Schluss nur ein Kämpfer übrig bleibt. Suzanne Collins gelingt es jedoch, das alles so geschickt darzustellen, dass man als Leser nicht übermäßig mit Kampfeshandlungen und Gewalt konfrontiert wird. Natürlich geht es nicht ganz ohne Gewaltdarstellungen, doch sie bleiben angesichts der Anlage des Buches recht zahm – da kennt man von anderen Fantasy-Büchern wie „Eragon“ ganz anderes … Und die Gewalt in bei Jugendlichen beliebten Fantasy-Büchern hat bei Jugendbuchtipps (vgl. die Kommentare zu Band 3 von „Eragon„) ja schon zu einigen Diskussionen geführt.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Die Tribute von Panem“ ist alles in allem eines der aus dem Fantasy- und Science-Fiction-Markt herausragenden Bücher. Es ist spannend und gut erzählt, es entführt seinen Leser in eine interessante Welt, die nur wenige Fantasy-Elemente aufweist, ansonsten auch Anleihen aus dem Science-Fiction-Bereich hat. Jugendlichen wird die Ähnlichkeit mit einem Computerspiel gefallen. Außerdem hat Suzanne Collins‘ Buch Bezüge zu unserer Gegenwart … Das alles macht Lust auf mehr – und damit werden wir auch versorgt werden. Denn auf der letzten Seite heißt es: „Ende des ersten Buches“.

Ich überschaue den Markt nicht mehr so ganz, aber wenn man mich fragen würde, welches Fantasy-/Science-Fiction-Buch diesen Jahres es sich zu lesen lohnt, dann stünde „Die Tribute von Panem“ ganz oben auf meiner Liste. Das Genre wird von Suzanne Collins zwar nicht neu erfunden, denn sie bedient sich an verschiedenen, bekannten Elementen: Computerspielen, Medienkritik, Gladiatorenkämpfen wie im alten Rom, Liebesgeschichte … – aber die Mischung stimmt und ist eindeutig etwas Besonderes.

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(Ulf Cronenberg, 03.11.2009)

Kommentare (31)

  1. Katniss

    Ich liebe dieses Buch! Ich habe es letztes Frühjahr gelesen und sofort im September den zweiten Teil. Suzanne Collins‘ Schreiben hat eine Sogwirkung, und man kann tatsächlich nicht aufhören zu lesen. Obwohl mir der erste Teil (Englisch: „The Hunger Games“) besser gefallen hat als Teil 2 („Catching Fire“), freue ich mich sehr auf den dritten und letzten Teil der Saga!

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    1. Ulf Cronenberg

      So so, die Hauptfigur des Buches schreibt einen Kommentar … 🙂 Eigentlich sollte da wenigstens der korrekte Vornamen derjenigen Person stehen, die da einen Kommentar hinterlässt … Vielleicht beim nächsten Mal?
      Gruß, Ulf

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  2. Name

    Katniss ist nicht 14, sondern 16 Jahre alt.

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    1. Ulf Cronenberg

      Stimmt – danke! Habe ich ausgebessert.

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  3. Prim

    Prim ist nicht 2 Jahre jünger, sondern 4, d.h. sie ist 12 und nicht 14!

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    1. Ulf Cronenberg

      Das kann gut sein… – ich schlage das jetzt aber nicht nach.

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  4. Leseratte

    Das Buch ist echt klasse, ich habe es in 2 Tagen gelesen, ich konnte einfach nicht mehr aufhören!
    Jetzt muss ich in der Schule ein Referat drüber halten, vielleicht lesen wir es dann als Klassenlektüre!
    Wo finde ich DEUTSCHE Information über Suzanne Collins?

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    1. Ulf Cronenberg

      Wahrscheinlich gibt es über Suzanne Collins auf Deutsch nicht allzu viel Informationen. Schau mal beim Verlag nach – da wird zumindest ein bisschen was stehen.
      Ein bisschen was steht auch in der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Suzanne_Collins
      Und dort ist auch der Link zur englischen Homepage der Autorin zu finden: http://www.suzannecollinsbooks.com/

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  5. Anna

    Das Buch ist wirklich super, ich konnte es auch nicht aus der Hand legen! Ich freu mich schon auf Teil zwei.

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  6. Mimi

    Die Handlungszusammenfassung des Buchs erinnert sehr stark, vielleicht etwas zu stark, an eine jugendfreundlichere Variante des japanischen Romans „Battle Royale“ von Koshun Takami aus dem Jahre 1999 (Kinder müssen vor dem Hintergrund eines dystopischen Herrschaftssystems gegeneinander in einem abgeschotteten Areal um ihr Leben kämpfen, Medienhype um die Spiele und Gewinner, Computerspielanleihen und Liebesgeschichte). Allerdings scheint das „Original“ um einiges expliziter mit Gewaltdarstellungen.

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  8. Deborah

    Dieses Buch war eines meiner absoluten Lieblingsbücher letztes Jahr! Katniss Geschichte ist sooo spannend. Und man ist von der ersten Seite an gefesselt. Auch bevor die Spiele anfangen, fiebert man mit, weil Katniss in so einer schlimmen Welt lebt. Als dann die Spiele beginnen, gibt es kein Halten mehr, und man MUSS das Buch lesen und ärgert sich, wenn man unterbrochen wird.

    Was mir besonders gefallen hat, ist, dass das Buch trotz der sehr, sehr düsteren Thematik nicht depressiv macht oder so. Bei manchen Büchern oder Filmen passiert das schon, aber bei diesem Buch hofft und bangt man mit und in allem Schrecklichen gibt es schöne Momente wie die Freundschaften, die Katniss schließt.

    Wenn ich jetzt Reality-TV-Shows sehe, muss ich immer an „Tribute“ denken. Katniss‘ Analyse während der Spiele, was die Spielemacher oder was die Zuschauer sehen wollen, hat mich immer an Sendungen wie DSDS oder GNTM erinnert: wie sehr alles inszeniert ist, wie alles gelenkt ist oder welche Rolle die Zuschauer spielen mit ihren Wünschen. Ich finde, dass ist auch ein super aufbereitetes Thema in „Tribute“.

    Ja, ich habe auch von den Ähnlichkeiten zu “Battle Royale“ gehört und auch zu zwei Stephen-King-Büchern, aber Stephen King beispielsweise hat „Tribute“ gelesen und sagt, dass dieses Buch noch genug Eigenes hat. Ideen soll man nicht klauen. Klar. Aber es kommt auch immer etwas auf die Erzählweise an und die ist wirklich gut in „Tribute“. Ich kann dieses Buch und auch die Fortsetzung nur empfehlen und freue mich sooo doll auf August wenn „Mockingjay“ / „Tribute“, Teil 3 erscheint!

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  9. Klugscheißerin

    Prim ist doch zwölf, nicht vierzehn!
    Im zweiten Kapitel steht eindeutig, dass die Menge unglücklich flüstert, weil sie es ungerecht finden, wenn es eine 12-jährige trifft. Und außerdem meint Katniss, Prim hätte nur ein Los und dann muss sie ja zwölf sein, wenn es ihre erste Ernte ist!

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    1. Ulf Cronenberg

      Liebe Klugscheißerin (schöner Name!) – du hast es also auch schon gemerkt. Vor dir allerdings auch schon einige aufmerksame Leser, wenn du die anderen Kommentare durchliest.
      Also, das war wohl einer Fehler von mir – soll vorkommen. Nichts für ungut … 😉
      „Tribute von Panem“ ist jedenfalls ein gutes Buch. Da sind wir uns doch einig, oder?

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  11. safiya

    Ich verstehe nicht, was an dem Buch Fantasy sein soll?

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  12. Christoph Enzinger

    Ein Buch, das einem Erwachsenen nicht gefallen sollte. Dennoch: Es ist sehr spannend, es zieht einen hinein wie in ein Jerry-Cotton-Groschenroman. Ganz klar, es ist in der Ästhetik von Adventure-Computerspielen geschrieben. Und nebenbei hat man immer wieder das Gefühl, so etwas schon zu kennen: Elias Canetti „Die Befristeten“, Agatha Christie „Zehn kleine Negerlein“, der Film „Die Todeskandidaten“. (Wobei Canetti natürlich sprachlich in einer anderen Liga spielt …)

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  14. Jana

    Prim ist 12, also 4 Jahre jünger … 🙂

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  15. Panem Kill

    Super Buch, es ist sehr spannend geschrieben. Man konnte sich einen Film im Kopf machen, aber als ich den Film zum Buch gesehen habe, war ich entäuscht. Der Film wurde, glaube ich, von Typen gemacht, die noch nicht einmal das Buch in der Hand gehelten haben.
    Fazit :
    Buch 🙂
    Film 🙁

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  16. Panemliebhaberin

    Ich habe dieses Buch schon elf Mal durchgelesen und die anderen jeweils acht Mal. Ich liebe dieses Buch und kann es schon in und auswendig … 🙂
    Von dem Film war ich nicht so begeistert. Vieles war ganz anders dargestellt, und man hat nicht richtig mitfühlen können. 🙁

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  17. Isi

    Ja, der Film war wirklich nicht gut. Die haben vielleicht nur die Zusammenfassung oder so gelesen.

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  18. Mimi

    Also ich fand den Film supertoll! Ich weiß nicht, wieso viele meinen, dass der Film nicht wie das Buch sei, die haben wirklich kaum etwas ausgelassen (in der Arena außer der Fast-Verdursten-Szene eigentlich kein Ereignis). Und meiner Meinung nach ist auch die Stimmung perfekt getroffen. Übrigens wurde der Film nicht von Leuten gemacht, die das Buch nicht kennen. Die Autorin höchstselbst hat das Drehbuch verfasst und sich Produktionsfirma und Regisseur selbst ausgesucht. Die (grandiose) Hauptdarstellerin war schon vor der Verfilmung ein Fan der Trilogie. Ich weiß nicht, was ihr zu meckern habt … Für mich eine der besten Buchverfilmungen überhaupt.

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  19. Alex

    Also, ich bin voll Mimis Meinung. Der Film hält sich echt gut an das Buch … wenn man andere Filme schaut und davor das Buch gelesen hat, ist das oft nicht der Fall!
    Die Bücher finde ich alle 3 supertoll, und es ist echt genial geschrieben! Man muss immer erst überlegen, was jetzt kommt, weil man nur das mitbekommt, was Katniss auch mitbekommt! Einfach genial! Ich habe für jedes Buch jeweils nur 3 Tage gebraucht, und ich habe das erste einmal auf Englisch und zweimal auf Deutsch gelesen … 😀 (Ich bin erst in der 9. Klasse.)
    Ich muss jetzt in Deutsch das Buch vorstellen und freu mich echt drauf … 😀
    Fazit: Das Buch ist genial, genau wie die anderen beiden, und der Film ist auch super!

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  20. Rue

    Hi,
    also, ich fand das Buch (genauso wie die Folgebände) großartig! Eine perfekt Mischung aus Gewalt, Science-fiction und Liebe.
    Auch den Film fand ich gut, auch wenn Teile sich nicht an das Buch gehalten haben. Aber es ist halt ein Film, und da ist eben nicht alles perfekt. Dafür waren die Schauspieler einfach klasse! Am besten hat mir Jennifer Lawrence als Katniss gefallen.

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  21. Disisdebabo

    Zzz … Prim ist also 2 Jahre jünger?! Dann hab ich ein anderes Buch als ihr gelesen. Ich denke mir doch: Katniss ist 16, Prim 12!

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    1. Ulf Cronenberg

      Da magst du recht haben. Aber ich lese das jetzt nicht nach …

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  22. Leonie

    Das Buch ist toll! Nur, dass Prim 4 Jahre jünger ist als Katniss 😉

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  23. tamika

    Also, ich LIEBE diese Bücher. Alle drei. Ich liebe sie wirklich und sie zählen zu meinen Lieblingsbüchern überhaupt (von denen ich mehrere habe). Ich finde auch die Filme hammer. Wobei ich den zweiten Film besser finde als den ersten.

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  24. sweety

    Wusstet ihr, dass die Hauptdarstellerin beim Dreh „Harry Potter“ gelesen hat? Das heißt, sie ist auf die verfeindete Seite gegangen … 😉 Ich persönlich finde das Buch nicht wirklich mitreißend, da ich nicht so ein Fantasiefan bin …

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