(Bloomsbury-Verlag 2009, 377 Seiten)
Der Buchumschlag weist mit seiner Inhaltsangabe den Leser schon darauf hin, dass „Unland“ von der jungen deutschen Autorin Antje Wagner eine Art Mystery-Buch ist. Und knapp 400 Seiten später, als ich das erste Jugendbuch von Antje Wagner aus der Hand gelegt hatte, war deutlich, dass „Unland“, auch wenn es am Anfang nicht so scheint, hält, was da versprochen wird. Aber nun erst mal schön der Reihe nach …
Inhalt:
Franka wird, nachdem ihre Pflegemutter gestorben ist, einer neuen Familie zugewiesen und muss infolgedessen von Berlin/Pankow nach Waldburgen ziehen. Eine große Umstellung wartet auf das Mädchen, denn Waldburgen ist das, was man ein kleines Kaff nennen würde. Doch immerhin scheint Franka in eine nette Familie gekommen zu sein: Andreas und Vera Kämpf, ihre neuen Pflegeeltern, sind verständnisvoll, und auch wenn der erste Eindruck für Franka ein anderer war: die anderen Pflegekinder bei den Kämpfs scheinen in Ordnung zu sein. Vor allem mit den Zwillingen Lizzie und Ann freundet sich Franka schnell an.
Doch in Waldburgen gehen seltsame Dinge vor. Nicht weit weg von Haus Eulenruh, in dem sie alle wohnen, gibt es ein abgesperrtes Gebiet mit alten Häuserruinen. Franka wird eingeschärft, dass man sich dort nicht aufhalten dürfe – und mehr aus Versehen bekommt sie mit, dass das Gebiet um die Ruinen, das „Unland“ genannt wird, durch einem elektrischen Zaun abgesperrt wird. Hinzu kommen die regelmäßigen Stromausfälle, die das Dorf jede Sonntagnacht ins Dunkel stürzen.
Besonders seltsam findet Franka auch Siemann, den mürrischen Nachbarn der Kämpfs, dem sonderbarerweise von allen Dorfbewohnern Kisten mit Lebensmitteln vor die Tür gestellt werden. Angeblich verteilt Siemann diese an Bedürftige – doch Franka kann sich nicht vorstellen, dass der kauzige Nachbar wirklich so etwas tut.
Angesichts all der Seltsamkeiten wird Frankas Neugierde geweckt. Das Mädchen beobachtet mit einem Fernglas, das sie in einer Spendenkiste für die Kämpfs gefunden hat, die Umgebung und versucht herauszufinden, was in Waldburgen und im Unland wirklich passiert …
Bewertung:
Eigentlich beginnt „Unland“ ganz harmlos wie ein ganz normales Jugendbuch: Ein Mädchen wird aufs Land zu einer neuen Pflegefamilie geschickt, erlebt, wie die Dorfbewohner und Mitschüler ihm skeptisch bis misstrauend begegnen und Franka ständig zu triezen versuchen. Erst nach und nach wird die Geschichte immer seltsamer.
Zunächst vermutet man, dass der Nachbar Siemann möglicherweise krumme Dinge in Unland dreht oder dass dort Menschen versteckt gehalten werden. Doch dann passiert immer mehr, was eine solche vergleichsweise „vernünftige“ Auflösung nicht mehr möglich erscheinen lässt. Man merkt, dass „Unland“ eben doch ein Mystery-Buch mit unheimlichen Handlungselementen und nicht erklärbaren Vorfällen ist.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich zu solchen mysteriösen Geschichten nur begrenzt einen Zugang habe. Auf mich wirken die unheimlichen und unnatürlichen Dinge, die in Antje Wagners Buch geschehen, zu sehr zusammengereimt. Natürlich kann man sich am Ende des Buches fragen, ob sich hinter all dem eine tiefenpsychologisch tiefer liegende Schicht verbirgt. Doch da sich mir diese nicht wirklich erschlossen hat, sind das eher hypothetische Überlegungen.
Man merkt zwar, dass Antje Wagner im ausgefeilten Sprachstil schreibt und gut Menschen sowie Stimmungen beschreiben kann – kurz gesagt, dass die Autorin ihr Handwerk versteht. Auch dass sie begleitend zur Handlung immer wieder passende Liedtexte von Pop- und Rockbands zitiert, hat mir gefallen. Aber packend fand ich „Unland“ eben trotzdem nicht. Und das liegt auch daran, dass die Geschichte sehr lange braucht, bis sie sich der finalen Spannung nähert, um dann auf der letzten Seite ohne ein richtiges Ende ziemlich unvermittelt abzubrechen.
Fazit:
2 von 5 Punkten. Um es deutlich auszudrücken: „Unland“ war nicht mein Buch, und das liegt vor allem daran, dass ihm ein Genre zugrunde liegt, mit dem ich nur wenig anfangen kann. Es gruselt ein wenig in dem Buch, es passieren zunächst zögerlich, am Ende durchgehend, mysteriöse Dinge – doch was soll man letztendlich damit anfangen? Ich weiß es nicht so recht …
Man muss Antje Wagner zugutehalten, dass sie gut schreibt, wohl auch, dass sie Fans von Mystery-Books sicher zu bedienen weiß. Doch ansonsten ist mir dieses Buch zu weltentrückt, ohne zugleich wirklich Spannung zu erzeugen, wie es ein packender Thriller vermag.
Ich weiß, diese Buchbesprechung ist sehr persönlich gefärbt. Aber wer nicht wirklich auf solch mysteriöse Literatur steht, dem dürfte es mit „Unland“ eben ähnlich gehen wie mir …
(Ulf Cronenberg, 28.09.2009)
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Da bin ich aber richtig happy, dass es anderen auch so geht wie mir.
Am Anfang fand ich das Ganze recht interessant, ja, auch spannend.
Aber gegen Ende wurde es mir zu spinnert, und ich fragte mich immer besorgt, was uns die Autorin damit wohl sagen wollte.
Wie ich zu meiner Beruhigung jetzt feststelle, scheinen andere das ähnlich zu sehen.
Dazu kommt, dass der Fantasy-Teil in sich nicht stimmig ist. Und ich reagiere dann schon mal allergisch, wenn da jemand bei Stromausfall auf eine Klingel drückt. Na, gut, drücken kann man ja – aber da ist dann wohl nichts zu hören. Oder hängen die Klingeln im Eulenhaus an einer Batterie?
Also, ich finde das Buch sehr gut. Am Anfang beginnt es eher zögerlich, dann wird es immer spannender. Auch das Ende finde ich – bis auf den offenen Schluss – gut. Ich hätte gerne gewusst, ob sie es am Ende schaffen, wieder rüber zu kommen.
Ich kann das Buch nur empfehlen!
Das Buch ist nun mal ein Jugendbuch und Jugendbücher sind meistens nicht sehr real geschrieben, und das ist auch nicht schlimm!
Ich fand das Buch gut, außer dass die Autorin oft sehr komische Sätze geschrieben hat, wie z.B. „Ich hab mit ner …“ oder „So halt …“
Das offene Ende fand ich einerseits gut, da es auf einen möglichen zweiten Teil hinweisen könnte, andererseits ist der immer noch nicht erschienen, deshalb finde ich es eher nicht so gut … Aber im Großen und Ganzen kann man von einem sehr gelungenen Buch sprechen!
Bin heute mit dem Buch fertig geworden und ziemlich enttäuscht.
Zu Beginn konnte ich mich gut hineinversetzen und alles schien soweit interessant und ich finde auch den Schreibstil an sich ansprechend, allerdings fragte ich mich im 3. Drittel dann schon mal, wann denn nun mal etwas passiert, die Spannungskurve stieg ja erst an, als sich das Buch ja schon fast dem Ende näherte. Als es dann zu phantastisch wurde mit den Schatten, naja, da sackte es schon ziemlich ab bei mir.
Aber das Ende dann, also da war ich komplett enttäuscht und sauer, ärgerte mich sogar, dass ich überhaupt angefangen habe dieses Buch zu lesen, bei so einem billigen Ende. Wahrscheinlich wusste die Autorin selbst nicht mehr weiter und wie sie dieser Schattenstory ein sinnvolles Ende bereiten hätte können, so wirkt das auf mich. Also hörte sie wohl einfach mit dem Schreiben auf…
Das war jetzt so ein Buch, wo ich (was ich nie tue) wohl besser zuerst das Ende gelesen hätte, um dann festzustellen, dass es sich eigentlich gar nicht lohnt, vorher mit Spannung das Buch überhaupt zu lesen. Schade.