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Leipziger Buchmesse 2009 – Erfahrungsbericht und Eindrücke

Zwei anstrengende Tage waren das auf der Leipziger Buchmesse, wo ich zum ersten Mal war. Man rennt zwei Tage durch die Hallen – von Stand zu Stand –, trifft ein paar Leute, schaut sich Lesungen oder sonstige Events rund ums Buch an und ist am Ende des Tages ziemlich geschafft.

Die Buchmesse in Leipzig – das war mein erster Eindruck – ist deutlich familiärer als der große Bruder in Frankfurt. Das ist angenehm, sind die Wege, die man zurücklegen muss, nicht so groß.

Überhaupt ist das Messegelände etwas attraktiver als das in Frankfurt, und man muss, um in die anderen Hallen zu kommen (was bei dem Sauwetter am Donnerstag auch gut war), nicht ins Freie. Alle Hallen sind durch Glastunnels miteinander verbunden.

Die Eingangshalle der Leipziger Messe

(Wenn ihr übrigens auf die Fotos klickt, werden Sie etwas vergrößert dargestellt.)

Die Nominierungsveranstaltung für den Deutschen Jugendliteraturpreis

Am Donnerstag, dem 12. März 2009, ging es dann kurz nach meiner Ankunft gleich mit der Bekanntgabe der Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2009 los. Welche Titel hier für die vier Sparten (Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch) von der Kritikerjury ausgewählt wurden, könnt ihr hier noch einmal nachlesen. Dieses Jahr kann ich als Mitglied der Kritikerjury (wir haben hier absolute Schweigepflicht) die Titelauswahl nicht weiter kommentieren – die Vorstellungsveranstaltung fand ich jedoch insgesamt gelungen. Die Juryvorsitzende Dr. Susanne Helene Becker nannte die nominierten Bücher und begründete die Auswahl locker, gewandt und kurzweilig. Zwischendrin gab es für einzelne Bücher (das waren wohl die Vertreter der Verlage, deren Bücher nominiert wurden) immer mal wieder den ein oder anderen begeisterten Jauchzer.

Vielleicht noch ein Wort dazu, warum eigentlich nur fünf statt der üblichen sechs Sachbücher ausgewählt worden waren. Frau Becker begründete dies in ihrer Rede damit, dass die Kritikerjury bei den eingereichten Büchern sehr häufig sachliche Fehler fand – und Bücher mit mehreren Fehlern könnten einfach nicht auf die Nominierungsliste gesetzt werden. Die Juryvorsitzende äußerte den Verlagen gegenüber die Bitte, im Lektorat die Bücher genauer auf Korrektheit zu prüfen.

Dann stellte die Jugendjury ihre sechs ausgewählten Bücher vor – wie immer in den letzten Jahren szenisch und damit abwechslungsreich (die Titel der Jugendjury habe ich inzwischen übrigens beim Nominierungsartikel hinzugefügt) . Dass dabei ab und zu den aufgeregten Jugendlichen auch mal der Text entfallen war, war angenehm erfrischend.

Der GC-Leseclub aus Bamberg präsentiert "Wie man unsterblich wird" von Sally Nicholls

Nach der Nominierungsbekanntgabe hörte man im Publikum alles in allem keine allzu kritischen Stimmen – irgendwie schienen die meisten im Großen und Ganzen zufrieden mit der Auswahl. Am ehesten störte den ein oder anderen Besucher vielleicht noch Frau Beckers Bitte an die Sachbuchverlage, sorgfältiger zu arbeiten.

Lesung mit Charlotte Kerner

Ein zweites Highlight des Donnerstags sei noch erwähnt: Nachdem ich am Nachmittag noch ein bisschen bei den Buchmesse-Ständen herumgeschaut hatte (und dabei auch eine gute Viertelstunde einem Interview mit dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier zugehört hatte), besuchte ich am frühen Abend eine Lesung mit Charlotte Kerner.

Frank-Walter Steinmeier im Interview

Die Lübecker Autorin, die früher Zukunftsromane für Jugendliche wie „Geboren 1999“ oder „Blueprint“ geschrieben hat, las in einer Leipziger Teilbücherei vor leider sehr wenig Publikum aus ihrem neuen Buch „Die nächste GENeration“ (Beltz & Gelberg-Verlag). Ein rein erzählerisches Buch ist das nicht – eher ein Crossover-Buch aus wissenschaftlichen Hintergrundtexten sowie Science-Fiction-Geschichten.

Das Tolle an dem Buch (eine Buchbesprechung bei Jugendbuchtipps.de wird folgen) ist, dass es die momentanen Fortschritte in der Genforschung darstellt, aber auch weiterdenkt. In fiktiven Erzählungen wird dabei eine Zukunft entworfen, in der man z. B. das Altern verlängern oder die Gene vor der Geburt gezielt beeinflussen kann. Bei den Zuhörern war das Hauptziel hinter dem Buch – nämlich zu Diskussionen über die Gentechnik anzuregen – jedenfalls angekommen: Gut 20 Minuten wurde nach der Lesung mit der Charlotte Kerner noch über die Gentechnik und ihre Risiken, aber auch Möglichkeiten diskutiert.

Charlotte Kerner liest aus "Die nächste GENeration"

Der zweite Tag in Leipzig

Der Freitag ging dann etwas stressig los. Zu Messebeginn waren die Straßenbahnen jedenfalls etwas überfordert, die Massen auf das am Stadtrand gelegene Messegelände zu bringen. Wie die Sardinen in einer Blechbüchse standen wir dicht gedrängt in der Straßenbahn und hätten uns frischere Luft gewünscht. Nicht wenige Fahrgäste standen an den einzelnen Haltestellen bis zum Messegelände und passten einfach nicht mehr in die Straßenbahn.

Die überfüllte Straßenbahn (was auf dem Foto vergleichsweise harmlos aussieht)

“Der internationale Preis der jungen Leser”

Neben einigen Leuten, mit denen ich mich am Freitag verabredet hatte, bin ich – eher durch Zufall – auf einer Großveranstaltung gelandet: „Der internationale Preis der jungen Leser“. Ziel des Events war es, die Lieblingsbücher junger Leser zu prämieren (über 63.000 Kinder und Jugendliche hatten in Deutschland im Internet darüber abgestimmt) – und das Ganze war in eine Spielshow, in der zehn Schulklassen gegeneinander antraten, integriert. Dass die Spiele alle etwas mit Büchern zu tun hatten, war zu erwarten: Die Schüler mussten möglichst hohe Bücherberge bauen (wobei die Bücher über einen Bobby-Car-Parcours erst herangeschafft werden mussten), Quizfragen zu den 15 vornominierten Titeln beantworten u. v. m. – und am Ende gab es natürlich eine Gewinner-Klasse, die einen gemeinsamen Kinobesuch als Preis überreicht bekam. Übrigens – mal als kleiner Test: Wenn ihr das folgende Foto anschaut, wisst ihr, aus welchem Buch der Text stammt? Die Auflösung sei zunächst mal nicht verraten … (Mal sehen, wer als Erstes die Antwort über die Kommentarfunktion findet.)

Quizaufgabe aus "Der internationale Preis der jungen Leser"

Und welche Bücher haben die ersten drei Plätze belegt? Die Zeit von „Harry Potter“ (Band 1 war auch vornominiert) ist anscheinend vorbei, denn gewonnen haben drei andere Titel: Isabel Abedi mit „Whisper“, Christopher Paolini mit „Eragon“ und ganz oben auf dem Siegertreppechen stand Cornelia Funkes „Tintenherz“. Diese drei Jugendbücher hatten sich gegen eine harte Konkurrenz (u. a. „Krabat“ von Otfried Preußler, Eoin Colfers „Artemis Fowl“ oder Michael Endes „Die unendliche Geschichte“) durchgesetzt.

Die Siegertitel der Leserwahl im Internet

Was ich von der Großveranstaltung halten soll? Der Entertainment-Charakter war dann doch für meinen Geschmack zu sehr im Vordergrund – da bin ich doch dann eher konservativ und mag Bücher lieber seriös als so pseudo-unterhaltsam vermittelt wissen. Aber vielleicht tu ich damit dem Ziel der Veranstaltung auch etwas unrecht. Mag sein. Aber der definitiven Weisheit letzter Schluss, wie man Kinder und Jugendliche zum Lesen bringt, ist auch eine solche Show sicherlich nicht.

Tja, und das war es dann auch schon wieder. Am späten Nachmittag ging es wieder zurück – nicht ohne vorher auch noch etwas für mich in Leipzig gemacht zu haben: zu fotografieren. Im Congress Center hatte ich eine tolle Wendeltreppe aus Holz und Stahl gefunden, die mich fasziniert hat – und da stand ich dann noch 20 Minuten, um viele Fotos zu machen. Wenn ihr das meiner Meinung nach beste der Fotos sehen wollt – voilà:

Treppe im Congress Center (mit Aperture 2 bearbeitet)

Nach den zwei interessanten, aber anstrengenden Tagen auf der Leipziger Buchmesse war ich doch ganz schön platt und freue mich jetzt (nachdem auch dieser Bericht fertig ist) auf zwei entspannte Wochenendtage. Aber gelohnt hatte sich der Besuch in Leipzig auf jeden Fall …

(Ulf Cronenberg, 14.03.2009)


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Kommentare (0)

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  2. Reader

    Wenn das Zitat nicht aus Tintenherz oder Tintenblut ist, fress ich ’nen Besen ;o)

    Antworten
    1. Ulf Cronenberg

      Tja, und damit hast du gewonnen – leider nur die Ehre, der erste gewesen zu sein, der es erkannt hat und geschrieben hat.

      Gruß, Ulf

      Antworten
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