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Kurzrezension: Hans Hagen “Die Nacht der Trommler”

Cover HagenLesealter 10+(Peter Hammer Verlag 2008, 102 Seiten)

Wo wir gerade schon bei der letzten Buchbesprechung (Lauren St Johns „Die weiße Giraffe„) in Afrika waren: Auch Hans Hagens Kinderbuch „Die Nacht der Trommler“ erzählt eine Geschichte, die auf dem schwarzen Kontinent spielt. In seinem Nachwort berichtet der niederländische Autor, dass die Idee zu seiner Geschichte auf Lesereisen zu niederländischen Schulen auf der ganzen Welt (vor allem auch in Afrika) herangereift ist. Sowohl Personen, die er dabei getroffen hat, als auch Märchen aus verschiedenen Ländern hat er zu einer ganz eigenen Geschichte verschmelzen lassen.

Dudu Addi ist der große Trommler eines Dorfes, der auf seiner Trommel Wundersames vollbringt. Zu Beginn einer Nacht ist er von sechs Kindern umgeben, die bei ihm das Trommeln lernen wollen und ehrfürchtig seinem Spiel lauschen. Doch die sechs möglichen Schüler müssen sich erst als würdig erweisen, um von Dudu Addi unterrichtet zu werden, und dafür hat der Trommler eine Prüfung vorbereitet:

Für jedes der sechs Kinder steht eine Trommel bereit, und jede der Trommeln ist mit einem andersfarbigen Tuch zugedeckt. Im Laufe der Nacht – getrommelt werden darf erst nach Tagesanbruch – muss jedes der Kinder die Trommel finden, die zu ihm gehört. Nur wenn das glückt, wird Dudu Addi das entsprechende Kind als Schüler akzeptieren.

Um die Kinder beim Finden der richtigen Trommel zu unterstützen, erzählt Dudu Addi für jedes Kind eine Geschichte, die etwas mit dem Leben des Kindes zu tun hat und damit indirekt auch etwas über das Kind verrät. Die Geschichten sollen helfen, dass jeder der Sechs die zu ihm gehörende Trommel findet. Los geht es mit Sidi, einem Jungen: Über ihn erzählt Dudu Addi eine Geschichte aus dessen Leben, als er unter großen Gefahren seinem Vater eines Nachts beim Fischen geholfen hat und dabei eines seiner Augen verloren hat. Sidi ist am Ende klar, dass die Trommel unter dem schwarzen Tuch die seine sein muss – denn das Schwarz symbolisiert die Gefahr in der Nacht. Und so geht es weiter – für jedes Kind wird eine Geschichte erzählt …

Hans Hagens Buch ist kein alltägliches Buch – und irgendwie kann man fast nicht glauben, dass die afrikanischen Geschichten, die so authentisch wirken, von einem Niederländer erzählt werden. „Die Nacht des Trommlers“ versetzt den Leser so glaubhaft auf den schwarzen Kontinent – hier stimmt einfach alles.

Das beginnt schon damit, dass der Text (Übersetzung: Stefanie Schäfer) mit einer Beschreibung der Trommelklänge von Dudu Addi anfängt: „Dong! Kadong! Dong Kadong! Sidi schreckt aus dem Schlaf.“ Der Rhythmus der Trommel wird durch den Rhythmus der Sprache eingefangen. Nach jedem einzelnen Satz ist hier ein Absatz gemacht – fast wie in einem Gedicht. Und entsprechend intensiv ist die sprachliche Gestaltung in dem ganzen Buch … Unterstrichen wird all das durch geniale Linoleumschnitte von Tobias Krejtschi, die durch das Schwarzweiß sowie die Reduktion auf das Wesentliche sehr gut die Stimmung der afrikanischen Nacht einfangen.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Hans Hagens „Die Nacht der Trommler“ ist ein tolles Buch für Kinder ab 10 Jahren – besonders auch zum Vorlesen geeignet. Man findet darin sieben afrikanische Geschichten (ja man möchte fast sagen: Märchen), die den Leser auf den afrikanischen Kontinent versetzen und in eine stimmige Rahmenhandlung eingebettet sind. Die Sprache ist immer treffsicher – sehr knapp gehalten und dadurch so intensiv –, und auch die Aufmachung des Buches lässt den Leser staunen. Ein Buch, das gerade in der Weihnachtszeit eine bezaubernde Stimmung hervorzurufen weiß …

Dass dieses Buch, das übrigens schon 2003 in Holland erschienen ist, 2004 mit dem niederländischen Goldenen Griffel ausgezeichnet wurde, wundert mich nicht. Seltsam ist eher, dass es erst fünf Jahre später den Weg ins Deutsche gefunden hat.

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(Ulf Cronenberg, 15.12.2008)


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