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Buchbesprechung: Lauren St John “Die weiße Giraffe”

Cover JohnLesealter 10+(Verlag Freies Geistesleben 2008, 222 Seiten)

Giraffen sind einfach wundersame Tiere. Mit ihrem langen Hals, den stelzigen Beinen und den kleinen Höckern auf dem Kopf wirken sie seltsam entrückt – wie aus einer anderen Zeit. Faszinierende Tiere sind das, die heute hauptsächlich in den Grassteppen Ost- und Südafrikas leben.

Lauren St John, die Autorin des Kinderbuches „Die weiße Giraffe“ ist selbst im Süden Afrikas aufgewachsen und weiß von daher von der Faszination der afrikanischen Landschaft und Tierwelt. Heute lebt die Autorin zwar in England, aber mit ihrem Buch kehrt sie selbst ein wenig in ihre Kinderheit zurück …

Inhalt:

Martine wächst in England auf, doch ihr bisheriges Leben findet ein abruptes Ende, als eines Nachts das Haus der Familie brennt. Sie selbst kann über das Fenster aus den Flammen fliehen, doch ihre Eltern hat das Feuer im Schlaf überrascht und sie überleben den Hausbrand nicht. Das Mädchen wird daraufhin der staatlichen Fürsorge übergeben, die feststellt, dass Martine nur noch eine Verwandte hat, die sie aufnehmen soll: ihre Großmutter, die in der Nähe von Kapstadt in Südafrika lebt.

Seltsam ist, dass Martine von ihrer Großmutter bisher überhaupt nichts wusste, und so kommt sie schließlich in Südafrika an und steht einer Unbekannten gegenüber, die noch dazu nicht sehr angetan davon scheint, für ihre Enkelin sorgen zu müssen. Das einzig Positive an Martines Umzug nach Südafrika ist, dass ihre Großmutter einen großen Wildpark mit vielen Tieren besitzt – doch seltsamerweise lässt ihre Großmutter sie nicht zu den Tieren. Auch sonst läuft es nicht gerade gut in Martines neuer Heimat: In der Schule ist und bleibt sie eine Außenseiterin.

Als Martine auf dem Weg zu ihrer Großmutter bei der Mutter eines Wildhüters halt gemacht hatte, hat diese eine seltsame Andeutungen gemacht: dass Martine eine Gabe besäße. Martine wird nicht schlau aus dieser Bemerkung – und alle scheinen vor Martine ein Geheimnis darum zu machen.

Eines Nachts beschließt das Mädchen, während seine Großmutter schläft, in den Wildpark zu gehen, und was Martine dort sieht: eine weiße Giraffe, über die sie schon Gerüchte gehört hat, verändert ihr Leben in Südafrika. Sie scheint mit der Giraffe kommunizieren zu können … Von da ab trifft sie sich nachts öfter heimlich mit der Giraffe und wird in ein Abenteuer hineingezogen.

Bewertung:

Ein schön aufgemachtes Buch ist „Die weiße Giraffe“ in jedem Fall – ein richtiger Augenfang, nicht nur wegen des Buchumschlags, sondern auch im Inneren, wo kleine Abbildungen (Illustration: David Dean) an jedem Kapitelanfang den Text in der Übersetzung von Christoph Renfer illustrieren. Schon allein aufgrund der Aufmachung kommen beim Lesen des Buchs leichte Afrika-Gefühle auf, die dessen Geschichte natürlich verstärken.

Lauren St Johns Kinderbuch ist eine richtig gute Abenteuergeschichte für Kinder ab 10 Jahren, die einen schon nach wenigen Seiten in eine fremde und geheimnisvolle Welt zieht. Man merkt, dass die Autorin selbst einmal in Afrika gelebt hat und das Rätsel- und Geheimnisvolle dieses Kontinents kennt. Das Buch hat leichte Fantasy-Elemente, die ein bisschen an die Kinderbücher Isabel Allendes (z. B. „Die Stadt der wilden Götter„) erinnern. „Die weiße Giraffe“ umweht dieser Hauch von Fantasy, der Kindern gut gefällt, weil er Abenteuer bedeutet. Welches Kind würde nicht gerne Ähnliches wie Martine erleben?

Martine ist ein sympathisches Mädchen, das sich durch den Tod ihrer Eltern plötzlich in einer ganz anderen Welt wiederfindet. Vieles ist ihr in der neuen Umgebung fremd. Zugleich ist sie fasziniert von der Tierwelt Afrikas, während sie sich bei den Menschen, denen sie hier begegnet, nicht allzu gut fühlt. Dass dann am Ende eine Giraffe Martines bester Freund wird, dass das Mädchen im Laufe des Buches besondere magische Fähigkeiten an sich entdeckt, die Martine dabei helfen, ein Abenteuer zu bestehen – all diese Dinge machen dieses Buch aus.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Die weiße Giraffe“ ist ein Kinderbuch, das man Mädchen, aber auch Jungen ab 10 Jahren ans Herz legen kann. Die Geschichte um Martine und die weiße Giraffe ist spannend (ohne jemals gruselig zu sein), versprüht den Charme der geheimnisvollen und unbekannten Welt Afrikas und ist unaufgeregt, aber ehrlich erzählt.

Wie die Geschichte am Ende ausgeht, ahnt man schon (aber vorwegnehmen will ich es trotzdem nicht), und dass schon alles aus Martines Leben und dem der weißen Giraffe erzählt ist, kann man nicht sagen. Viele der alten Voraussagen, die in Bezug auf die weiße Giraffe in dem Buch gemacht werden, sind noch nicht erfüllt. Das Buch legt es von daher auf eine Fortsetzung an – die letzten Sätze des Abenteuers, die Grace (die Mutter des Wildhüters) zu Martine sagt, deuten auch darauf hin: „Denn das ist nicht das Ende, Kind. Das war erst der Anfang.“ Es kann also gut sein, dass Martines Aufenthalt in Afrika eine Fortsetzung erfährt. Ja, warum nicht?

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(Ulf Cronenberg, 14.12.2008)

P.S.: Wenn man bei Amazon.com nachguckt, so kann man auf Englisch wirklich den zweiten Band („Dolphin Song“) sowie die Ankündigung des dritten Bandes mit dem Titel „The Last Leopard“ für Mai 2009 entdecken … Martines Geschichte geht also wirklich weiter.
Und wer ein bisschen mehr über Giraffen erfahren will, kann diesen Wikipedia-Artikel nachlesen. Wusstet ihr, dass Giraffen bis zu 55 km/h schnell laufen können (und damit schneller als Rennpferde sind), dass der Geruch des Fells für Menschen eher unangenehm ist und dass Giraffen bis zu 1900 kg wiegen können?


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