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Buchbesprechung: Christopher Paolini “Eragon. Die Weisheit des Feuers”

Cover PaoliniLesealter 13+(cbj-Verlag 2008, 847 Seiten)

Drei Jahre hat es jetzt gedauert, bis Band 3 von Eragon herausgekommen ist – eine lange Zeit. Man könnte witzeln, dass Christopher Paolini für die Überbrückung der vier Tage zwischen dem Ende von Band 2 und dem Beginn von Band 3 je fast ein Jahr gebraucht hat … Komisch ist es jedenfalls schon, wenn man den dicken Wälzer in die Hand nimmt und mit einer Geschichte nach drei Jahren fortfährt, die nur vier Tage später einsetzt.

Inzwischen ist ja auch bekannt, dass es noch einen vierten Band geben wird – erinnere ich mich richtig, dass ursprünglich von drei Bänden die Rede war? Sei’s drum: Allen Eragon-Fans – und das sind den Verkaufszahlen nach nicht gerade wenige – soll es recht sein!

Inhalt:

Noch immer treibt Galbatorix, der abtrünnige Drachenreiter, in Alagaësia sein Unwesen und formiert seine Streitkräfte, um seinen Gegnern den Garaus zu bereiten. Vier Tage nach der letzten großen Schlacht sind Roran und Eragon zusammen mit dem Drachen Saphira wieder unterwegs, um Rorans Verlobte Katrina, die in Dras-Leona gefangen gehalten wird, zu befreien. Eragon hatte Roran, seinem Cousin, versprochen, ihm dabei behilflich zu sein.

Nachdem sie längere Zeit von weitem die Stadt beobachtet haben, machen sie sich auf den Weg. Doch zwei Ra’zak, unheimliche Wesen, die zu Galbatorix‘ Gefolge gehören, sowie zwei Lethrblaka (Flugrösser) lauern Eragon, Roran und Saphira kurz vor der Stadt auf und verwickeln sie in einen Kampf. Saphira schafft es, die Lethrblaka zu besiegen, während die Ra’zak über unterirdische Gänge fliehen können. Eragon und Roran folgen ihnen und den beiden gelingt es, einend der Ra’zak zu töten. Sie gelangen in den Kerkerturm, in dem Katrina gefangen gehalten wird, und können sie befreien. In einer Zelle findet Eragon auch Katrinas Vater Sloan, der, weil er Roran verraten hat, dafür verantwortlich ist, dass Katrina gefangen genommen wurde.

Eragon befiehlt Roran und Katrina auf Saphira ins Lager der Verbündeten zu fliehen, er selbst will jedoch noch in Dras-Leona bleiben – zum einen, um den zweiten Ra’zak zu besiegen, zum anderen weil er sich nicht sicher ist, ob er Sloan retten soll. Katrina und Roran lässt er in dem Glauben, Sloan sei tot in seiner Zelle gefunden worden.

Eragon beschließt, Sloan am Leben zu lassen, und flieht mit ihm, nachdem er ihn betäubt hat, aus der Stadt. Er wird von Gegnern verfolgt, doch es gelingt ihm, diese abzuschütteln. Sloan, dem beide Augen ausgestochen wurden – so beschließt Eragon –, schickt er zu den Elfen. Er selbst will nicht über das Leben von Sloan entscheiden. Trotz einiger Zwischenfälle schafft es Eragon zurück ins Lager der Verbündeten – die Elfin Arya, die ihm entgegen gekommen war, hilft ihm dabei. Doch schon bald geht der Kampf weiter … Galbatorix‘ Streitmächte greifen das Lager an, und mit dabei ist auch Murtagh mit seinem Drachen Dorn, der versucht, Eragon für Galbatorix gefangen zu nehmen …

Bewertung:

Es gab einige Eragon-Leser, die Band 2 „Der Auftrag des Ältesten“ eher ermüdend fanden, weil die Ausbildung Eragons und Saphiras bei den Elfen so ausführlich geschildert wurde. Mir ging es jedoch nicht so. Band 3 jedenfalls enthält wieder deutlich mehr Spannung, so dass auch die vom Vorgängerband etwas enttäuschten Leser auf ihre Kosten kommen dürften. Denn es passiert so einiges in „Die Weisheit des Feuers“, und von einigen Zwischenpassagen abgesehen, ist für reichlich Nervenkitzel gesorgt.

Auch im dritten Band der Eragon-Saga stellt sich das vertraute Lesegefühl ein: Man kann so richtig in die Welt Eragons und Saphiras abtauchen – es ist ja genau das, was gute Fantasy-Bücher ausmacht. Geschickt wird die Handlung immer wieder in verschiedene Stränge aufgeteilt, wenn die einzelnen Protagonisten sich trennen, um an unterschiedlichen Fronten gegen Galbatorix‘ Gefolgsleute zu kämpfen – und dann werden die Erzählstränge später wieder zusammengeführt.

Manchmal habe ich mich beim Lesen des Eragon-Bandes gefragt, was die Leser (auch mich) an diesen Büchern so fasziniert – denn die Geschichte strotzt angesichts der vielen Kämpfe nur so von Graumsamkeiten. Sei es Roran, der in einem Kampf fast 200 Gegner überwältigt, oder Eragon, der Gegnern gegenübertritt und sie mit einem Schwerthieb enthauptet. Nein, diese Gräueltaten, auch wenn sie in der guten Absicht, Galbatorix‘ Schreckensherrschaft zu beenden, und mit dem Unbehagen von Eragon oder Roran, sich so grausam verhalten zu müssen, beschrieben werden, kann es nicht sein. Die Faszination guter Fantasy-Büchern wie „Eragon“ kommt wohl eher daher, dass sie in einer so gänzlich anderen, magischen Welt mit rätselhaften Wesen spielen. Und Figuren wie Eragon, Roran, die Elfe Arya und auch Saphira wachsen dem Leser ans Herz, man fiebert mit ihnen mit. „Eragon“ – das gilt auch für Band 3 – ist eine Lese-Reise in eine andere Welt, die einem ein wenig Urlaub aus dem eigenen Alltag schenkt.

Fazit:

5 von 5 Punkten. „Die Weisheit des Feuers“, der dritte Band (Übersetzung: Joannis Stefanidis) der nun auf vier Bände angelegten Eragon-Saga, besinnt sich wieder auf die alten Stärken und bietet mehr Spannung als Band 2. Klar, noch immer ist es etwas seltsam zu lesen, wenn Eragon und Saphira so zärtlich wie Verliebte miteinander sprechen, aber mal abgesehen von diesen kleineren Schwächen ist Band 3 von „Eragon“ ein stimmiges und packendes Buch, das trotz seiner fast 850 Seiten nie langweilig wird.

Große Literatur darf man sich hier nicht erwarten, sondern vielmehr eine fesselnde Lektüre, die den Leser in eine andere Welt entführt und ihn an grauen Hebst- und Wintertagen kurzweilig unterhält. Und das ist ja immerhin auch schon mal was. Man mag Fantasybücher, oder man mag sie eben nicht. Fantasy-Fans jedenfalls werden „Die Weisheit des Feuers“ verschlingen – da bin ich mir sicher.

So heißt es jetzt wahrscheinlich drei weitere Jahre warten, bis der letzte Teil von „Eragon“ in unseren Händen liegen wird und wir erfahren, wie die Gegenüberstellung von Eragon und Saphira mit Galbatorix genau abläuft. Denn dass diese aufeinandertreffen werden, dürfte klar sein. Soll ich raten wie es ausgeht? Eragon und Saphira werden die Verluste von Gefährten beklagen müssen, selbst an Macht verlieren, aber letztendlich den Kampf gewinnen – anders war es beim letzten Harry-Potter-Band ja auch nicht. (Ja, so voraussehbar ist das Genre Fantasy in der Regel – aber vielleicht irre ich mich komplett …) Im Nachwort von Band drei verspricht Christopher Paolini jedenfalls, dass die Saga zu einem fulminanten und spannenden Schluss kommen wird. Und darauf bin – trotz der Vorahnungen vom Ende – nicht nur ich gespannt …

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(Ulf Cronenberg, 15.11.2008)

Kommentare (0)

  1. Birgit Höffmann

    Nein, ich fand das Buch beim Lesen zunehmend schlechter Es widert mich einfach an, wie Paolini seine ganze Fantasie einsetzt, um immer neue brutale Szenen zu erfinden. Als ob er ein Ventil bräuchte. Eine Art Ballerspiel unter einem Deckmantel. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Band 4 noch lesen werde. Man kann auch spannend schreiben, ohne ekelerregend sein zu müssen.
    Ich habe mich so ziemlich aus den gleichen Gründen wie Sie auf Jugendbücher eingeschossen: für die Schule, aber auch für mich. Als Jahrgang 45 werde ich bald viel Zeit haben und wahrscheinlich trotzdem Jugenbücher lesen.
    Ihre Seite habe ich schon oft Schülern empfohlen. Und selbst gute Tipps erhalten. Wenn ich auch nicht immer der gleichen Meinung bin, z. B. bei Eragon.

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    1. Ulf Cronenberg

      Liebe Frau Höffmann,
      ich kann Ihre Kritik an „Eragon“ gut verstehen. Ein bisschen geht es mir dabei auch so – aber vielleicht reagiere ich nicht ganz so entsetzt wie Sie auf die Gewaltdarstellungen. Das mag auch daran liegen, dass ich, weil ich doch einiges jünger bin, medial anders groß geworden bin. Irgendwie scheinen Schlachten und Kämpfe zu Fantasy-Epen dazuzugehören.
      Ansonsten: Vielen Dank für das Weiterempfehlen der Buchbesprechungen! Dann mache ich das wenigstens nicht umsonst.
      Viele Grüße
      Ulf Cronenberg

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  2. Anonyme Kritik

    Liebe Frau Höffmann,
    Lieber Herr Cronenberg,

    ich bin 13 Jahre alt und habe „Eragon“ gelesen, so wie ich auch „Der Herr der Ringe“ gelesen habe! Ich finde das die „brutalen Szenen“ eher einen Anreiz geben weiter zu lesen, und dass man es nicht als VENTIL bezeichnen kann, wenn einem etwas erklärt wird.
    Ich habe das Buch meinem Cousin und meiner Tante empfohlen und sie sind ebenfalls in dessen Bann gezogen worden. Bei „Der Herr der Ringe“ beschweren sich auch Leute, dass Frodo der Finger abgebissen wird. Aber dort wird wiederum erwähnt, dass J.R.R. Tolkien den Krieg miterlebt hat. Bei „Eragon“ ist der Krieg eigentlich nebensächlich, es handelt sich eher um Familienbande, alte Konflikte und Liebe, wenn auch hoffnungslose Liebe!
    Ich empfehle mich …
    (Anonym)

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  3. Susanne

    Lieber Herr Cronenberg,

    ich stimme mit Frau Höffmann überein. Paolini versucht mit einem Rezept aus Gewalt, Depression und vorhersehbaren Handlungen sein anfangs gutes Werk zu vollenden.
    Das Buch reduziert sich auf die übersteigerte Darstellung von Bluttaten, Abscheulichkeiten und seelischen Abgründen.
    Besonders schockiert hat mich die Szene „Probe der langen Messer“, nicht weil ich zart besaitet bin, sondern weil Paolini hier auf ein Klischee zurückgreift, das bei Jugendlichen oft als Modeerscheinung zu finden ist. Derartiges als Ruhmestat darzustellen, ist abscheulich, ja fast pervers. Des Weiteren finde ich die immer größere Ausdehnung des Romans, sehr ermüdend, so wird man abgehalten, sich ein oder mehrere Bände noch einmal durchzulesen und sie als fantastische Erzählung im Gedächtnis zu behalten.
    Wovon ich allerdings begeistert bin, sind die Möglichkeiten der Magie, die Paolini hier beschreibt und aufführt. So etwas ist tatsächlich ein Novum in der Fantasyliteratur.

    Grüße Susann

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    1. Ulf Cronenberg

      Hallo Susanne,
      ich freue mich ja, wenn Buchbesprechungen zu solchen Diskussionen führen – und, wie gesagt, auch für meinen Geschmack hätte es ein bisschen weniger Gewalt, auch getan. Die Gewalt hat in Fantasy-Büchern irgendwie immer die Funktion, dass Figuren in den Büchern daraus gestärkt hervorgehen, und es ist schade, dass immer dieses Mittel dazu gewählt wird. Als gäbe es nicht auch andere Dinge, an denen man wachsen kann … Dennoch fesseln Bücher wie „Eragon“ viele jugendliche Leser (oft schon in viel zu jungen Jahren – ich kenne 10-Jährige, die Eragon gelesen haben) – ich glaube, dass das ein Ersatz für unsere inzwischen oft etwas erlebnisarme Spielwelt ist, die so medial geprägt ist. Und die mediale Gewöhnung an Gewalt trägt sicherlich auch dazu bei, dass Jugendliche sie nicht mehr als abschreckend erleben. Das ist sicher nicht gut. Aber damit auseinandersetzen muss man sich schon – und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger.

      Viele Grüße, Ulf

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  4. Ann-Kathrin

    Lieber Herr Cronenberg,
    ich stimme Ihnen in Ihrer Meinung überhaupt nicht zu, sondern eher der anonymen Kritik und finde es schade, dass Kinder nicht nach ihrer Meinung (z.B. bei Buchbesprechungen wie dieser hier) gefragt werden, denn diese werden meist unterschätzt. Kinder können in solchen „gewalttätigen“ Büchern Dinge erleben, die sie selbst nie machen könnten, dürften oder sollten. Außerdem gilt es einige Kulturen, in denen diese Mutproben tatsächlich als Aufnahmeprüfung gelten, also ist es gar nicht so abwegig, dass Paolini in der Probe der langen Messer Nasuada ihren Arm aufschlitzen lässt. Und da Nasuada das weibliche Oberhaupt der Varden ist, musste sie jawohl eine Mutprobe bestehen.
    Viele Grüße,
    Ann-Kathrin

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    1. Ulf Cronenberg

      Hallo Ann-Kathrin,

      ich finde, wie gesagt, die Diskussion gut – und hier in den Kommentaren können Kinder und Jugendliche ja auch ihre Meinung äußern. Aber dass ich vor der Veröffentlichung einer Buchbesprechung dann noch Jugendliche nach ihrer Meinung frage, geht dann doch nicht. Die Buchbesprechungen sind – deswegen steht da am Ende auch mein Name – meine ganz persönliche Einschätzung von Büchern. Und ich freue mich ja, wenn jemand was anderes drüber denkt und das hier schreibt, so lange es auch ein bisschen (wie bei dir z. B.) begründet wird.

      Viele Grüße, Ulf

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  6. Tobias

    Ich finde „Eragon“ gut und schließe mich bei der anonymen Aussage an. Ich habe die Bücher jetzt schon dreimal gelesen und freue mich schon auf den vierten Band. Die brutalen Szenen gehören zu so einem Buch dazu, weil es ja darum geht, Galbatorix zu besiegen – und dazu gehören auch Schlachten und Mutproben.
    Freundliche Grüße, Tobias

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  7. Baur

    Das macht doch einen Fantasyroman erst aus: Erlebniswelten zwischen Gut und Böse, und mittendrin der naive Eragon, der sich erst einmal ausbalancieren muss!

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  8. Orik

    Ich finde „Eragon“ nicht wegen der brutalen Szenen gut, sondern wegen der Verbundenheit zwischen Drache und Reiter. Dadurch, dass Paolini auch aus Sicht von Roran, Nasuada usw. geschrieben hat, wird die Sache noch spannender. Die brutalen Szenen finde ich auch nicht super, aber Paolini beschreibt einen Krieg in seinem Buch, und Kriege sind grausam!

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  9. Schuppenwedler

    Ich kann Orik nur zustimmen. Wenn die Kämpfe ganz harmlos und spaßig dargestellt würden, wäre das dann nicht massive Gewaltverherrlichung? Schließlich setzt sich das Buch abseits der Kämpfe sehr mit dem Thema Gewalt und Krieg auseinander, was man von vielen Büchern nicht gerade behaupten kann.
    „Immer wenn wir jemanden töten, töten wir auch ein Stück von uns selbst.“ (S. 229, Z. 7f – gebundene Ausgabe)

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  10. Dina

    Ich finde es erstaunlich und beeindruckend, wie unterschiedlich Meinungen doch sein können. Ich persönlich muss ganz ehrlich sagen, dass ich maßlos enttäuscht war und mich als Fan der Buchreihe um mein Geld betrogen gefühlt habe. Ich weiß, dass dies vermutlich sehr übertrieben klingt, und vielleicht ist es das ja auch, aber ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob CP nicht einfach des Geldes wegen aus einer Trilogie noch eben schnell, auf der Welle des Erfolges schwimmend, eine Tetralogie geschustert hat.
    Ja, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es so war. Denn ganz ehrlich, und um es brutal auszudrücken, das meiste in diesem Buch ist Bockmist und ich kann es nicht anders sagen. Nein, ich fühle mich gezwungen, das zu sagen – und das, obwohl ich Fan erster Stunde bin … oder war.
    847 Seiten voll mit Nebencharakteren, die ich schon im zweiten Band störend fand, mir im dritten aber letztendlich alle verbliebenen Nerven geraubt haben, die vielen bereits erwähnten brutalen Szenen und viel … unheimlich viel Blabla.
    Dies ist meine ehrliche Kritik an dem Buch „Eragon und die Weisheit des Feuers“, die ich einfach loswerden musste. Ich finde es stilistisch wie auch inhaltlich mangelhaft, um es in einer Schulnote auszudrücken, und das Tragische an der Geschichte ist, dass ich mir den vierten Teil höchstwahrscheinlich dennoch kaufen werde, denn nichtsdestotrotz möchte oder muss ich wissen, wie die Geschichte um Eragon, die doch so toll angefangen hat, enden wird.

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