(Carlsen-Verlag 2008, 221 Seiten)
Mal Peet hat mit „Keeper“ meiner Meinung nach das bisher beste Fußball-Jugendbuch geschrieben, das ich kenne: eine packende Story, die er mit etwas magischen Elementen und einer spannenden Rahmenhandlung garniert. Jetzt legt Mal Peet mit seinem zweiten Jugendbuch „Penalty“ (zu deutsch: „Elfmeter“) nach, das mit „Keeper“ eine Hauptfigur gemeinsam hat, ansonsten aber anspruchsvoller (daher auch die höhere Lesealter-Empfehlung für das Buch) geschrieben ist.
Inhalt:
Paul Faustino, der bekannteste Fußballreporter des Landes, hat sich eine Auszeit genommen, um sein Buch über El Gato, die Hauptfigur aus „Keeper“, zu schreiben. Er recherchiert für sein Buch gerade in San Juan, als sich etwas Ungewöhnliches ereignet. Brujito, der junge Star des Fußballvereins von San Juan, verschießt in einem Spiel einen Elfmeter und wird daraufhin von dem Trainer ausgewechselt. Der begnadete Fußballspieler verschwindet anschließend in der Kabine und selbst mehrere Tage danach fehlt von ihm jede Spur.
Die Zeitungen gehen davon aus, dass Brujito entführt wurde. Paul Faustino verflucht einerseits, dass er im Urlaub ist und sich somit des großen Themas, das durch alle Zeitungen geht, nicht annehmen kann (vor allem da die anderen Zeitungen nur Mist zu schreiben scheinen); andererseits ist er auch froh, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Doch dann wird er unerwarteterweise in die Angelegenheit hineingezogen.
Als ein Journalisten-Kollege, der einen Artikel über Brujitos Verschwinden geschrieben hat – Paul Faustino hatte mit dem Kollegen kurz zuvor noch gesprochen –, tot, mit einem Voodoo-Messer ermordet aufgefunden wird, ahnt der Journalist, dass sich hinter dem Verschwinden des jungen Fußballstars mehr verbirgt, als zunächst angenommen wurde. All das weckt seinen Journalisten-Instinkt – und unversehens ist Paul Faustino doch mit der Sache befasst, weil er nicht locker lassen kann. Doch er ahnt nicht, dass einige heftige Dinge auf ihn zukommen: Denn Brujitos Verschwinden hat etwas mit einer Voodoo-Religion zu tun. So wird Paul Faustino mit einer Welt konfrontiert, mit der er eigentlich nichts zu tun haben will …
Bewertung:
Ich habe es oben schon angedeutet: „Penalty“ ist nicht einfach nur eine Fortsetzung von „Keeper“, sondern lehnt sich nur durch die Hauptperson Paul Faustinos, der auch in „Keeper“ eine Rolle spielt, an das letzte Buch von Mal Peet an. „Penalty“ ist vor allem schwieriger zu lesen und somit würde ich das Buch Jugendlichen erst ab 14 Jahren (und nicht wie „Keeper“ ab 11 Jahren) empfehlen.
Der höhere Anspruch von „Penalty“ resultiert vor allem aus zwei Dingen: Die Geschichte um das Verschwinden Brujitos ist zum einen deutlich komplexer erzählt – sie hat mehrere Erzählstränge, von denen man lange nicht genau weiß, was sie miteinander zu tun haben. Zum anderen ist das Buch sprachlich auch wesentlich anspruchsvoller. Letzteres muss man Mal Peet wirklich zugutehalten: Es ist beeindruckend, mit welcher Stilsicherheit der englische Autor (die Übersetzung stammt übrigens von Eike Schönfeldt) schreibt. Ich habe beim Lesen immer wieder gestaunt, mit welchen sprachlichen Bildern (Metaphern wie Vergleichen) der Autor die Landschaft, die Stimmungen und die Gefühle der Menschen beschreibt. Das ist hohe Kunst – zumal all die sprachlichen Bilder nie abgedroschen oder abgeschaut wirken.
Die Geschichte an sich ist ebenfalls kunstvoll erzählt. Insgesamt finde ich, dass der Erzählstrang um Paul Faustino der packendere ist, auch wenn der andere Erzählstrang, der von der Sklaverei auf Zuckerrohrplantagen handelt, nicht wesentlich weniger spannend ist. Allerdings werden hier viele Voodoo-Rituale beschrieben, die ein bisschen unheimlich und ungewöhnlich sind. Für westliche Leser öffnet sich eine Welt, die man so nicht kennt. Dass beide Erzählstränge am Ende zusammengeführt werden, wurde schon gesagt – was sie jedoch miteinander zu tun haben, sei hier nicht verraten.
Fazit:
5 von 5 Punkten. „Penalty“ ist ein tolles Buch – auch wenn es von seiner Eindrücklichkeit nicht ganz an „Keeper“ herankommt und etwas esoterischer wirkt. Liest man die Buch-Kapitel über Paul Faustino, so kommen alte „Keeper“-Gefühle auf und man wird an das tolle Fußball-Buch erinnert. Doch es ist Mal Peet zugute zu halten, dass er eben nicht einfach nur eine Fortsetzung seines Erfolgromans geschrieben hat, sondern sich mit „Penalty“ über eine reine Fußballgeschichte hinauswagt.
Bewundert habe ich beim Lesen des Buches Mal Peets sprachliche Treffsicherheit. Selten bekommt man ein Buch in die Hand, das so bravourös mit sprachlichen Bildern spielt. Bei Büchern über das Thema Fußball würde man so etwas eigentlich nicht erwarten. Doch mit „Penalty“ hat Mal Peet gezeigt, was in ihm als Autor steckt.
Wer vor gut zwei Jahren „Keeper“ begeistert aus der Hand gelegt hat, der kann sich – in den zwei Jahren ist man ja auch als 11- oder 12-jähriger reifer geworden – auch an „Penalty“ wagen. Lohnend ist das allemal.
(Ulf Cronenberg, 27.10.2008)
Übrigens: Interessant fand ich – wie im Nachwort des Autors zu lesen ist –, dass Mal Peet vor dem Schreiben von „Keeper“ nie in Südamerika war. Das hätte ich nicht gedacht … Bevor er mit „Penalty“ angefangen hat, unternahm er jedoch eine vierwöchige Reise nach Südamerika. Vielleicht geht es deswegen diesmal auch nicht nur um Fußball – auch wenn der Autor betont, dass die Voodoo-Rituale, die in dem Buch vorkommen, nicht irgendeiner bekannten südamerikanischen Religion entsprechen. Sie wurden von ihm selbst erdacht.
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Ich hab das Buch aus einer Bibliothek ausgeliehen und muss darüber einen Vortrag für die Schule schreiben. Doch ich verstand die Geschichte nicht richtig und hörte einfach auf zu lesen. Ich hätte lieber ein anderes Buch nehmen sollen …
Ja, „Penalty“ ist kein einfaches Buch und weniger zugänglich als „Keeper“ von Mal Peet. Mit den ganzen Voodoo-Sachen ist das zum Teil etwas verwirrend.
Also, ich habe die Zusammenhänge im Buch lange nicht so ganz verstanden. Dann ich auf die Idee gekommen, nach einer Zusammenfassung zu suchen. Als ich nach langer Suche auf diese Webseite kam, konnte ich die Geschichte am Schluss doch noch nachvollziehen und verstehen. Nachdem ich das Buch nachvollziehen konnte, kann ich es nur weiter empfehlen!
Ich kann mich den Kommentaren nur anschließen, wenn gesagt wird, dass es teilweise schwer ist, die Zusammenhänge zu verstehen. Denn der Autor wechselt teilweise übergangslos die Themen. Da wird Voodoo-Zauber vermischt mit Fußball. Das sensible Thema des Sklavenhandels wird ebenfalls aufgegriffen. Etwas Krimi, etwas Mystery. Was die Altersempfehlung anbelangt, würde ich sie frühestens mit 14 Jahren veranschlagen, allein schon wegen der geschilderten Grausamkeiten beim Sklavenhandel.
Es ist zwar schon über drei Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe, aber viel haften geblieben ist davon nicht. Dagegen kann ich mich noch an Bücher erinnern, die ich vor zehn Jahren gelesen habe, wenn sie wirklich gut waren.