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Buchbesprechung: Nick Hornby “Slam”

Cover HornbyLesealter 14+(Kiepenheuer & Witsch 2008, 301 Seiten)

Lange ist es her, dass ich von Nick Hornby etwas gelesen habe. „High Fidelty“, das 1995 auf Deutsch erschienen ist, war das … „Slam“, das neueste Buch des Engländers, der Fußball und Rockmusik mag, ist eigentlich nicht als Jugendbuch, sondern als normales Erwachsenen-Buch auf den Markt gebracht worden. Aber da die Hauptpersonen des Romans Jugendliche sind und es noch dazu um ein heikles Thema geht (nämlich mit 17 Jahren Vater bzw. Mutter werden), ist „Slam“ durchaus auch ein Buch für Jugendliche.

Vincent, 17, Vater” von Christine Fehér, das ich erst kürzlich gelesen habe, hat ein ziemlich ähnliches Thema, aber sehr angetan war ich von dem Buch nicht – schon damals hat mich ein Kommentar unter der Buchbesprechung auf „Slam“ hingewiesen. Und wirklich: Die Grundsituation ist fast die gleiche wie in Christine Fehérs Roman, doch die beiden Autoren gehen sehr unterschiedlich mit dem Thema um.

Inhalt:

Sam, der leidenschaftlicher Skater ist, lernt Alicia auf einer Party kennen, zu der seine Mutter, die gerade mal 32 Jahre alt ist, eingeladen wurde. Sams Mutter meinte schon vor der Party, dass Alicia, die Tochter der Gastgeberin, ihm gefallen würde – doch das hat Sam eher misstrauisch als neugierig gemacht.

Als er Alicia dann sieht, kommt er jedoch mit ihr ins Gespräch, und nachdem er sie zunächst für ein eingebildetes Mädchen gehalten und ihr das auch gesagt hat, verflüchtigt sich dieser Eindruck. Die beiden verstehen sich sehr gut. Es dauert nicht lange, bis die beiden ein Paar sind, und von da ab verbringen sie ihre gesamte Zeit miteinander.

Doch dann sind die beiden beim Miteinanderschlafen unachtsam – und kurz darauf ist Alicia schwanger. Als Sam davon erfährt, reagiert er kopflos. Er setzt sich in den nächstbesten Zug und fährt nach Hastings an die Küste, um dort unterzutauchen. Doch schon nach zwei Tagen ist er wieder zurück und stellt sich der Situation. Einfach ist das alles jedoch nicht: Da gibt es die Vorbehalte, Bedenken und guten Ratschläge ihrer Eltern, dann den Geburtsvorbereitungskurs mit lauter viel älteren Ehepaaren – und nicht zuletzt kriselt es auch in der Beziehung zwischen Sam und Alicia, die sich immer öfter streiten und schließlich sogar aus dem Weg gehen …

Bewertung:

Wenn man jemandem eine Empfehlung geben will, welches Buch man als Jugendlicher über das Thema „frühe Elternschaft“ lesen sollte, dann würde ich ganz klar Nick Hornbys „Slam“ nennen. Es ist weniger belehrend als Christine Fehérs Buch, stattdessen lockerer geschrieben, ohne jedoch die schwierige Lebenssituation von Sam und Alicia zu verschweigen oder zu verharmlosen. Es sind viele Schwierigkeiten, mit denen die beiden zu kämpfen haben, und sie werden in dem Buch genau beschrieben. Alicia wie Sam wissen nur zu gut, wie schwer es ist, ihre Beziehung nach der ungewollten Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.

Nick Hornby gelingt es, das Buch auch deswegen unterhaltsam zu gestalten, weil er Sam immer wieder mit dessen großen Skater-Vorbild Tony Hawks in Gedanken sprechen lässt. Das sind teilweise witzige Gespräche (Selbstgespräche müsste man sie eigentlich nennen) – das, was Tony Hawks da von sich gibt, sind (ein geschickter Schachzug des Autors) größtenteils Zitate aus der Autobiografie des bekannten Skaters.

Und dennoch: Restlos begeistert war ich von „Slam“ nicht. Alicia z.B. bleibt mir als Figur immer ein wenig zu blass – und irgendwie gilt das auch für die anderen Figuren in dem Buch. Nick Hornbys Roman fehlt die große Kunst der Figurenzeichnung. Und auch die Umgebung wird eher oberflächlich beschrieben und bleibt immer etwas farblos – man kann sich die Räume, die Orte und Figuren einfach nicht so richtig bildlich beim Lesen vorstellen. Sicher, Nick Hornby schreibt unterhaltsam, aber über die fehlende literarische Finesse helfen auch die witzigen Einfällen Nick Hornbys (und davon gibt es einige) nicht ganz hinweg.

Fazit:

4 von 5 Punkten. Das Buch hat zweifelsohne sein Herz auf dem richtigen Fleck. Es berichtet von den Schwierigkeiten einer junger Elternschaft, es zeigt, wie die Umwelt darauf reagiert – aber es fehlt ein wenig die Zuspitzung, die „Slam“ zu einem wirklich herausragenden Buch gemacht hätte. Mir ist das Buch, was das Literarische angeht, nicht raffiniert genug. Die Figuren bleiben ebenso wie die Situationen und die Umgebung ein wenig zu blass und einen Tick zu brav.

Nick Hornby hat damit zwar das beste Buch geschrieben, bei dem es um das Thema junge Elternschaft geht, das ich kenne – aber man könnte es noch besser machen. Meine Lektüre von „High Fidelty“ ist Jahre her – aber das frühere Buch von Nick Hornby hat mir damals besser gefallen …

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(Ulf Cronenberg, 21.09.2008)

Kommentare (0)

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  2. Klausina Vagino

    Ich habe das Buch nur gelesen, weil es Matthias Schweighöfer gelesen hat.
    Jedoch: Es hat mir gefallen … interessant.

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  3. Simon

    Vielen Dank für die Zusammenfassung … Muss das leider in der Schule lesen.

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    1. Ulf Cronenberg

      Na ja, es gibt Schlimmeres, Simon … 🙂

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  4. Alex

    Also ich muss sagen, ich begreife nicht so ganz genau, wie man ein solch langweiliges Buch so sehr loben kann. Auch ich musste dieses Buch in der Schule lesen (allerdings auf Englisch) und bin regelmäßig vor Langeweile eingeschlafen.

    Wenn ein Buch über Probleme der Jugend geschrieben wird, so sollte es doch wenigstens Ansätze von Spannung enthalten – oder liege ich hier völlig falsch? Sollen nicht eigentlich Jugendliche dadurch zum Denken angeregt werden?

    Naja. Sollte ich einmal Schlafprobleme bekommen, weiß ich jetzt wenigstens, wie ich diese lösen kann.

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    1. Ulf Cronenberg

      Hallo Alex,

      ich kann schon verstehen, was und warum du das schreibst. Nick Hornby schreibt eben doch eher Bücher für Erwachsene, und viele Jugendliche dürfte das mitunter langweilig sein. Das ist ja auch kein ausgewiesenes Jugendbuch.

      Trotzdem ist „Slam“ zumindest ein Roman, in dem es um das Thema „ungewollte Schwangerschaft“ geht – und darüber gibt es nicht viel taugliches. Deswegen kann man Slam da auch mal loben …

      Viele Grüße, Ulf

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  5. Matthias

    Ich musste das Buch auch in der Schule lesen … (auf Englisch.)
    Ich fand es anfangs nicht so schlecht, bis Sam nach Hastings ging – ab dann dann wurde ich auch von der Schlafkrankheit überfallen!
    Obwohl „A long way down“ keine so guten Bewertungen bekommen hat, finde ich das Buch auf lange Sicht besser leserlich … (über die Story und das Ende kann man jedoch auch streiten)
    Na ja, aber wen das Thema interessiert, der hat mit „Slam“ sicher seine Freude!

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  7. Hanna

    Ich muss das Buch auch in der Schule lesen und ich finde es nicht sonderlich spannend oder interessant. Ich habe schon vor diesem Buch mehrere Bücher über Schwangerschaft im Jugendalter gelesen, die spannender waren. Jedoch ist die Sprache simpel, denn wir lesen das ebenfalls auf Englisch.

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  8. Hendrik

    Wir haben das Buch im Englisch-LK zwischen „Macbeth“ und „Brave New World“ („Schöne Neue Welt“) gelesen und ich war ziemlich dankbar dafür.
    Im Vergleich zum alten Englisch von Macbeth, dem technischen Gefasel am Anfang und den verworrenen Stellen im Weiteren, war das Buch wie Schokolade.
    Einfach zu lesen, nicht zu lang und „neu“. Hat mir gefallen.

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  9. lu

    Eines der langweiligsten Bücher, die ich im letzten Jahr gelesen habe, obwohl das Thema mehr hätte hergeben können. Ich wurde stark enttäuscht, obwohl ich es fertig lesen wollte, da ich hoffte, dass es noch besser wird – konnte aber nach hundert Seiten echt nicht weiter lesen.
    Schade ;-(

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