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Kurzrezension: Michael Wallner "Die Zeit des Skorpions"

Cover WallnerLesealter 12+(cbj-Verlag 2008, 316 Seiten)

Bücher, die die negativen Auswirkungen des Klimawandels zum Thema machen, sind anscheinend gerade „in“. Man sieht, dass Jugendbücher aktuelle Themen, die in den Medien und in der Öffentlichkeit diskutiert werden, aufgreifen und widerspiegeln.

Auch im ersten Jugendbuch des österreichischen Autors Michael Wallner spielt eine zukünftige Klimakatastrophe eine Rolle – obwohl man das bei dem Buchtitel nicht vermuten würde. Das Buch spielt in der nahen Zukunft, und der Klimawandel hat so einiges verändert:

Die Gebiete südlich der Alpen sind nur noch eine einzige große Wüstenlandschaft, während die Länder nördlich der Alpen ein mittelmeerähnliches Klima haben. Tonia lebt mit ihren Geschwistern und ihren Eltern in einem kleinen Dorf in Italien, und das Leben ist wegen des Wassermangels äußerst beschwerlich. Bei einem Erdbeben kommt Tonias Vater ums Leben – und Tonias Mutter ist gezwungen, den reichen Doktor Drexel zu heiraten, der schon mehrere Frauen hat. Ohne dessen Schutz wäre die Familie angesichts der widrigen Lebensbedingungen in Italien verloren. Doch Tonia soll nicht von Dr. Drexel mit aufgenommen werde – sie muss für sich selbst sorgen; und das Mädchen sieht seine Chance, als zwei geheimnisvolle Tuareg (Männer eines Wüstenvolks) den Geistlichen des Dorfes besuchen. Diese suchen mutige Männer, die ihnen folgen.

In ihrer Verzweiflung schneidet die 14-jährige Tonia ihr lockiges Haar ab und verkleidet sich mit dem Klamotten ihres Vaters als Junge. Nach einigem Hin und Her gelingt es Tonia, von den beiden Tuareg mitgenommen zu werden.

Erst nach und nach bekommt Tonia mit, dass die beiden in einer geheimen Mission für die Kirche unterwegs sind: Es geht darum, mit Hilfe eines geheimnisvollen Quaders, der das Skorpionzeichen trägt, die südlichen Länder wieder mit Wasser zu versorgen. Doch dem Geheimnis des Skorpion-Quaders sind auch andere hinterher – für Tonia beginnt ein gefährliches und aufregendes Abenteuer.

„Die Zeit des Skorpions“ ist ein Abenteuerbuch – das merkt man schon an der Inhaltsangabe -, ein Jugendroman, der mit ein bisschen Science-Fiction und Fantasy angereichert ist. Die mystischen Elemente kommen allerdings nicht gleich am Anfang des Buches, sondern erst später ins Spiel – und zwar, als der Skorpion-Quader eine Rolle zu beginnen spielt. Außerdem verfügen die Tuareg über wahrsagerische und telepathische Fähigkeiten – ein weiteres Fantasy-Element …

Für meinen Geschmack hat sich Michael Wallner damit ein bisschen zu weit über die Grenze des Möglichen hinausgewagt. Mussten neben den Science-Fiction- auch noch die Fantasy-Elemente ins Buch kommen? Nicht, dass das Buch schlecht ist – nein, ein fesselnder Abenteuerroman ist das allemal. Und die Personen und Intrigen versprechen ebenfalls Spannung. Aber ein richtig gutes Buch, das sich von ähnlichen Büchern abhebt, wäre „Die Zeit des Skorpions“ geworden, wenn Michael Wallner nicht beide Elemente miteinander verschmolzen hätte, sondern beim Science-Fiction-Roman geblieben wäre. Ein plausibles und packendes Abenteuerbuch über die Probleme des Klimawandels – das wäre es gewesen …

Fazit:

3 von 5 Punkten. Schade, Gelegenheit verpasst – würde ich resümieren. Anstatt auf das spannende Thema Klimakatastrophe zu vertrauen, flicht Michael Wallner noch Fantasy-Elemente in sein Buch ein – und das genau lässt das Buch leider ein bisschen im Schatten der vielen anderen Fantasy- und Abenteuerromane verschwinden.

„Die Zeit des Skorpions“ ist ein spannend geschriebenes Buch – die Dramaturgie stimmt, die Figuren sind interessant (allen voran die Tuareg). Aber das nötige Etwas fehlt eben leider trotzdem, um von einem richtig guten Buch zu sprechen.

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(Ulf Cronenberg, 08.09.2008)


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