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Buchbesprechung: Holly-Jane Rahlens "Mein kleines großes Leben"

Cover RahlensLesealter 12+(rororo rotfuchs 2008, 268 Seiten)

Was für ein schrilles Buch-Cover! Wie schon bei Holly-Jane Rahlens letztem Buch „Wie man richtig küsst„, dessen Buchumschlag ich jedoch etwas kitschig fand, fällt es zumindest auf … Und diesmal gefällt mir das Titelbild deutlich besser.

Das Buch-Cover verrät, wenn man genauer hinschaut, wo es in Holly-Jane Rahlens neuem Buch „Mein kleines großes Leben“ lang geht: zurück in die 60-er Jahre, als das Fernsehen noch schwarzweiß war, es Vinyl-Schallplatten und keine CDs gab. Und auch die Mädchenbeine, so wie sie abgebildet sind, haben – das werdet ihr gleich sehen – etwas mit dem Buch zu tun … Also, ab ins New York zur Zeit John F. Kennedys.

Inhalt:

Susie Scheinwald lebt mit ihren Eltern sowie ihrer Schwester Wendy in New York – es sind die 60-er Jahre, in denen verrückte Frisuren wie der Bienenkorb (engl. Beehive) und ausgefallene Klamotten angesagt sind. Susie und ihre drei besten Freundinnen Becky, Elaine und Judy verbringen viel Zeit miteinander, interessieren sich für Jungen und versuchen, ihr Leben zu genießen.

Doch nicht alles läuft für Susie gut. Zum einen hat sie Klumpfüße und muss orthopädische Schuhe tragen, während derer sie nicht selten von anderen gehänselt wird. Zum anderen haben ihr Eltern, seit Susies Vater arbeitslos geworden ist, große Geldsorgen und können die Miete nicht mehr bezahlen. Die Eltern streiten viel deswegen, und Susies Vater hat zwar einen neuen Job als Verkäufer der Encyclopaedia Britannica gefunden – aber richtig Geld verdient er damit auch nicht.

Susie ist unsterblich in Mark Lieberman verliebt, seit sie für ihren Vater eine Krawatte im Laden von dessen Onkel gekauft hat und ihm dort begegnet ist. Doch Mark ist als gut aussehender Kapitän der schulischen Basketball-Mannschaft von Mädchen umschwärmt. Nicht nur die hübsche Priscilla hat ein Auge auf ihn geworfen, sondern auch Susies Freundin Becky. Doch die Gunst Marks zu gewinnen, scheint für Susie aussichtslos – bis sie eine besondere Gelegenheit bekommt. Die Cheerleaders der Schule suchen ein neues Mitglied, und Susie will sich bewerben, denn die Cheerleaders treten bei jedem Basketballspiel auf, so dass Mark so vielleicht auf sie aufmerksam wird.

Doch ob Susie die Aufnahmeprüfung für die Cheerleaders schaffen wird, ist angesichts ihrer Fußprobleme mehr als fraglich …

Bewertung:

Eine kleine Zeitreise tritt man in diesem Buch an – in die verrückten 60-er. Und man spürt, dass Holly-Jane Rahlens (nicht umsonst ist sie auch in New York aufgewachsen, wie man in der Wikipedia nachlesen kann) vieles von dem, worüber sie schreibt, selbst erlebt hat. Da scheint doch das ein oder andere autobiografisch zu sein – aber sicher nicht alles. Außerdem gibt es einige Bezüge zu den früheren Büchern von Holly-Jane Rahlens: Den Nachnamen Minsky und den Namen Becky Beckstein kennt man aus früheren Werken der Autorin („Prinz William, Maximilian Minsky und ich“ und „Becky Bernstein goes Berlin“).

„Mein kleines großes Leben“ ist – wie die anderen Bücher, die ich von Holly-Jane Rahlens kenne – gut erzählt: immer wieder witzig und spritzig, es ist durchzogen von guten Einfällen (z. B. das immer wiederkehrende „Schreib das auf, Scheinfeld. Schreib es auf!“). Und dahinter befindet sich trotzdem eine ernstere und tiefere Ebene, in der es um die Probleme eines Mädchens geht, das zu sich selbst finden will und mit familiären Problemen wie der Geldnot zu kämpfen hat.

Dennoch war ich nicht mit allem in diesem Buch zufrieden: Ich persönlich finde es – ich sag es mal drastisch – ein bisschen zu verquasselt. Es wird so viel über die vier Mädchen erzählt – das spiegelt sicher sehr genau das Lebensgfühl der damaligen Zeit wieder –, aber in der Mitte des Buches dreht sich alles ein bisschen um sich selbst und die Geschichte kommt nicht voran. Auch ist es so, dass man kurz nach der Buchmitte schon ziemlich genau ahnt, worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen wird. Und so kam es dann auch. Das hebt nicht gerade die Spannung beim Lesen.

Erst am Ende des Buches (insbesondere im letzten Kapitel) findet das Buch wieder zurück zu seinen Stärken – aber bis dahin ist es leider ab und zu auch eine kleine Durststrecke.

Fazit:

3-einhalb von 5 Punkten. „Mein kleines großes Leben“ hat bei mir einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Das Buch ist gut geschrieben, versetzt den Leser auf gekonnte Art und Weise in eine vergangene Zeit, die es aufleben lässt – aber es ist alles in allem etwas zu weitschweifig.

Ich könnte mir vorstellen, dass Mädchen ab 11, 12 Jahren (die Alterseinstufung des Rowohlt-Verlags mit 9 Jahren finde ich übrigens indiskutabel) mehr Gefallen an dem Buch finden. Aber wenn einem die Mädchen-Bezugsschiene fremd ist, fehlt es dem Buch ein klein wenig an Spannung und an Tragfähigkeit.

„Mein kleines großes Leben“ zählt leider nicht zu Holly-Jane Rahlens besten Büchern. Aber vielleicht ist es wirklich meine Männer-Brille, die mich so urteilen lässt …

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(Ulf Cronenberg, 01.09.2008)


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