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Buchbesprechung: Malorie Blackman "Himmel und Hölle"

Cover BlackmanLesealter 14+(Boje-Verlag 2008, 501 Seiten)

Komische Sachen gibt es: Da landet ein Buch, das im Original schon 2001 erschienen ist, auf einer Times-Liste der „100 Lieblingsbücher aller Zeiten“, wird in Großbritannien 500.000 mal verkauft – und ins Deutsche wird dieses Buch erst im Jahr 2008 übersetzt. Die Rede ist von Malorie Blackmans Jugendbuch „Himmel und Hölle“, das der Boje-Verlag jetzt herausgebracht hat. Von einigen jugendlichen Vorablesern habe ich außerdem gehört, dass diese sehr begeistert von dem Buch gewesen seien – entsprechend gepannt war auch ich auf das Buch.

Inhalt:

Callum und Sephy sind gute Freunde und kennen sich schon von Kindesbeinen an. Doch sie haben es schwer, Freunde zu bleiben – denn ihre Mütter haben sich aus unerklärlichen Gründen zerstritten und wollen deswegen auch nicht mehr, dass ihre Kinder etwas miteinander zu tun haben. Hinzu kommt, dass Callum von den so genannten Zeros (der Unterschicht in dem fiktiven Land, in dem das Buch spielt) abstammt, während Sephy zur Oberschicht der Alphas gehört, die alles in dem Land bestimmen. Die Sklaverei wurde zwar längst abgeschafft, aber den Zeros stehen noch immer nicht die gleichen Bildungschancen und Arbeitsplätze zur Verfügung wie den Alphas. Ihre Rechte sind eingeschränkt.

Sephys Vater spielt in der Politik eine maßgebliche Rolle – er ist Innenminister, und nach außen hin vertritt er zwar eine gemäßigte Haltung, eigentlich möchte er jedoch mit allen politischen Mitteln verhindern, dass die Zeros gleichberechtigt werden. Auch dadurch wird die Freundschaft zwischen Sephy und Callum erschwert.

Als Callum als einer der ersten vier Zero-Jugendlichen in der Stadt in eine bisher nur den Alphas vorbehaltene Highschool gehen darf, spitzt sich alles zu. Callum wird – wie die andere Zero-Schüler – regelrecht gemobbt, und zwar von Mitschülern wie Lehrern. Doch eisern versucht er durchzuhalten, um zu beweisen, dass auch Zeros intelligent und lernwillig sind. Für Sephy ist die neue Situation, dass Callum bei ihr in die Schule geht, äußerst schwierig. Denn einerseits will sie Callum natürlich verteidigen, andererseits zieht sie jedoch damit den Unmut ihrer Alpha-Mitschüler auf sich, die fast ausnahmslos dagegen sind, dass Zeros diese Schule besuchen.

Doch da ist erst der Anfang von dem, was Callum und Sephy erwartet – immer stärker werden sie damit konfrontiert, wie sehr die gesellschaftlichen Ungleichheiten auch ihre Freundschaft beeinträchtigen.

Bewertung:

Nach Lesen des Buches ist es mir noch weniger verständlich, warum dieses Buch nicht schon vorher entdeckt und ins Deutsche übertragen wurde – denn „Himmel und Hölle“ ist ein Buch, das mich begeistert hat. Ein einfaches Buch darf man sich dabei nicht erwarten – dafür passieren zu viele schreckliche Dinge auf ganz verschiedenen Ebenen –, sondern ein Buch, das seine Leser zum Nachdenken anregt und mitfiebern lässt.

Malorie Blackmans Werk ist unter anderem so spannend, weil man eigentlich erst nach vielen Seiten merkt, worin der Unterschied zwischen den Alphas und den Zeros besteht (aber das sei nicht verraten!). Und dann ist man zunächst einmal leicht vor den Kopf gestoßen – merkt dann aber, was für ein interessantes Gedankenspiel sich dahinter verbirgt.

„Himmel und Hölle“ ist ein tragisches und engagiertes Buch, das gesellschaftliche Ungleichheiten kritisiert, zugleich aber auch ein großer Liebesroman – ein „Romeo und Julia“ für Jugendliche. Wie die unterschiedliche Herkunft von Callum und Sephy ihre Freundschaft und Liebe eigentlich unmöglich macht, wie die beiden versuchen, sich – so gut es geht – dagegen zu stemmen, lässt einen als Leser nicht kalt. Ohne große Tragik (wie in Shakespeares Drama), und zwar vom Anfang bis zum Ende, kommt auch diese packende Liebesgeschichte nicht aus – sie geht einem einfach unter die Haut.

Fazit:

5 von 5 Punkten. Malorie Blackmans Buch ist ein kleiner Kosmos, der in einer Parallelwelt zu spielen scheint – einer Welt, in der vieles wie in unserer ist, manches jedoch anders. Aber genau das öffnet den kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Zustände in unserer Zeit.

Die Geschichte von Callum und Sephy, die mehr als fünf Jahre Erzählzeit umfasst und dabei viele schwierige Momente für die beiden behandelt, von ihren Irrungen und Wirrungen berichtet, ist jedenfalls ein ganz besonderes Buch. Man kann nicht anders, als mit den Hauptpersonen mitleiden, sie für manche Taten verachten, an anderer Stelle aber ihren Mut bewundern – es wird beim Leser ein ganzer Reigen höchst unterschiedlicher Gefühle heraufbeschworen. Und das Buch ist so geschrieben, dass man sich eigentlich nicht dagegen wehren kann, in die Geschichte abzutauchen.

Wäre „Himmel und Hölle“ ein Film, so würde ich sagen: „Das ist ganz großes Kino!“ Abgewandelt für Jugendbücher hieße das dann: „Das ist ganz große Jugendliteratur!“ Ja, „Himmel und Hölle“ ist ein tolles Buch und ich war dankbar dafür, dass es nicht schon nach 200 Seiten zu Ende war.

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(Ulf Cronenberg, 30.08.2008)

Kommentare (0)

  1. Resa

    Das tollste Buch, das ich je gelesen habe!

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  2. Anna

    Ich kann mich nur anschließen – ein großartiges und bewegendes Buch. Ich bin gespannt auf die Folgebände!

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  3. Izzy

    Ich finde dieses Buch (und auch den Folgeband „Asche und Glut“) wirklich mehr als gelungen.
    Es ist irgendwie schade, wie wenige Leser auf diese Bücher aufmerksam werden. Dabei finde ich die angesprochenen Themen sehr wichtig und grandios von der Autorin umgesetzt.

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  4. Lilly Imhof-Retterdom

    Dieses Buch ist mein absolutes Lieblingsbuch, es ist eigentlich fast ein bisschen dramatisch geschrieben, aber ein wundervolles Buch. Ein ganz großes Lob an Malorie Blackman! Gute Arbeit!

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  5. Rita

    Oh, mein Gott! Das allerbeste Buch der Welt. Ich hab mir gleich alle Teile gekauft!

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  6. vima

    Ich habe das Buch in England 2006 verschlungen. Eines der besten Jugendbücher in den letzen Jahren!!

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  7. Rue

    Ich finde das Buch einfach großartig! Ich liebe das Ende und habe dabei sogar geweint … es war so schön und dramatisch und furchtbar. Hab alle Teile in ein paar Tagen ausgelesen gehabt.
    „Asche und Glut“ hat mir zwar von der Handlung her nicht so gefallen, ich fand, sie war etwas öde, und vor allem Callum hat mir total gefehlt. Dafür hat „Schachmatt“ das alles wieder ausgeglichen. Vor allem mit dem zweiten Brief. Ich könnte heulen. Er war so schön geschrieben …

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  8. Be

    Ich finde dieses buch sehr erdrückend und werde mir die Folgeteile nicht holen. Ich habe immer bis zum Ende gehofft, dass es ein Happy-End gibt, aber NEIN! Ich bin warscheinlich jemand, der ein Happy-End braucht; deshalb sind das keine Bücher für mich …

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