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Buchbesprechung: Janet Lee Carey "Drachenkuss"

Cover CareyLesealter 12+(Kosmos-Verlag 2008, 371 Seiten)

Vergleichsweise dünne Fantasy-Romane, die nicht gleich als mehrbändige Werke angelegt sind, gibt es nicht so oft. Fantasy-Bücher sind für ihre epische Breite, – ja, man könnte sagen: für die Erschaffung eines kleinen Universums in Buchform – bekannt. Aber manchmal (vor allem, wenn man noch so viele andere Bücher auf seinem Lesetisch liegen hat) ist es wohltuend, wenn man in eine Fantasy-Welt eintauchen kann, ohne immer gleich 800 Seiten und zwei weitere Bände lesen zu müssen. „Drachenkuss“ von Janet Lee Carey, einer amerikanischen Schriftstellerin, die in der Nähe von Seattle lebt, ist so ein kleiner Fantasy-Happen, den ich mir angeschaut habe.

Inhalt:

Der große Zauberer Merlin machte vor langer Zeit eine Prophezeiung über die 21. Königin auf Wilde Island, einer Insel, die dazu diente, dorthin immer wieder Kriminelle zu verbannen. Zur Zeit Merlins wurde auch eine Schwester des berühmten König Artus auf die Insel verstoßen, und sie gründete dort ein neues Königreich.

600 Jahre später wird auf der Insel Rosalind als Prinzessin geboren – und an ihr soll sich die Prohezeiung als 21. Königin erfüllen, die besagt, dass mit ihr der langwährende Krieg zu Ende gehen soll und der Ruhm der Verstoßenen-Insel wiederhergestellt würde. Doch Rosalind ist mit einem Mal zur Welt gekommen: Der Ringfinger ihrer linken Hand ist kein gewöhnlicher Finger, sondern sieht aus wie die Kralle eines Drachens.

Rosalinds Mutter versucht seit Jahren, diesen Makel geheim zu halten, würde er sicher von anderen als ein Zeichen für Hexerei angesehen werden. Und wirklich: Ganz mit rechten Dingen ist Rosalind mit ihrer Drachenklaue nicht auf die Welt gekommen – ihre Mutter verschweigt jedoch das Geheimnis um Rosalinds Mal und tut alles dafür, dass niemand davon etwas mitbekommt. So muss Rosalind auch immer goldene Handschuhe tragen.

Die Bewohner von Wilde Island werden regelmäßig von einem riesigen Drachen heimgesucht, der die Menschen in Angst und Schrecken versetzt und schon viele Menschen getötet hat – darunter auch Vertraute von Rosalind. Und als er wieder einmal in Wilde Island sein Unwesen treibt, passiert etwas Ungewöhnliches. Er schnappt sich zwar Rosalind, doch anstatt sie wie andere Menschen zu töten und zu verschlingen, hält er sie in seinen Klauen, um sie schließlich wieder freizulassen. Doch dies ist nicht Rosalinds letzte Begegnung mit dem Drachen, der sie schon bald zu sich holt…

Bewertung:

Ein ungewöhnlicher Fantasy-Roman ist das am Anfang auf jeden Fall, da er zur Zeit des Mittelalters und damit erst einmal fast wie ein historischer Roman beginnt. Als dann der Drache auftaucht, stellt sich doch noch das typische Fantasy-Feeling ein, auch wenn außer den Drachen in dem Buch kaum Fantasy-Elemente vorhanden sind.

Als Rosalind schließlich dem Drachen begegnet (was ein Weilchen dauert), hat mir das Buch, das ich am Anfang als etwas gewöhnungsbedürftig empfunden habe, zunehmend besser gefallen. Die Geschichte um Rosalind spitzt sich zu und wird von Seite zu Seite spannender und interessanter. Hätte ich am Anfang noch gezögert, von einem guten Buch zu sprechen, so fällt mir das nach dem Lesen des gesamten Buches nicht mehr schwer. „Drachenkuss“ hat seinen ganz besonderen Reiz.

Und der liegt meiner Meinung nach vor allem darin, dass in der zweiten Hälfte des Buches die Drachen eine Hauptrolle spielen. Wie Rosalind schließlich auf die Dracheninsel verschleppt wird (dies und die folgenden Dinge kann man leider nicht loben, wenn man nicht ein bisschen was über den Buchinhalt verrät), um die Nachkommen des Drachen zu versorgen, wie das Mädchen in dieser schweren Zeit durchzuhalten versucht und wie schließlich zwischen den Drachen und Rosalind doch noch so etwas wie Zuneigung entsteht – das ist eine anrührende Geschichte.

Fazit:

4-einhalb von 5 Punkten. „Drachenkuss“ ist ein kurzweiliges und stimmiges Fantasy-Buch, das etwas braucht, bis es in Fahrt kommt, dann aber eine besondere Geschichte erzählt. Drachen sind einfach – daher tauchen sie ja auch in so vielen Fantasy-Romanen auf – faszinierende Wesen, und in Janet Lee Careys Buch wird eine besonders schöne Geschichte über sie erzählt.

„Drachenkuss“ dürfte wegen der weiblichen Hauptfigur insbesondere Mädchen (ab 11 bis 12 Jahren) gefallen – aber für jüngere Fantasy- und Drachen-Fans ist es, egal ob Junge oder Mädchen, ein Muss.

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(Ulf Cronenberg, 24.08.2008)

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